Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
schluchzte sie. »Er darf nicht sterben. Er ist doch unser Freund … Er hat meine Eltern gerettet …«
»Gerade weil er unser Freund ist, musst du ihn loslassen«, sagte Mario.
Er streichelte Wallace. »Danke, Wallace! Danke für alles.«
»Danke«, flüsterte jetzt auch Sheila. »Du bist einfach großartig, Wallace.« Die Tränen strömten ihr übers Gesicht. »Wir werden dich nie vergessen.«
Wallace hörte Sheilas Stimme. Er spürte ihre Gegenwart, ihre Liebe, ihre Dankbarkeit. Seine Schmerzen waren verflogen. Er fühlte sich leicht und frei.
Das Wasser ringsum war so klar, wie er es noch nie erlebt hatte. Das Licht vor ihm strahlte hell, und je näher er kam, desto wohler fühlte er sich und desto glücklicher war er.
Alles, was ihn belastet und unglücklich gemacht hatte, fiel von ihm ab. Er war vollkommen erfüllt von der Freude darüber, jetzt gleich in das helle Licht tauchen zu können.
Mario schwamm an seiner linken Seite, Sheila an seiner rechten. Immer wieder berührten ihn die Delfine mit ihren Schnäbeln und zeigten ihm, wie sehr sie ihn liebten.
Dann sagte Sheila: »Wir können dich nicht länger begleiten, Wallace. Ab jetzt musst du allein weiterschwimmen.«
»Ja«, meinte Mario, »wir müssen nun leider zurück. Mach’s gut, Wallace! Wir vergessen dich nicht!«
Sie stupsten ihn noch einmal mit ihren Nasen an.
Das war der Abschied.
Sheila und Mario blieben zurück, während Wallace weiterschwamm, hinein ins Licht.
Der Wal war tot. Inzwischen hatte auch der letzte Helfer begriffen, dass alle Maßnahmen keinen Sinn mehr hatten.
Sheila stand mit Mario etwas abseits und weinte.
»Wenn Irden hier gewesen wäre, dann hätten wir Wallace vielleicht retten können.«
Mario streichelte Sheila wortlos. Sie lehnte sich an ihn und schlang die Arme um seinen Nacken. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dastanden und sich gegenseitig hielten und trösteten.
»Komm«, sagte Mario schließlich. »Hier können wir nicht bleiben. Lass uns ein Stück den Strand entlanggehen. Vielleicht sucht uns Irden schon.«
Sheila wischte sich übers Gesicht. Sie hatte so viel geweint, dass ihre Augen ganz rot und geschwollen waren. Sie hängte sich bei Mario ein, und gemeinsam gingen sie über den langen Sandstrand. Das Meer zu ihrer Rechten rauschte. Über ihnen flogen Möwen und krächzten.
»Warum ist Irden nicht gekommen?«, fragte Sheila traurig.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Mario. »Aber ich bin sicher, dass es einen guten Grund dafür gegeben hat.«
9. Kapitel
Das Ende der schwarzen Wolke
Wie durch ein Wunder war die NEW CALYPSO noch einmal davongekommen.
Der Kapitän ließ in der Kapelle an Bord einen Dankgottesdienst abhalten.
Die meisten Passagiere hatten die Monsterwelle überhaupt nicht bemerkt, weil sie beschäftigt gewesen waren.
Die anderen hatten ungläubig zugesehen, wie sie in sich zusammengefallen war, bevor sie das Schiff erreichen und Schaden anrichten konnte.
Sabrina regte sich furchtbar auf.
»Stell dir vor, es wäre etwas passiert … Wir wären dabei umgekommen … Dann wäre Sheila ganz allein!« Sie lehnte sich an Gavino. Er merkte, wie sie zitterte. »Die Reise war von Anfang an ein Fehler, Gavino!«
»Unsinn, Liebling.« Er fasste sie unters Kinn, schaute ihr in die Augen und küsste sie. »Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint und uns beschützt«, sagte er dann. »Wir sollten dafür dankbar sein, Sabrina, und nicht gleich das nächste Haar in der Suppe suchen.«
Sie seufzte tief. »Ich hab einfach so ein schlechtes Gewissen. Es kommt mir vor, als würde ich Sheila im Stich lassen.«
»Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass du dich dreizehn Jahre lang allein um sie kümmern musstest«, sagte er. »Manchmal mache ich mir Gedanken darüber, was ich alles versäumt habe – durch all die Zeit als versteinerter Delfin auf dem Meeresgrund habe ich so viel verpasst. Ich wäre gern dabei gewesen, als sie die ersten Schritte gemacht oder die ersten Worte gesprochen hat. Ich hätte sie gern am ersten Schultag zur Schule gebracht und sie mit ihrer Schultüte fotografiert. Das alles lässt sich nicht nachholen.« Er drückte Sabrina wieder fest an sich. »Aber ich bin froh, dass ich sie überhaupt kennenlernen durfte«, flüsterte er in Sabrinas Ohr. »Und ich bin froh, dass ich dich wiedergefunden habe.«
»Ach Gavino, ich bin auch glücklich«, sagte Sabrina. »Wie habe ich mich in all den Jahren nach dir gesehnt! Aber ich sehe auch, wie schwer uns das
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