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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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gibt so viel verschiedene. Manche zischen, andere knallen, manche machen Peng, wieder andere knistern und manche spucken Feuer. Manche sind nur so groß wie ein Fingernagel und sind doch die schlimmsten, manche sind offen und laut und andere hinterhältig. Und außerdem, eine Waffe hat ja jeder von euch schon.«
    Egil deutete auf die Tasche in Emmas Kleid, in der ihr goldenes Messer steckte.
    »Alle staunen, dass jemand, der dem Jerlamar so unvertraut ist, schon eine derartige Vergünstigung bekommt«, sagte er, und Emma wirkte ein bisschen verlegen.
    »Du bist dir wahrscheinlich nicht im Klaren darüber, aber dein Ziermesserchen ist eine der mächtigsten Waffen, die es gibt, und sie hat dich gefunden, kaum dass du zu uns unter das Eis gekommen bist.«
    Ich fühlte mich wieder mal unbehaglich. Anscheinend war ich bereits das Schlusslicht in einer Klasse mit zwei Schülern. Emma schien unsicher, was sie mit Egils Erklärung anfangen sollte.
    »Es ist doch nur ein Messer, das ich unter einem alten Wagenrad gefunden habe. Unterwegs, als ich mit Professor Elkkin zur dunklen Seite gegangen bin«, sagte sie.
    Egil wischte sich mit dem Ärmel Soßenreste vom Mund. »Trotzdem hast du es mit Hoffnung erfüllt. Du hast dem Messer vertraut, obwohl es für einen wirklich erfolgreichen Kampf eindeutig zu klein ist. Du hast ihm Macht gegeben, indem du an es geglaubt hast. Und du hast begriffen, dass der Glaube ein wichtiger Teil der Fel-Kunst ist.«
    Egil sah mich an und lächelte.
    »Aber nun sieh dir den armen Toby an, ganz verstört ist er, dass er nicht auch so ein Messer hat. Hier, nimm das hier …«
    Egil hielt mir das Messer hin, mit dem er gerade sein Fleisch geschnitten hatte. Ich dachte, er wolle mich veralbern. Er hörte zu essen auf und warf mir einen bohrenden Blick zu. In seinen großen grünen Augen spiegelte sich der zuckende Feuerschein. Ich erwartete eine seiner dämlichen Bemerkungen, aber er sprach in todernstem Ton weiter.
    »Jetzt, wo euer Unterricht beginnt, müsst ihr wissen, Toby und Emma, dass ihr euch hier an einem gefährlichen Ort befindet und dass ihr aus allem, was passiert, etwas lernen müsst.«
    Blitzschnell drehte er das Messer um und stieß es in die Tischplatte. Emma und ich schnappten erschrocken nach Luft. Das Messer steckte fest.
    »Die Waffen selbst sind nicht wichtig. Wichtig ist, was in eurem Inneren vorgeht. Die Macht kommt allein von eurem Glauben, den ihr in die Dinge setzt«, sagte er.
    Auf einmal war Egil seinem Großvater viel ähnlicher als vorher. Der Stoß in die Tischplatte war wie der Punkt am Ende eines Satzes. Etwas hatte sich geändert. Während Egil immer noch unverwandt in meine Augen starrte, erschien plötzlich ein großer Riss in der dicken Holzplatte. Er fing dort an, wo Egil das Messer hineingestoßen hatte, und breitete sich rasch über die ganze Länge des Tisches aus. Emma und ich sprangen auf, um den beiden Hälften auszuweichen, die jetzt krachend zu Boden stürzten. Die eine Hälfte des Tisches lag vor Emmas Füßen, die andere Hälfte vor meinen. Egil saß seelenruhig an der Stirnseite. Das Geschirr war zu Boden gefallen und das Essen bildete eine Lache um unsere Füße.
    Mit einer Serviette wischte sich Egil über den Mund und stand auf. Er hatte wieder sein albernes Grinsegesicht aufgesetzt und machte eine schwungvolle Geste mit seiner langen dürren Hand.
    »Von jetzt an«, sagte er, »rechnet immer mit dem Unerwarteten!«

13. Kapitel
    U nser Unterricht in den Fel-Künsten begann früh am nächsten Morgen mit einer kurzen Einführung von Doktor Felman. Wir saßen miteinander an der heißen Quelle. In der Nähe lag ein Felsbrocken, den der Wind so geformt hatte, dass er einem knienden Mann glich. Blaue und schwarze Blasen sprudelten im heißen Quellwasser, und das Gas, das in feinen Dampfwolken aufstieg, roch nach faulen Eiern und heißen Steinen.
    Feierlich erklärte uns Doktor Felman, dass die Art von Kenntnissen, die wir nun erwerben sollten, Menschen normalerweise versagt seien. Ein Mensch, der nicht wenigstens einen Teil Fel-Blut in sich habe, sei ohnehin nicht in der Lage, die Künste auszuüben. Gewisse Techniken könne er allerdings erlernen, zum Beispiel mit dem bösen Blick Unheil über jemanden bringen oder bestimmte Zaubersprüche in Liebesdingen anwenden. Ein Mensch mit Fel-Blut dagegen könne in die gesamte Welt der Fel-Magie eingeführt werden, und wenn er dazu noch den entsprechenden Charakter habe, könne er sogar Hüter der Künste werden.

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