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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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hinge ich an einer Klippe und als wäre diese Hand das Einzige, was mich vor dem Sturz bewahren könnte. Nach einer Weile löste der nächtliche Besucher meine Finger von seinen und schob sein Kinn vor. Er legte seine Hand auf meinen Hals, an die Stelle, wo mein Herzschlag pulsierte.
    »Setz dich auf, Toby«, sagte er leise.
    Eine Wolke zog am Mond vorüber. Eine Eule schrie. Und plötzlich lief es mir warm durch den Körper, schwer und träge wie dicke Milch. Es war kein Schmerzgefühl, nichts Elektrisches oder Befremdliches – es war eine Art Welle, die mich trug.
    Meine nächste Erinnerung ist, dass ich frei und aufrecht in meinem Stuhl saß …
    »Au«, rief ich, als ich den Kopf drehen wollte und gegen das Metallgestell stieß, das ihn zwölf lange Jahre gestützt hatte.
    »Warte«, sagte der Junge, »ich helfe dir.«
    Mit dem Geschick einer Nonne löste er die Klammern auf beiden Seiten meines Kopfes. Dann zog er die Metallstütze weg …
    Unmöglich lässt sich dieses Gefühl beschreiben, als plötzlich kühle Luft an die verschwitzte Haut hinter meinen Ohren kam. Es war wie eine Explosion. Es war, als würde mein Kopf klar und frei werden in diesem Luftzug und von einer kalten Strömung fortgetragen wie eine Kokosnussschale in einem reißenden Fluss.
    »Gib nicht auf«, sagte der Junge, aber mein Kopf war schon wieder kraftlos auf meine Brust gesunken. Er hob ihn mit seinen langen, dünnen Fingern an, richtete ihn präzise aus, bis er wieder in der Balance war, und zog dann ganz langsam die Hand weg.
    »Konzentriere dich jetzt darauf, deine gute alte Traumbüchse auf der Wirbelsäule zu balancieren wie eine Melone auf einem Speer«, sagte er, und ich war zu durcheinander, um zu merken, wie komisch er sich ausdrückte.
    Ich spürte einen dumpfen Schmerz in Nacken und Rücken. Mit aufgerissenen Augen starrte ich den fremden Jungen an. Kurz darauf spürte ich ein fürchterliches Zerren und Reißen im ganzen Körper, es war, als würde etwas brechen … und wieder sank mein Kopf auf die Brust.
    »Hör auf zu zweifeln«, sagte der Junge, »hol tief Luft und atme das Mondlicht ein.«
    Mein Besucher fing an, meine Arme zu rubbeln, um sie aufzuwärmen. Dann hob er mit dem Zeigefinger noch einmal mein Kinn an. Diesmal blieb mein Kopf in Position.
    »So«, sagte er. »Und jetzt lass den Klebstoff wirken.«
    Unsere Gesichter waren nah beieinander. Die Augen des Jungen blickten direkt in meine, und in dem grünen Schimmer, der von ihnen ausging, lag etwas Vertrautes. In seinem Kehlkopf vibrierte der Atem wie sanftes Schnurren. Ich schnappte vor Schreck nach Luft.
    »Du bist Shipley, der Kater!«, sagte ich, und meine Verwunderung darüber, dass ich sprechen konnte, war nichts gegen den Schock, dass ich plötzlich genau wusste: Ich hatte recht.
    »Diesen Namen konnte ich noch nie leiden, noch nie!«, sagte der Junge. »Nenne mich von jetzt an bitte Egil. Das ist ein viel passenderer Name für einen Krieger. Und jetzt, Toby, unser Tanz …«
    Er nahm meine Hand und fing an zu ziehen, als könnte ich einfach aufspringen und Pirouetten drehen. Ich reagierte nicht und blieb reglos in meinem Stuhl sitzen, schon aus reiner Vernunft.
    »Warte, warte!«, sage ich, »Katzen verwandeln sich nicht einfach so in Jungen. Wie kommt es, Shipley, dass du ein Junge bist? Wir sind doch in keinem Traum. Ich weiß, dass es kein Traum ist, weil ich Kohl rieche, und in Träumen rieche ich nie Kohl …«
    (Während ich so weiterredete, hob mein Besucher gelassen das Handgelenk, warf einen Blick auf eine imaginäre Uhr und gab mir damit zu verstehen, dass ich mit meinen Fragen nur Zeit verschwendete.)
    »… und überhaupt, wieso kann ich auf einmal sprechen und mich bewegen? Ich verstehe das nicht. Shipley! Was um Himmels willen geht hier vor?«
    Shipley, der Kater, und Egil, der Junge, waren vollkommen zu einem einzigen Wesen verschmolzen, das nun mit gekrümmtem Rücken vor mir im Mondlicht stand. Als ich aufhörte zu reden, ließ er vorsichtig meine Hand los, und mein Arm fiel nicht einfach schlapp auf meinen Schoß, wie er es noch vor wenigen Minuten getan hätte. Stattdessen ballten sich meine Finger zur Faust und ich starrte sie ungläubig an – es war ja schon ein Wunder, dass ich den Arm überhaupt frei in der Luft halten konnte.
    »Erstens heiße ich nicht Shipley, sondern Egil, wie ich dir eben erklärt habe«, sagte er. »Und zweitens, was hier vorgeht, wird bei Sonnenaufgang beantwortet. Wir müssen jetzt das Halbwahre des

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