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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Auserwählte« – warum waren Seher nur so besessen von der Idee eines »Auserwählten«?
    Die alte Seherin auf dem Markt, die versucht hatte, ihn mit einem Messer zu töten, hatte auch von einem »Auserwählten« geplappert, aber sie hatte Demarr gemeint, den die Nomaden der Wüste Terachim als Auserwählten bezeichnet hatten. Calvyn nahm zumindest an, dass es so war, denn die Ereignisse, die den Weissagungen der alten Frau gefolgt waren, hatten dazu gepasst. Diese sogenannten Prophezeiungen ließen aber oftmals so viele Deutungen zu, dass fast jedes Geschehen so lange gedreht und gewendet werden konnte, bis es den Worten entsprach. Da bildete auch dieses Buch keine Ausnahme. Beim Lesen des ersten Teils der Orakel hatte
Calvyn den Eindruck gehabt, bestimmte Stellen bezögen sich auf Derrigan Darkweaver und die Entstehung des silbernen Amuletts, das nun Selkor trug. Er hatte auch diese Abschnitte immer wieder gelesen, aber je mehr er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er, ob Darkweaver überhaupt gemeint war.
    Verzweifelt über sein mangelndes Verständnis und das Unvermögen, die verdrehten Worte und Phrasen des Buches zu deuten, klappte Calvyn das Buch zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er schloss die Augen und duldete es, dass durch die seltsamen Weissagungen hervorgerufene Bilder in sein Bewusstsein traten. Er sah Demarr, wie er einen Bund mit riesigen Schlüsseln einen Abgrund entlangschleppte, und er erblickte lodernde Untiefen auf der einen und eine friedvolle thrandorisch anmutende Landschaft auf der anderen Seite. Aber Demarr war tot und konnte also nicht der »Auserwählte« sein, von dem dieser Text sprach. Demarr war zugrunde gegangen, die Welt jedoch nicht. Nein – wenn diese sogenannten Orakel mehr sein sollten als das Gebrabbel eines alten Irren, dann lautete die Antwort nicht Demarr.
    Warum hatte Akhdar ihm das Buch gegeben? Er hielt es aus irgendeinem Grund für wichtig, dass Calvyn es las. Doch nun hatte Calvyn es schon zweimal gelesen, einige Stellen sogar mehrmals, und begriff trotzdem nicht, warum Akhdar ihm die Orakel geliehen hatte. Hatte der Großmagier sich etwa geirrt und ihm aus Versehen das falsche Buch gegeben? Akhdar hatte doch so entschlossen danach gegriffen. Vielleicht sollte er das Buch zurückgeben und Akhdar direkt darauf ansprechen. Dennoch ärgerte es Calvyn, dass er die Botschaft nicht verstand. Wenn er mit Akhdar sprach, hätte wenigstens das Grübeln ein Ende.
    Calvyn seufzte verdrossen und beschloss, das Buch am nächsten Tag zurückzugeben. Bis dahin wollte er die Fragen, die ihn beschäftigten, zur Seite schieben und stattdessen seine
magischen Formeln für Meister Chevery üben. Der Klasse war die Aufgabe gestellt worden, Gegenstände durch Magie zu bewegen. Als Calvyn die magische Formel eingeübt hatte, war ihm rasch aufgefallen, dass sie eine Variation des magischen Spruchs war, den Perdimonn angewandt hatte, als Calvyn ihm zum ersten Mal begegnet war. Perdimonn hatte seinen Pferdewagen durch magische Kräfte leichter gemacht, damit sie ihn gemeinsam aus einem tiefen Schlammloch wuchten konnten. Die magische Formel, die Calvyn nun bei Meister Chevery gelernt hatte, war einfacher, in der Wirkung aber noch spektakulärer. Mit ihr konnte man Gegenstände nach Belieben durch die Luft schweben lassen und ihre Richtung und Geschwindigkeit durch verschiedene Runenfolgen beeinflussen. Mit genug verfügbarer Energie konnten theoretisch auch große Gegenstände dazu gebracht werden, der Schwerkraft zu trotzen.
    Calvyn begann ganz klein und ließ zunächst eine Silbermünze schweben, die er auf den Tisch gelegt hatte. Anfangs hüpfte und trudelte die Münze, und Calvyn hatte Schwierigkeiten, sie zu lenken, dann aber fand sie in eine ruhige Flugbahn und er ließ sie gekonnt durch den Raum wirbeln. Glücklich über seinen Erfolg versuchte er sich anschließend an einem Buch und stellte erfreut fest, dass es sich genauso einfach bewegen ließ.
    »Vielleicht kann ich ja auch mehrere Dinge gleichzeitig bewegen«, dachte er. »Wenn ich die Runen in der zweiten Zeile der magischen Formel leicht abändere, könnte es gelingen.«
    Calvyn sah sich die Runen eine Weile an und entdeckte rasch den Teil der magischen Formel, der ihm erlauben würde, einen zweiten Gegenstand ins Spiel zu bringen. Er griff nach einem alten Pergament, das auf einem Stapel am Rand des Tisches lag, und skizzierte die abgeänderte magische Formel. Die neue Runenfolge war nicht komplizierter als

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