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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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stand auf und goss sich nach.
    »Die Blue Volcanoes sind die revolutionäre Organisation in Langjoskull, die überall Angst und Schrecken verbreitet«, sagte er mit einem guten Schuss Ironie. »Vorausgesetzt natürlich, dass man Angst hat vor Intellektuellen, Professoren, Akademikern und Lehrern.«
    Er kam mit seiner Tasse wieder an den Tisch.
    »Sie träumen von einem Fel-Parlament. Sie träumen von Freiheit und Unabhängigkeit für sich und für arme, dumme Thrulls wie mich.«
    Er schnaubte noch einmal, brach sich ein Stück Brot ab und tunkte es in seinen Tee. »In Wirklichkeit sind sie aber mehr daran interessiert, ihre heiß geliebte Fel-Magie zu erhalten, als daran, den Armen zu helfen«, sagte er und schien zu erwarten, dass ich ihm widersprach. Das tat ich nicht.
    Es klopfte an der Tür und Emma und ich erstarrten vor Schreck. Arthur zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Herein«, sagte er und gähnte herzhaft. Ein Thrull-Junge trat ein. Anscheinend wollte er eine Botschaft überbringen, aber als er uns sah, zögerte er.
    »Kannst ruhig reden«, sagte Arthur. »Sie sind vom letzten Strahl der Fontäne hier angespült worden.«
    Der junge Thrull starrte uns lange an und trat dabei nervös von einem Fuß auf den anderen. »Polizeistreife im Anmarsch«, sagte er schließlich. Nachdem er seine Meldung gemacht hatte, blieb er hoffnungsvoll stehen, wartete auf Dank oder Lob, aber als Arthur nichts sagte, verschwand er wieder.
    »Woher weißt du eigentlich von uns?«, fragte ich.
    »Auf der Dunklen Seite gibt es Gerüchte, schon seit Helva Gullkin die Macht übernommen hat. Die Blue Volcanoes haben angekündigt, dass zwei Menschenkinder unter das Eis kommen werden, um uns zu befreien und ein Parlament einzusetzen«, sagte er, wobei er mit einem Ungetüm von Messer zwischen seinen Zähnen herumstocherte. Offenbar fand er die Idee irgendwie kurios.
    »Sie haben versprochen, dass ihr Gullkin am Schwurtag der Eide besiegen werdet.« Er sah mich über seine Messerklinge hinweg an. »Ihr müsst schon verzeihen, aber wir hatten da etwas … Imposanteres erwartet.«
    Ich wollte ihn gern ermutigen, ihm versichern, dass Emma und ich auch nicht gerade die größten Nieten waren.
    »Der Schwurtag der Eide ist der Tag, an dem die Fel ihren neuen König und die Königin wählen«, sagte ich.
    Arthur sah mich verblüfft an.
    »Der Schwur der Eide ist ein Kampf auf Leben und Tod«, erwiderte er dumpf. Als er meinen entsetzten Blick sah, wandte er sich neugierig an Emma.
    »Das haben sie euch also auch nicht gesagt?«
    Emma schlug ihre Fäuste zusammen, allmählich wurde sie wütend.
    »Dann erkläre du uns, was sie nicht gesagt haben«, rief sie. Arthur lachte leise in sich hinein.
    »Es ist eine Zeremonie, das ist schon richtig. Auf einem zugefrorenen See. Im Inneren eines gigantischen Vulkans. Eine Zeremonie, bei der die Thronanwärter ständig andere Gestalten annehmen und mit Klauen und Zähnen aufeinander losgehen …«
    Er merkte, dass uns jede neue Information mit größerem Schrecken erfüllte, aber das stachelte ihn nur an, seine Schilderung immer lebhafter auszumalen und seine Stimme drohend zu senken.
    »Die Menge brüllt nach Blut und das bekommt sie auch zu sehen. Literweise. Die Kontrahenten verwandeln sich in Bären, Tiger und andere wilde Tiere aus den schwärzesten Winkeln der Fantasie. Und erst, wenn einer von ihnen steif und tot auf dem Eis liegt, wird der Sieger ausgerufen und der neue König vereidigt.«
    Ich räusperte mich. Emma hatte inzwischen ihr goldenes Messer in der Hand. Allein schon die Rede von Kampf versetzte sie in Alarmbereitschaft. Ich ahnte, dass Emma wahrscheinlich ihr Leben lang gekämpft hatte und dass sie schon jetzt eine große Kriegerin war. Ich dagegen war ein großer Träumer. Ich legte die Hand um Emmas Hand, um die Waffe zu verdecken.
    »Ich glaube, wir sprechen von verschiedenen Dingen«, sagte ich. Arthur tunkte sein Brot in den Tee und schüttelte den Kopf.
    »Nä«, sagte er und schlürfte genüsslich. »Ihr seid hier, um Helva Gullkin herauszufordern und einen Kampf mit magischen Mitteln um den Thron von Langjoskull zu bestreiten. Einen Kampf auf Leben und Tod.«
    Arthur machte es offenbar Spaß, Illusionen zu zertrümmern, so wie es manchen Leuten Spaß macht, in die Bläschen einer Luftpolsterfolie zu stechen. Als er aber Emmas mörderischen Blick sah, machte er einen kleinen Rückzieher.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Meine alte Freundin ›Wahrheit‹. Sie taucht immer dann

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