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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Doktor Felman sagte, er sei einer von nur sieben Hütern, die die Kenntnisse der Fel bewahrten, und es gebe immer nur sieben Hüter gleichzeitig. Doktor Felman, Professor Elkkin und Earl Hawkin waren die drei, die insgeheim das neue Parlament befürworteten, während die anderen vier zu den Anhängern von Helva Gullkin zählten.
    »Diese Narren haben sich selbst verloren«, sagte Doktor Felman müde. »Sie sind für Tradition, sie setzen sich unter Eibenäste und schmücken sich mit albernen Kronen. Sie begreifen nicht, was das Wissen, das sie besitzen, wirklich bedeutet.«
    Auf meine Frage nach Egil sagte er, Egil sei ein äußerst begabter Lehrling, der trotz seiner Faxen eines Tages klug und verantwortungsbewusst mit den Fel-Künsten umgehen werde.
    Er warnte uns, dass wir beim Erlernen der Künste unglaubliche Dinge sehen und tun würden und dass der Umgang mit derartiger Macht sehr gefährlich sein könne, wenn man nicht mit der richtigen Einstellung darangehe.
    »Habt ihr noch Fragen, Kinder, bevor wir nun anfangen?«
    Emma hob die Hand und stellte die Frage, die ich schon so lange auf den Lippen hatte.
    »Was ist das Jerlamar?«
    Doktor Felman lächelte. »Eine sehr gewichtige Frage für die erste Stunde am ersten Unterrichtstag«, sagte er, aber ich sah, dass er sich über Emmas Frage freute. Er wölbte die Hand und schöpfte heißes Wasser aus der Quelle.
    »Das Jerlamar ist …«, er schlürfte das Wasser wie ein Weinverkoster, der einen erlesenen Jahrgang herausschmeckte, »ein großes Geheimnis.«
    Ich dachte, er werde es bei dieser Antwort belassen, aber dann forderte er uns auf, näher an den Rand der Quelle zu treten und hineinzuschauen.
    »Die Fel glauben, das Jerlamar ist die Kraft, die jeden Geysir und jeden Vulkan beherrscht, jeden Lavastrom und jede heiße Quelle in Langjoskull. Es ist die Energie, die durch die Erde fließt und die uns Wärme, Licht und auch Körperkraft verleiht.«
    Im Dampf der Quelle sahen Emma und ich, wie sich unsere Spiegelbilder durch die im Wasser aufsteigenden Blasen ständig veränderten.
    »Aber die Hüter wissen, es ist noch mehr als das«, fuhr er fort. »Das Jerlamar durchströmt alles, was lebt. Wir alle sind heiße Quellen mit tiefen Wurzeln unter der Oberfläche. Wir alle sind Vulkane. In uns allen ist die Gewalt der ganzen Erde … wir müssen einfach nur lernen, diese Gewalt zu kontrollieren. Und uns umgekehrt auch von ihr kontrollieren zu lassen.«
    Emma und ich sahen einander an.
    »Wer sich mit den Geheimnissen des Jerlamar beschäftigt, wird erkennen, dass die Dinge keine bestimmte Gestalt und Größe besitzen und dass man selbst entscheiden kann, was man sein möchte. Wenn ihr lernt, die Gewalt des Jerlamar zu beherrschen, wird es wunderbare Dinge für euch tun.«
    Doktor Felman richtete sich auf und stellte sich an den Rand der Quelle.
    »Wunder wie dieses …«
    Er senkte einen Augenblick den Kopf und blickte in das dampfende Wasser hinab, dann öffnete er weit die Arme und rief: »Jerlamar … erhebe dich!«
    Eine riesige blaue Blase zerplatzte an der Wasseroberfläche und im selben Augenblick schoss ein gigantischer Wasserschwall zig Meter über unsere Köpfe hinaus. Emma und ich wollten uns in Sicherheit bringen, aber Doktor Felman schrie über das Tosen der Eruption hinweg.
    » So heißt euch das Jerlamar willkommen, Kinder!«, rief er lachend. »Schließt es in die Arme! Das Wasser schadet euch nicht.«
    Es dauerte eine Weile, bevor die ersten Tropfen herunterkamen, doch dann fielen sie dick und heiß. Erst brannte das Wasser an meiner Haut, aber nach und nach verwandelte sich das Gefühl von Hitze in Wohlbehagen. Während das Wasser auf meinen Kopf prasselte, trübe Gedanken verscheuchte und angenehmere hineinmassierte, richtete ich mich langsam auf. Auch Emma stand inzwischen aufrecht unter dem heißen Wasserschwall und wir sahen einander an. Aus dem Wohlbehagen wurde ein Gefühl von Kraft, die ich am ganzen Körper spürte, und ich stellte fest, dass es Emma offenbar ähnlich ging. Mein Pelzmantel hatte sich im Regen aufgeplustert und Emmas Tuch leuchtete in hundert verschiedenen Farben. Die in den Stoff eingewebten blauen Augen schienen das warme Wasser wegzublinzeln, als wären es frische Tränen.
    »Können wir es trinken?«, schrie ich.
    »Natürlich!«, rief Doktor Felman.
    Ich öffnete den Mund und trank, während das Wasser gegen meine Zähne spritzte. Wir streckten die Arme, um so viel wie möglich von der Kraft zu spüren, und da bildete

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