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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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nacheinander das Schwert, den Bogen und das weiße Gewand des Reiters.
«Ihr habt recht. Wen darf ich melden?», fragte er.
«Sagt dem Abt, Johannes sei gekommen.»
Der Mönch erhob sich und ging davon, ohne weitere Fragen zu stellen, nicht jedoch ohne zuvor die Pforte zu schließen.
Johannes musste eine Zeitlang warten. Er erinnerte sich daran, wie es war, als er zum ersten Mal an dieser Stelle stand. Er hatte sich gefragt, warum es nötig sei, Gott ein Haus zu bauen. Inzwischen wusste er, dass es nicht für Gott gebaut war, sondern um der Menschen willen, die dieses Haus nötig hatten, um Gott nahe zu sein.
Dann öffnete sich die Pforte. Ein Mönch in hellgrauer Kutte trat heraus und begrüßte Johannes ebenfalls mit einem Kniefall. Dann erhob er sich und kam freudestrahlend auf ihn zu.
«Jordanus!», rief Johannes, umarmte seinen alten Freund und gab ihm den Bruderkuss.
«Es ist viel geschehen. So viel zu berichten …», sagte er, nicht fähig weiterzusprechen.
«Das glaube ich», erwiderte Jordanus und sah Johannes voll Freude an. «Ich bin gespannt. Doch zunächst bringe ich dich zum Abt. Er heißt dich herzlich willkommen und bittet dich, an diesem heiligen Ort die Waffen abzulegen oder stumpf zu machen.»
Johannes übergab dem Mönch Schwert und Bogen. Gemeinsam durchschritten sie das Tor. Ein weiterer Bruder kam herbei und übernahm das Pferd. Auf dem Weg sah Johannes die zum Himmel emporsteigende Westfassade der Klosterkirche. Die Wohngebäude schlossen sich unmittelbar an. Zur Rechten befand sich das Abtshaus. Von dort kam ihnen ein Mönch in weißer Kutte entgegen. Er umarmte den Ankömmling, küsste ihn brüderlich und blickte ihn voll Freude an.
«Sei willkommen in Christo, Johannes. Schon lange ist kein Vertreter des Tempels an dieses Ende der Welt gekommen.»
«Seid gegrüßt, ehrwürdiger Lefhard. Es war eine lange Reise. Der Großmeister des Tempels entsendet seine herzlichsten Grüße.»
«Ich freue mich, dich wieder bei uns zu haben. Es wird viel zu erzählen geben. Doch zuvor wollen wir dem Herrn für deine Rückkehr danken.»
Er wandte sich an den Mönch, der an der Pforte Einlass gewährt hatte.
«Sorge dafür, dass es Johannes an nichts fehlt, und weise ihm im Dormitorium einen Platz zu, an dem er sich ausruhen kann.»
Der Angesprochene nickte kurz.
Dann betraten die drei Männer das Abtshaus.
Dort berichtete Johannes in aller Kürze über seine Reise und das Schicksal seines Ordens. Die beiden Zuhörer waren sehr überrascht von dem, was sie hörten. Dann nahm Johannes das freundliche Angebot des Abtes an, sich zunächst einige Stunden von seinem Ritt zu erholen, und versprach, an den folgenden Tagen Genaueres zu berichten.
Zur Stunde der Vesper versammelten sich die Mönche in der Klosterkirche. Johannes hatte diese Gebetsstunde häufig genug erlebt, um zu wissen, dass es die Stunde des Lichtanzündens war. Der Kreis des Tages schloss sich. Welche Erfolge, welche Enttäuschungen man auch erlebt hatte, nun war es Zeit, all die widersinnigen Teile eines Tages miteinander zu versöhnen, Vergebung zu erfahren und den Tag, so wie er gewesen war, gehen zu lassen. Und so stand diese Gebetsstunde auch für das Ende seiner Reise.
Seit langer Zeit befand sich Johannes wieder im Chorraum der Klosterkirche und sang gemeinsam mit den Brüdern das Magnificat, den Kern dieser Hora, die Worte, mit denen einst Maria Elisabeth begrüßt hatte: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Nachdem der Gesang verklungen war, hielt der Abt einen Moment inne.
«Lasst uns beten», sagte er.
Die Mönche senkten den Blick und falteten ihre Hände.
«Heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott, der du der Führer der Heiligen bist und die Gerechten auf dem Wege lenkst: Du hast den Engel des Friedens mit deinem Diener Johannes gesendet, dass er ihn zu uns zurückgeleite. Er war ihm ein fröhlicher Begleiter, so dass kein Feind ihn von seinem Wege hinweggerissen hat. Fern war ihm jeder Ansturm des Bösen, nah aber der Heilige Geist. Heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott: Du hast unseren Bruder Johannes begleitet über Bergeshöhen und durch Täler, ihn bewahrt vor den Gefahren der Flüsse und Furten und ihn gut heimgeführt. Dafür danken wir dir.»
Die Mönche antworteten mit einem lang anhaltenden Amen.
Nachdem der Abt den Segen erteilt hatte, kamen die Brüder nacheinander zu Johannes, umarmten ihn und sagten ihm persönliche Worte ihrer Freude.
Dann

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