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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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wird euch mein Enkel als euer persönlicher königlicher Butler zur Verfügung stehen.«
    »Das ist doch mal ein gutes Angebot!«, sagte ich lächelnd, und Egil blinzelte nervös.
    »Ihre Hoheit machen sich wohl auf meine Kosten lustig«, sagte er. »Vielleicht sollten Sie sich erinnern, dass Sie lebendig von Möwen gefressen worden wären wie ein Stück schimmliges Brot, wenn nicht eine gewisse Person gewesen wäre. Und das alles, bevor dieses Abenteuer auch nur begann!«
    »Doktor Felman«, sagte ich, »wird unser Butler immer so respektlos reden?«
    »Katzen lassen sich nun mal nicht leicht erziehen«, erwiderte Doktor Felman und rückte unser Besteck gerade.
    »Dann schaff dir besser einen Hund an«, sagte Egil grinsend.
    Als ich Emma einen Blick zuwarf, sah ich, dass sie ein ernstes Gesicht machte. Ich sprach flüsternd mit ihr, damit Egil und Doktor Felman uns nicht hören konnten.
    »Erträgst du einen Gestaltenwandler in solcher Nähe, Emma? Wir können ihn bestimmt auch wegschicken, wenn dir das lieber ist.«
    Emma musterte Egil, der ihr von der anderen Seite des Tisches gewinnend entgegenlächelte.
    »In dieser neuen Welt gelten neue Regeln«, sagte Emma. »Vielleicht muss ich versuchen, meine Ängste hinter mir zu lassen.«
    Da trat Egil vor und fiel auf die Knie.
    »Ich koche, ich putze und außerdem sage ich schmeichelhafte Sachen.«
    Emma sah ihn einen Moment erstaunt an, aber dann lächelte sie. Doktor Felman, der ihre Reaktion beobachtet hatte, schien erleichtert zu sein. Er verbeugte sich zum Abschied.
    »Wenn ihr gegessen habt, Kinder, dann schlaft am besten eine Weile. Morgen beginnt euer Unterricht.«
    Als er wegging und uns den Rücken zuwandte, starrte uns das unbewegte Auge auf seinem Gewand an.

    Zuerst aßen wir schweigend. Schluckgeräusche, Klappern von Besteck, der Klang der Schöpfkelle am Kessel – jeder Laut dröhnte in unseren Ohren. Egil, der wie eine Statue in Habtachtstellung neben dem Feuer stand, verbreitete eindeutig ein Gefühl von Unbehagen bei Emma und mir. Offenbar nahm er seine neue Rolle sehr ernst.
    »Hast du denn keinen Hunger, Egil?«, sagte ich.
    »Diener haben keine Gefühle«, sagte er.
    Sein Magen knurrte.
    »Egil, setz dich und iss mit uns. Das ist doch lächerlich.«
    »Diener sind wie Figuren aus Gold«, sagte er. »Gefühllos. Geduldig. Alterslos. Spiegeln nur das Gesicht ihres Herrn wider. Und außerdem weiß ich, dass Prinzessin Emma nicht viel von meinesgleichen hält.«
    »Ach, setz dich doch und iss!«, sagte Emma und schob einen goldenen Teller auf den Platz neben sich. Gehorsam setzte sich Egil und bediente sich aus der großen Schüssel. Emma und ich konnten uns ein Lächeln nicht verkneifen, als wir sahen, wie reichlich Egil seinen Teller füllte und wie zügig er löffelte.
    »Was für eine Wohltat, keine Mäuse und Fledermäuse mehr essen zu müssen!«, sagte er als Erklärung für seinen Eifer.
    »Dort, wo ich herkomme, gibt es nur sehr selten Fleisch«, sagte Emma.
    »Und dort, wo ich herkomme, habe ich überhaupt nie etwas anderes gegessen als weiße Pampe«, sagte ich, und wir mussten lachen über unseren dummen Versuch, einander zu übertrumpfen, wer von uns das schwerere Leben gehabt haben mochte.
    »Seht ihr«, sagte Egil und brach sich ein Stück Brot ab, »hier sind wir alle zufriedener. Und ich nehme doch schwer an, Toby, du hast mir inzwischen verziehen, dass ich dich aus deinem Rollstuhl erlöst habe.«
    »Das kommt darauf an, wie es jetzt weitergeht«, sagte ich.
    »Weiter geht es mit eurem Unterricht«, sagte er.
    »Und wie wird unser Unterricht aussehen?«, wollte Emma wissen.
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Egil und löffelte Bratensoße. »Meine eigene Ausbildung war sehr kurz, weil ich eben ein Wunderkind bin.«
    »Wer wird unser Lehrer sein?«, fragte Emma.
    »Ich glaube, als erster Lehrer steht Earl Hawkin auf eurem Stundenplan«, sagte Egil.
    Ich freute mich, dass Earl Hawkin unser Lehrer sein würde. Durch seine muffigen alten Bücher fühlte ich mich schon jetzt mit ihm verbunden. Aber besonders gespannt war ich auf alles, was mit Waffenklirren und Kampfgetümmel zu tun hatte.
    »Sie haben gesagt, sie würden uns Waffen geben?«, sagte ich beiläufig. Egil zog die Schultern hoch. Ich sah, dass er sich am liebsten die Hände geleckt hätte, aber dann beherrschte er sich doch.
    »Was für Waffen werden das sein?«, fragte ich.
    Egil sah mich an.
    »Das Jerlamar wird entscheiden, welche Waffen ihr bekommen sollt«, sagte er. »Es

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