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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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verwundert an.
«Erkennst du mich nicht?», fragte Johannes.
Der Mann blickte noch immer ungläubig.
«Junge!», rief er und lief dem Reiter entgegen.
Er umarmte seinen Sohn und hielt ihn so fest, als wolle er ihn nie wieder loslassen.
«Vater!», war das einzige, was Johannes vor Freude hervorbrachte.
Vom Feld her war ein weiterer Mann herbeigelaufen. Außer Atem blieb er stehen.
«Johannes!», rief er. «Johannes. Du bist zurück!»
«Hermann!»
Auch die beiden Brüder fielen sich in die Arme.
«Du bist zurück. Ich wage es kaum zu glauben.»
«Ja, da bin ich. Welche Freude, wieder bei euch zu sein.»
Dann erblickte Johannes im Eingang zur Diele die junge Frau, die vor ihm geflüchtet war.
«Das ist Marta», sagte Hermann.
Zögernd kam die junge Frau auf ihn zu.
«Ich wusste nicht …», sagte sie unsicher.
«Wie solltest du», sagte Johannes. «Aber ich sehe, mein Bruder ist nun ein glücklicher Mann.»
Marta lächelte, als sie das hörte, und blickte zu Hermann. Der stand etwas abseits und sah zu Boden.
«Du weißt noch nicht alles …», sagte er zögernd. Johannes wandte sich um.
«Wo ist Mutter?», fragte er.
Auch der Vater blickte betroffen hinüber zum Feld. «Sie ist nicht mehr unter uns.»
«Was ist geschehen?», fragte Johannes leise.
«Sie bekam ein Fieber. Drei Tage lang.»
Johannes blickte seinen Vater an, doch eigentlich sah er durch ihn hindurch. Für einen Moment schwiegen alle.
«Sie hat von dir gesprochen, in den letzten Stunden», sagte der Vater mit ruhiger Stimme.
«Wir haben ihr versichert, dass es dir bestimmt gut geht und dass du bald zurückkehren würdest.»
Johannes nickte, wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich griff er die Zügel des Pferdes, führte es zum Stall und band es vor dem Tor fest. Dann legte er sein Gepäck auf den Boden und kam zurück zu den beiden Männern und der jungen Frau. Erneut umarmte er seinen Vater.
Dann nahm ihn der Schmerz ganz gefangen.
    Als Johannes am Abend seine Geschichte erzählte, hörten die anderen gebannt zu. Nur selten unterbrachen sie ihn mit einer Frage. Gegen Mitternacht hatte er noch immer nicht alles berichtet, aber sie waren müde geworden und beschlossen, schlafen zu gehen und morgen mehr zu hören.
    In dieser Nacht schlief Johannes traumlos. Und als er am Morgen aufwachte, hatte er für einen Moment das Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Doch dann wurde ihm erneut bewusst, dass seine Mutter nicht mehr lebte. Es war nicht mehr wie früher. Was würde er dafür geben, sich einmal noch von ihr verabschieden zu können. «Es gibt nur einen richtigen Weg», hatte Jacques gesagt. «Jenen, den wir tatsächlich gehen.» Aber war das so? Gab es überhaupt richtige Wege? War es nicht eher so, dass jeder Weg auch ein falscher Weg war?
    Johannes erwachte endgültig, als er Stimmen im Hof hörte. Wenig später saß er gemeinsam mit seinem Vater, mit Hermann und Marta am Tisch und aß mit ihnen.
    Als die Sonne schon hoch am Himmel stand, saßen sie noch immer dort, und Johannes erzählte von der Zeit in Laon, von den prächtigen Bauwerken und von dem Leben in diesem fernen Land. Nur Marie erwähnte er nicht.
    Dann beschloss er aufzubrechen. Sie ließen ihn erst gehen, als er versprochen hatte, bald wiederzukommen. Er befestigte die wenigen Dinge, die er mit sich führte, am Sattel, verabschiedete sich herzlich von seinem Vater, von Hermann und Marta, bestieg das Pferd, blickte noch einmal zurück und erhob die Hand zum Gruß.
    Dann begann er den letzten Teil seiner Reise. Der Weg nach Loccum durch Moorgebiet und dichten Wald erwies sich als verwirrend. Johannes hatte ihn gut gekannt, doch nun musste er mehrmals absteigen, um sich zu orientieren. Schließlich erreichte er die Quelle. Dort machte er Halt und ließ das Pferd trinken.
    Bei Einbruch der Dunkelheit erblickte er die Umrisse der Klosteranlage: die Kirche mit dem Dachreiter, die angrenzenden Gebäude und dahinter die Kornspeicher.
    Er erreichte das Haupttor, stieg vom Pferd und schlug mit der Faust kräftig gegen das Holz der Pforte. Kurze Zeit später öffnete sich eine kleine Luke. Ein Mann schaute hindurch, blickte den Ankömmling erstaunt an und schloss die Luke wieder. Dann öffnete sich das große Tor. Ein Mönch trat heraus, blieb in der Pforte stehen und kniete vor dem Reiter nieder.
    «Hoher Herr», sagte er. «Verzeiht. Ich muss Euch zunächst beim Abt anmelden.»
    «Ihr seid noch nicht lange in diesem Kloster», stellte Johannes fest.
Der Mann erhob sich und betrachtete

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