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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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draußen ein erschrecktes Pferd wieherte, sahen der Doktor und Professor Elkkin einander nervös an. Doktor Felman begann, das alte Dokument vorsichtig aufzurollen.
    »Helva Gullkin ist der Vetter von König Will Wolfkin und sein engster Verwandter unter den Fel«, sagte er. »Seit dem Tod des Königs trachtet Gullkin danach, den Thron zu besteigen, und benimmt sich schon jetzt wie der künftige König.«
    »Er bläst sich auf, ist eitel und lässt die Säbel rasseln«, ergänzte Professor Elkkin und nahm die goldenen Kannen vom Tisch, mit denen sie die Ecken der Schriftrolle beschwert hatte. »Er ist bereits in Will Wolfkins königlichen Palast gezogen, was gegen jedes Gesetz verstößt, und besudelt ihn mit seinen Orgien und Festgelagen.«
    Mit zitternden Händen machte sich Doktor Felman daran, die Rolle zusammenzubinden.
    »Schlimmer noch: Er erzwingt Gesetze, mit denen er die Bevölkerung daran hindert, die Fel-Künste auszuüben. Sämtliche Schulen für Magie sind geschlossen. Wir Hüter dürfen die Kunst der Verwandlung jetzt nur noch Gullkin und seinen Handlangern beibringen. Er möchte, dass nur er und seine Soldaten die Kraft der Fel-Künste nutzen können, um jede Rebellion im Volk zu verhindern.«
    Doktor Felman steckte das zusammengerollte Testament wieder in die Walrosshaut.
    »Das Einzige, was jetzt noch zwischen Langjoskull und einer abscheulichen Tyrannei steht, ist der Schwur der Eide .«
    Doktor Felman und Professor Elkkin warfen uns einen forschenden Blick zu, als wollten sie die Wirkung dieser Worte abschätzen. Anscheinend waren sie insgeheim erleichtert, als sie feststellten, dass wir nichts damit anfangen konnten. Doktor Felman schien ohnehin der Meinung, er habe bereits zu viel gesagt. Emma aber stürzte sich auf diesen Ausdruck wie die Katze auf die Maus.
    »Was heißt das? Schwur der Eide ?«, fragte sie.
    Doktor Felman räusperte sich und sah dann Professor Elkkin an.
    »Vielleicht erklären Sie das …«, sagte er und verschwand mit der Rolle unter dem Arm schleunigst im Kamin – wie eine Katze, deren Schwanz brennt. Professor Elkkin holte tief Luft und sah wieder auf das Porträt von Will Wolfkin.
    »Wenn die hundert Trauerjahre vorüber sind, wird nach dem Gesetz der Fel der neue König oder die Königin von Langjoskull ausgerufen. Diesen besonderen Tag nennen wir Schwurtag der Eide .«
    Doktor Felman tauchte mit rußigem Gesicht wieder auf. Er murmelte etwas Unverständliches.
    »An diesem Tag«, fuhr Professor Elkkin fort, »kommen alle Thronanwärter vor dem Volk zusammen und … entscheiden … wer die besten Aussichten hat, der neue Herrscher zu werden.«
    Über das Wort entscheiden ging sie eilig hinweg, als handle es sich um einen morastigen Graben. Kaum war dieser Graben erfolgreich übersprungen, nahm Doktor Felman die Geschichte wieder auf.
    »Doch wie die Dinge stehen, wird Helva Gullkin nach dem Thron greifen, ohne es zu der gesetzlich vorgeschriebenen Herausforderung durch Gegenkandidaten kommen zu lassen. Wir haben jedoch vor, am Schwurtag der Eide das Vermächtnis von Will Wolfkin vorzulegen, zu verlesen und anschließend euch beide dem Volk zu präsentieren.«
    Doktor Felman und Professor Elkkin sahen uns gespannt an und Emma und ich schüttelten ungläubig die Köpfe. Vielleicht waren sie diesen Augenblick in Gedanken schon so oft durchgegangen, dass sie darüber vergessen hatten, wie überaus absurd das alles klang.
    Nach kurzem Schweigen meldete sich Emma zu Wort. »Sie meinen, wir zwei Kinder sollen hier … König und Königin sein?«
    Professor Elkkin und Doktor Felman nickten. Als Emma losprustete, wurde Doktor Felmans Miene plötzlich ärgerlich.
    »Mein liebes Mädchen«, sagte er. »Professor Elkkin und ich haben nahezu siebzig Jahre gebraucht, um in mühevoller Kleinarbeit die Blutlinie von Will Wolfkin und Gwendoline durch die Jahrhunderte hindurch zu verfolgen, und zwar allein mithilfe der Aufzeichnungen und Kirchenbücher der Menschen.«
    »Ich bin nicht Ihr liebes Mädchen«, sagte Emma mit geballter Faust. Doktor Felman fing sich einen wütenden Blick ein.
    »Um dich zu finden, musste Professor Elkkin jahrelang kreuz und quer durch Afrika fahren.«
    Professor Elkkin unterbrach ihn und versuchte, den Doktor zu beschwichtigen, indem sie interessante Fakten ausbreitete. »Hast du gewusst, Emma, dass du von einem schottischen Soldaten abstammst, einem gewissen MacShaffrey?«, sagte sie schnell. »Er ist 1887 mit der britischen Armee nach Afrika gekommen und

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