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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Regal zur Seite gerückt wurde und die Stimmen an Lautstärke zunahmen.
    »Warum ist diese Tür zugestellt?«, fragte einer der Polizisten.
    Emma und ich fassten uns im Dunkeln instinktiv an den Händen.
    »Ich bewahre hier wertvolle Bücher auf«, erklärte Doktor Felman. »Hier auf der Dunklen Seite muss man Wertvolles verstecken.«
    »Geben Sie mir den Schlüssel!«
    »Äh, ich … ich weiß jetzt gar nicht, wo ich ihn hingetan habe …«, sagte Doktor Felman, und schon hörten wir einen derben Tritt gegen die Kellertür. Dann wurde sie mit Dutzenden von Schlägen traktiert, und ich ahnte, dass das Holz nicht mehr lange standhalten würde.
    Emma griff in ihr Baumwollkleid und zog das kleine goldene Messer hervor. »Ich bin bereit!«, flüsterte sie in Richtung Tür.
    In diesem Augenblick kam Leben in meinen Pelzmantel. Als wir oben am Feuer saßen, hatte ich gar nicht mehr an ihn gedacht, weil er dort leicht wie Baumwolle gewesen war. Nun sträubte sich jedes Härchen, der Pelz plusterte sich auf und wurde wieder dick und undurchdringlich wie am Anfang.
    Ähnlich reagierte Emmas Tuch, das sich jetzt wie ein Reptil um ihren Hals schlang. In dem düsteren Licht sah ich, dass sein Muster Pfauenaugen glich. Das Tuch legte sich über das Messer in Emmas Hand, wie um ihr zu sagen: Das nützt nichts. Während sich das Tuch so kräuselte und blähte, hätte ich schwören können, dass manche der »Augen« zwinkerten.
    Mein linker Mantelärmel schloss sich unnachgiebig fest um meinen Arm. Er wollte mir anscheinend sagen: nach links. Hastig blickte ich zur linken Wand des Kellerraumes, die aus Vulkangestein bestand. Ich rannte hinüber, und da ich immer noch Emma an der Hand hielt, zog ich sie mit mir. Mit dem hart gewordenen Pelzärmel schlug ich gegen die Wand. Inzwischen fiel der erste Lichtstrahl durch die ramponierte Kellertür. Als ich den Stiefel eines Polizisten gegen das splitternde Holz treten sah, fuhr meine Hand fast automatisch an den Schwertgriff. Einen Wunsch brauchte ich mir kaum zu überlegen. Wir mussten schleunigst hier raus!
    Langsam entströmte meiner Schwertklinge ein sanft blaues Licht und ein leises Summen, da wusste ich, dass ich mit dem Schwert auf die Wand einschlagen sollte. Gleichzeitig fing auch Emmas Tuch blau zu schimmern an. Die eingewebten Augen zwinkerten und Emma flüsterte mir zu: »Die Augen sehen eine Tür!«
    Das Leuchten der Augen und das blau schimmernde Licht meines Schwertes vereinigten sich zu einem Strahl, der einen kleinen Ausschnitt der linken Kellerwand erhellte. Dort, wo es am hellsten war, schlug ich gegen die Wand, und schon hagelte es Steine. Dann entdeckten wir einen Türknauf.
    Ich griff danach und zog mit aller Kraft, aber nichts rührte sich.
    Emma fasste mit an. In dem nun endgültig zertrümmerten Türrahmen erschien jetzt der erste Polizist. Als ich mich nach ihm umdrehte, stellte ich fest, dass die Kellerdecke von einem Holzbalken gestützt wurde. Ohne nachzudenken, schwang ich mein Schwert und schlug den Balken durch. Krachend stürzten Steine und Mörtel herunter, und ich dachte schon, wir würden alle darunter begraben werden. Doch Emmas Tuch blähte sich auf und bildete eine Art Schirm, der sich hart wie der Panzer einer Schildkröte über unsere Köpfe spannte.
    Schutt prasselte auf unser Schutzdach herab. Und wieder übernahm mein Schwert die Führung: Mit vier blitzschnellen Hieben legte ich die Ränder der verborgenen Tür frei – als wären Wand und Tür eine Kinderzeichnung auf Papier. Ich steckte das Schwert in die Scheide, dann griffen wir noch einmal nach dem Türknauf und zogen. Hinter uns ging eine Lawine aus Holz und Steinen nieder. Emmas Arme mochten zwar dünn sein, aber da ihr der Schrecken unwahrscheinliche Kraft verlieh, schafften wir es schließlich gemeinsam, die Tür zu öffnen. Auf der anderen Seite gähnte uns Dunkelheit entgegen, doch uns blieb keine Wahl. Zuerst kroch Emma, dann ich durch die Öffnung. Ihr Tuch fiel in sich zusammen, bis es nicht größer war als ein Seidentuch, und legte sich wieder flach um ihren Hals.
    Nach einem letzten Blick über die Schulter sah ich einen dicken Polizisten in grüner Uniform und mit staubbedecktem pyramidenförmigem Helm. Noch immer prasselten Schutt und Trümmer in die Kellerdunkelheit. Ich zog die Tür hinter uns zu.
    Die Dunkelheit war jetzt so undurchdringlich, dass wir der Länge nach hinfielen und ins Rutschen kamen. Es ging eine steile Schräge abwärts, ähnlich einer Wasserrutsche in

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