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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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selten vor, dass Ramón Berenguer einen Nichtadligen aufforderte, sich in seiner Gegenwart zu setzen.
    »Erklärt das näher, mein guter Bernat.«
    »Bedenkt, Herr Graf, dass Ihr eine beträchtliche Geldsumme erhalten habt, die Ihr sicher verwahren müsst, solange Ihr sie nicht für die Zahlungen bestimmt, die Ihr zu leisten habt.«
    »Ihr sagt mir nichts Neues. Zweifelt nicht daran, dass sie hier im Schloss gut aufgehoben ist.«

    »Das ist selbstverständlich, Herr Graf, doch sobald Ihr Euren Verpflichtungen nachkommt, bringt Euch dieses Geld keinerlei Gewinn mehr.«
    »Was schlagt Ihr vor?«, fragte der Graf interessiert.
    »Nun, Herr Graf, wenn Ihr Euch bemüht, Eure Zahlungen so lange wie möglich hinauszuschieben und die Maravedis bei den jüdischen Geldverleihern hinterlegt, können sie Zinsen abwerfen, ein Gewinn, der jedem guten Christen verboten ist.«
    Berenguer starrte ihn wissbegierig an.
    »Wie steht es mit der Sicherheit?«
    »Der Keller des Vorstehers der Juden, Baruch Benvenist, ist weit und breit bekannt. Eure Familie hat ihn immer benutzt. Ich kann Euch versichern, dass das Geld dort zuverlässiger als im Schloss aufbewahrt ist.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Wenn es zu einem Unglück kommt, wie etwa zu einer Feuersbrunst, übernehmen er und seine Leute die Verantwortung für die dort hinterlegten Kapitalien.«
    »Eure Idee gefällt mir.«
    »Nun, da gibt es noch mehr.«
    »Sprecht weiter.«
    »Falls es Euch gelingt, Eure Zahlungen ein Jahr hinauszuschieben, wird sich Euer Kapital so vermehren, dass, wenn die Frist abläuft, ein außerordentlich hoher Betrag zusammengekommen ist, der Euch einen stattlichen Überschuss sichert.«
    Die Augen des Grafen funkelten habgierig.
    »Das ist sehr gut, mein lieber Ratgeber.«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Was fällt Euch sonst noch ein?«
    »Gebt acht, Herr. Wenn Euch die Bürger der anderen Mittelmeerstädte kennen lernen, wird sich das vorteilhaft für Euer Geschlecht auswirken, denn je mehr Leute von der Bedeutung der Berenguers wissen, desto größer wird das Ansehen des Hauses Barcelona sein.«
    Der Graf achtete aufmerksam auf die Worte seines Ratgebers, was diesen aufs Höchste befriedigte.
    »Wie lässt sich das erreichen?«
    »Hat nicht Euer Vater den Juden das Recht gewährt, Geld zu prägen?«
    »Gewiss.«

    »Dann ordnet an, dass sie die Maravedis des Mauren einschmelzen, und verpflichtet sie, eine Münze mit Eurem Profil auf der einen Seite und dem Stadtwappen auf der anderen zu prägen. Ihr werdet nicht persönlich durch die Welt reisen, wohl aber Euer Bild, und es wird für Wohlstand und Geschäfte sorgen. Dafür wird man Euch segnen und Eurer so gedenken, wie Ihr es verdient.«
    »Bernat, ich habe Euch immer für einen hellsichtigen und scharfsinnigen Menschen gehalten, der sich auf Zahlen versteht. Aber wenn diese Idee so gelingt, wie Ihr sagt, dürft Ihr es für sicher halten, dass Ihr einen Adelstitel verdient habt. Es wird allmählich Zeit, dass man durch seinen Verstand und nicht durch einen Krieg in den Adel aufsteigt.«
    »Ihr überwältigt mich, Herr Graf.« »Macht Euch eifrig an diese Aufgabe, ohne Zeit zu verlieren. Unterdessen beschäftige ich mich damit, so viele Zahlungen wie möglich unter dem Vorwand hinauszuzögern, dass ich gerade eine Münze präge, die das Ereignis feiert.«
    »So wird es sein. Und zweifelt nicht daran, dass ich stattliche Zinsen aus dem Juden heraushole. Diese Maravedis werden Euch einen saftigen Gewinn bringen.«

90
    Die Sorgen Baruchs
     
    D ie Zusammenkunft fand im Haus Benvenists statt, den man in diesem Jahr zum Vorsteher der Geldverleiher ernannt hatte; dieses Amt übte er nun zusammen mit dem des Dayan im Call aus. Er hatte Martí und Eudald eingeladen, um ihnen etwas höchst Wichtiges mitzuteilen.
    Während beide im Arbeitszimmer auf die Ankunft ihres Gastgebers warteten, unterhielten sie sich über die Themen, die Stadtgespräch waren und die in gewisser Weise mit ihnen zu tun hatten.
    »Unterwegs hat mich Gräfin Almodis nach Euch gefragt und mich beauftragt, Euch mitzuteilen, dass sie wünscht, Euch am Freitagmittag im Schloss zu sehen«, sagte Eudald in einem Ton, der nicht verheimlichen konnte, wie stolz er auf seinen Schützling war.
    »Diese Ehre überrascht mich. Ich glaube nicht, dass ich sie verdiene. Außerdem habe ich in diesen Tagen mit nichts zu tun, was sie betrifft.«
    »Aus dem Ton, in dem sie es gesagt hat, schließe ich, dass es etwas für Euch Günstiges ist. Wie viele

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