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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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war ein kleiner Stall mit einer Tür aus Häuten.
    Arthur zog sie zur Seite und da sah ich im Halbdunkel zwei braune Augenpaare.
    Arthur ging in den dunklen Stall, und als er wieder auftauchte, führte er zwei schwarze Islandponys an den Mähnen. Sie bockten und traten aus, aber Arthur war so stark, dass er jedes mit einer Hand festhalten konnte.
    »Sitzt auf«, sagte er. »Sie wissen, wohin sie laufen sollen.«
    Ich packte die Mähne des Ponys neben mir und schwang mich auf seinen Rücken. Da ich noch nie auf einem Pferd gesessen hatte, schlang ich einfach die Arme um seinen Hals. Emma hatte Schwierigkeiten beim Aufsteigen, weil ihr Pony dauernd ausschlug. Da hob Arthur sie mit einer Hand hoch und setzte sie auf den Pferderücken.
    »Jetzt lauft!«, schrie er.
    Er trat zur Seite und die Pferde preschten los. Einen Augenblick später waren wir schon auf der Straße, die Pferde wirbelten Staub und Steinchen auf und scheuchten nach allen Seiten Kinder auseinander.
    Die Ponys liefen in Richtung der hellen Stadtseite, was ich verrückt fand, aber wir hatten keine Kontrolle über sie. Seite an Seite rannten sie im gleichen Takt ihrer Schritte auf ein unbekanntes Ziel zu. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Emma die Zähne zusammenbiss, damit sie nicht aufeinanderschlagen konnten. Meine ersten Schritte waren nichts im Vergleich mit diesem ersten Ritt. Ich spürte den harten Boden unter den Pferdehufen in jedem Knochen. Es dauerte nicht lange, da wurde der Mantel unter mir dicker, und ich sah, dass sich auch Emmas Tuch zu einer Art Sattel zurechtschob.
    Jetzt war das Reiten bequemer und Emma warf mir vom Rücken ihres galoppierenden Ponys einen kurzen Blick zu. Sie lächelte. Mit der kleinen Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sah sie wie ein fröhlich-freches Kind aus. Ich hatte in den letzten Tagen viele neue Gefühle kennengelernt, aber das Gefühl, das ich bei Emmas Lächeln hatte, war das beste von allen.
    Meine kleine Schwester, dachte ich.

11. Kapitel
    A ls wir das weiße Bimssteingebäude der Universität erreichten, wurden die Ponys langsamer und blieben schließlich stehen. Emma und ich rutschten von den Pferderücken. Wir befanden uns auf einem kleinen Weg, der durch eine Fontäne und eine Statue dem Blick von der Straße verborgen blieb. Die Ponys schienen dieses Versteck in voller Absicht gewählt zu haben.
    Mein ganzer Körper fühlte sich an, als hätte man ihn unter ein Tuch gesteckt und dann mit einem Holzhammer daraufgeschlagen.
    »Alles in Ordnung, Emma?«, fragte ich stöhnend.
    »Nein. Ich glaube, ich habe mir alles gebrochen bis auf die Zunge.«
    Wir sahen einander in die Augen. War in all den abenteuerlichen Träumen in meinem Rollstuhl je eine Schwester oder ein Bruder vorgekommen? Oder wenigstens ein Vetter? Hatte ich mir je vorgestellt, wie das wäre? Ich fragte mich, ob Emma ähnliche Gedanken hatte.
    »Hallo, Toby! Pass auf, ich habe noch mal über deinen Namen nachgedacht. Ich finde nämlich, Toby passt wirklich nicht.«
    Plötzlich war Egil aus einer dunklen Mauernische getreten. Er trug ein hellgrünes Gewand mit aufgenähten Silbersternen, aber das war nicht das Erstaunlichste an ihm. Das wirklich Erstaunliche an Egil war, dass er seine unbändige schwarze Haarflut zu zwei dicken Hörnern toupiert hatte, die vom Kopf abstanden. Er sah aus wie ein junger unterernährter Büffel.
    »Ich habe gedacht, dein neuer Name sollte Brythnold lauten«, sagte er und kaute dabei auf einem Rentierknochen. »Was meinst du? Das riecht nach Holzlack und großen Tischen.«
    »Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich keinen neuen Namen will«, sagte ich. »Und auch noch Brythnold ! Das hört sich ja an, wie wenn einer das Niesen unterdrücken will.«
    Egil zuckte mit den Schultern, dann wandte er sich an Emma und machte eine Verbeugung. Ihr Gesicht lag im Halbdunkel.
    »Hallo, Emma«, sagte er und ließ ein charmantes Lächeln in seinen grünen Augen aufblitzen. »Bei all den Polizisten in Großvaters Haus hatten wir kaum Gelegenheit, miteinander zu reden. Ich bin Egil. Ex-Kater. In der Rückentwicklungsphase.«
    Misstrauisch reichte ihm Emma die Hand. Egil ging zu unseren erschöpften Ponys und sprach in sachlichem Ton mit dem Pferd, das ich geritten hatte.
    »Gut gemacht, Gletta«, sagte er und wandte sich dann an Emmas Pferd. »Du auch, Kolaa.« Er blies in ihre Nüstern und sie schnaubten zurück. »Lauft jetzt nach Hause und sagt Arthur, diesem Rohling, dass er in Zukunft besser auf seine Gäste aufpassen

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