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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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direkt auf den Lichtkreis zu. Während wir uns in Todesangst aneinanderklammerten, schwollen mein Mantel und Emmas Tuch an und schützten uns vor den rauen Steinwänden im Inneren des Geysirs. Da wir uns zuoberst auf dem Wasserstrahl befanden, brauchten wir nicht den kochend heißen Sprühregen auf unseren Gesichtern zu fürchten, und statt Angst zu haben, schrien wir jetzt vor Begeisterung. Es war ein Gefühl, als würden wir wie zwei Kieselsteinchen von einem Vulkan aus der Erde gespuckt.
    Die wenigen Sekunden, die wir auf Gedeih und Verderb dem Wasserstrahl ausgeliefert waren, schienen eine Ewigkeit zu dauern, aber schließlich wurden wir hinaus ins Tageslicht geschleudert, flogen in verschiedene Richtungen auseinander und landeten in dem warmen schwefelgelben Wasser im Krater der Fontäne. Der herabstürzende Wasserschwall tauchte mich lange unter, doch als der Ausbruch des Geysirs endlich nachließ, trieb ich langsam an die Oberfläche. Das warme Wasser war irgendwie beruhigend. Emma strich das nasse Haar aus ihrem Gesicht und blies sich Wassertropfen von der Nasenspitze.
    Kaum entdeckten wir einander, brachen wir in Gelächter aus. Doch als wir uns umsahen und merkten, wo wir uns befanden, verging uns das Lachen.
    Durch ein weit entferntes Eisfenster fiel in flachem Winkel ein einziger Sonnenstrahl bis hierher, und der war um vieles schwächer als die Lichtstrahlen, die ich über dem Marktplatz gesehen hatte. Ich wusste sofort, dass wir uns hier weit auf der Dunklen Seite befanden.
    Ringsum standen baufällige Behausungen aus Bimsstein und Schiefer, manche zu lang gestreckten Gebäuden angeordnet. Wäsche hing zwischen den Häusern und an den Lavaströmen neben den Straßen spielten Hunderte von Thrull-Kindern.
    Emma und ich blieben im warmen Wasser liegen, stützten uns mit den Ellbogen auf den abschüssigen Kraterrand und beobachteten die Scharen von Thrulls, die auf den Straßen ihren Geschäften nachgingen. Keiner von uns sprach. Die Thrulls, die ich in der Stadt gesehen hatte, waren schwerfällige, unbeholfene Wesen, und wenn sie gingen, wackelte der Boden. Hier wirkten ihre Bewegungen gewandter, ihre Gesichter freundlicher.
    Plötzlich hörten wir hinter uns eine tiefe Stimme.
    »Im Namen des Jerlamar, wer seid denn ihr?«
    Ein Thrull stand am Rand des Geysirkraters, die Fäuste geballt, das Kinn vorgereckt.
    »Wir haben uns verirrt«, stotterte ich und schüttelte warmes Wasser aus meinen Haaren. »Wir sind durch ein Loch gefallen.«
    Der Thrull musterte uns eingehend, sog die Luft ein und prüfte anscheinend den Geruch.
    »Ihr kommt von Doktor Felman«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Ich rieche den Idealismus und ich rieche die Bücher. Außerdem seid ihr Menschen.«
    Wir nickten.
    »Kommt«, sagte er, »hier gibt es keine Geheimnisse mehr. Die Polizei wird bald da sein.«

    Der Thrull stellte sich als Arthur vor. Den Namen, sagte er, habe er von seinem neuen Herrn bekommen, einem Fel-Schmied auf der Hellen Seite. Arthur nahm uns mit in seine Wohnung und kochte auf einem heißen Lavastein schwefelgelbes Wasser. Ein paar Minuten danach gab er uns jedem eine Tasse bitteren Thrull-Tee, der noch scheußlicher schmeckte als der Fel-Tee. Ich kippte meinen heimlich auf den Lehmboden, Emma dagegen trank ihre Tasse wortlos aus.
    Arthurs Zuhause war ein winziges, von Lavaziegeln umschlossenes Rechteck aus Schiefer. Das Dach existierte nur zur Hälfte und die Gischt ferner Geysire ließ ununterbrochen einen feinen warmen Sprühregen auf seine dürftigen Habseligkeiten rieseln. Sein Bett bestand aus Bimsstein und als Tisch diente ihm ein abgeflachter Felsbrocken. Er schien allein zu leben. Selbst in den wenigen Minuten, die ich ihn erst kannte, spürte ich, dass er es nicht gewohnt war, Besuch zu bekommen, und dass er sich auch nicht sonderlich danach sehnte.
    Er nahm aber ein warmes Brot aus dem in ein Lavarinnsal eingebauten Ofen und brach uns ein Stück davon ab. Es schmeckte nach Splitt und Rauch, aber wir aßen es, weil wir nicht unhöflich sein wollten.
    »Ihr also seid die große Hoffnung der Blue Volcanoes – zwei Kinder«, sagte Arthur verächtlich schnaubend, während er seine scharfen Zähne in den Brotkanten schlug.
    »Die Blue was ?«, fragte Emma, und ich meinte, einen flüchtigen Ausdruck von Mitleid auf Arthurs Gesicht zu sehen.
    »Sie haben euch nicht mal erklärt, wer sie sind?«, sagte er, während er sein trockenes Brotstück hinunterschluckte und mit bitterem Tee nachspülte.
    Er

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