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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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bindet sie zu einem Buch.»
    Johannes überlegte einen Moment.
«Aber vielleicht ist es auch nicht nötig, die Zeichnungen zu haben, denn die Abweichungen von der Symmetrie sind eindeutig. Ich glaube nicht, dass es da noch auf die genauen Längenmaße ankommt.»
«Du sagst, dein Meister habe dich darauf hingewiesen, dass sich im Grundriss der Kathedrale das Geheimnis der Templer finden lasse», sagte Jordanus. «Hältst du das für wahrscheinlich?»
«Die Abweichung von der Symmetrie muss symbolische Bedeutung haben. Die Templer verstehen es meisterhaft, ihr Wissen in Symbolen zu verbergen. So wird es unzugänglich für alle, die nicht eingeweiht sind. Jacques bat mich, auch hier in Loccum die Klosterkirche zu vermessen und ihren Grundriss mit dem von Laon zu vergleichen. Ich habe nie etwas Ungewöhnliches in unserer Kirche entdeckt, aber vielleicht findet sich bei genauem Hinsehen tatsächlich eine Besonderheit, die ich früher nicht erkennen konnte, weil ich noch nicht über die Kenntnisse der Templer verfügte.»
«Man müsste die Kirche ausmessen und eine Zeichnung anfertigen. Wenn du willst, helfe ich dir dabei.»
Johannes nickte.
«Du kennst den Abt besser als ich und kannst mit ihm sprechen. Eine Messung darf nicht ohne seine Zustimmung erfolgen.»
Jordanus versprach, die Erlaubnis einzuholen.
Zwei Tage später bat der Abt Johannes zu sich und teilte ihm mit, dass er keine Einwände gegen eine Vermessung der Klosterkirche habe, betonte aber auch, dass diese Arbeiten unauffällig vollzogen und die Ergebnisse vorerst noch nicht öffentlich gemacht werden sollten. Johannes war dankbar für diese Entscheidung. Zugleich verwunderten ihn die Auflagen des Abtes, die er fast wortgleich auch vom Ordensmeister in Laon erhalten hatte.
Noch am gleichen Tag machte er sich auf zur Klosterkirche. Er ging die Säulen des Innenhofs entlang und erreichte die Pforte des Kirchenschiffs. Kurz wandte er seinen Blick nach links zum Lesegang. Über dem Platz des Abtes erblickte er den Adler, der einen kleinen Vogel in den Krallen hielt. Ein uraltes Symbol war hier in den Stein gearbeitet: Der Adler trägt sein Junges zur Sonne empor, um es in das grelle Licht blicken zu lassen. Nur jene Jungen, die den Anblick der Sonne ertragen können, erweisen sich als würdig, aufgezogen zu werden. Sollte es ihm, Johannes, mit dem Geheimnis der Templer ähnlich gehen? Würde er beim Anblick der Wahrheit erblinden? Oder würde er ein Adler werden?
Er schritt zur Pforte, über der er wie viele Male zuvor die Inschrift las: Hier ist nichts anderes als Gottes Haus. Hier ist die Pforte des Himmels.
Johannes blieb kurz stehen. Dann öffnete er die schwere Holztür und betrat den Kirchenraum.
Er begann mit den Messungen im Chorbereich und arbeitete sich zur Vierung vor. Jordanus wurde ihm dabei zu einer großen Hilfe, denn im Kirchenraum war es inzwischen so kalt, dass man dort nicht längere Zeit verweilen konnte, ohne dass die Finger froren und das Aufzeichnen der Ergebnisse zur Qual wurde. Während er die Kathedrale von Laon in wenigen Tagen vermessen hatte, benötigte er nun allein eine Woche für den Chor und die Querschiffe. In der zweiten Woche machten sich Jordanus und Johannes an das Hauptschiff und die Seitenschiffe. Der Lettner, der den Bereich der Herrenmönche von dem der Laienmönche trennte, bereitete ihnen bei den Messungen einige Probleme. Westlich des Lettners durften sie nur arbeiten, wenn sichergestellt war, dass niemand von den Laienbrüdern sich dort aufhielt.
Am Chor hatte Johannes keinerlei Besonderheiten bemerkt. Im Gegensatz zur Kathedrale von Laon war dieser Raum nicht verlängert, sondern passte harmonisch zur Vierung und zum Querschiff. Das ließ sich auch ohne Messungen leicht daran erkennen, dass das Kreuzjoch der Decke des Chores ebenso groß war wie die entsprechenden Kreuzjoche der Vierung und des Querschiffes. Das Hauptschiff hatte die Fläche von vier Kreuzjochen, und so entstand ein Grundriss, der in äußerster Präzision das Symbol des Kreuzes bildete. Die Kirche war in Abmessungen und Ausführungen auf das Nötige reduziert. Sie sollte der Ort für die Gebete der Mönche sein, mehr nicht. Dennoch konnte Johannes nicht sagen, dass dieses Gebäude weniger auf ihn wirkte als die Kathedrale von Laon. Zugleich wurde es für Johannes von Tag zu Tag unwahrscheinlicher, etwas Außergewöhnliches zu entdecken. Auch die Zahlen bestätigten den Eindruck des Auges: Gleichmaß, kaum Abweichungen, völlige Einhaltung der

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