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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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sie an, sich an ihre Pulte zu setzen. Als Calvyn sich umblickte, stellte er mit Erstaunen fest, dass die meisten seiner Mitschüler besorgt wirkten. Einige von ihnen waren derart nervös, dass Calvyn schon annahm, an diesem Tag stünde eine schlimme Prüfung bevor, von der er aus irgendeinem Grund nichts erfahren hatte.
    Meister Chevery schloss die Tür und ließ seinen durchdringenden Blick durch den Raum streifen.
    »Na schön!«, rief er dann so laut, dass die vorn sitzenden Adepten vor Schreck zusammenfuhren. »Wer wird heute der Auserwählte sein?«
    Jetzt war es an Calvyn zusammenzuzucken, doch er beruhigte sich schnell, als er erkannte, dass der Meister den Ausdruck »Auserwählter« ohne Hintergedanken gebraucht hatte.
    »Sevendral«, schlug Chevery vor und zeigte mit seinem knotigen Finger auf einen besonders aufgeregt wirkenden jungen Adepten. »Zeig uns doch bitte, wie du mit der Hausarbeit zurechtgekommen bist. Hebe den Ball mithilfe der magischen Formel, die ich euch beigebracht habe, hoch und halte ihn dann ruhig auf Kopfhöhe.«
    »Ja, Meister.« Der Junge schluckte.
    »Und die anderen sehen zu, was er macht. Ihr kommt auch noch dran«, ermahnte der Meister sie.

    Sevendral sprach die magische Formel, und der zuvor ausgehändigte Holzball begann, auf der Tischplatte zu hüpfen. Mit angespannter Miene gestikulierte der Student dem Ball unbewusst, sich zu erheben, und wiederholte die magische Formel. Zögerlich tanzte der Ball höher und sprang vor, zurück, hoch und runter wie der Kopf eines Wüstenhundes, der ein Raubtier wittert. Nach und nach hob sich der zuckende Ball, bis er etwa auf Kopfhöhe schwebte.
    Eine Schweißperle rann Sevendrals Schläfe herab.
    »Na ja«, bemerkte Meister Chevery schroff. »Und jetzt lass ihn im Kreis fliegen.«
    Das war zu viel.
    In dem Augenblick, da Sevendral versuchte, den Ball zur Seite zu bewegen, sprang er weg und fiel klackernd zu Boden. Der Schüler ließ den Kopf hängen und war sichtlich beschämt über seinen Misserfolg. Doch zu Calvyns Überraschung schalt ihn der Meister nicht – im Gegenteil.
    »Das war ein guter erster Versuch, Sevendral. Diese Formel ist zu Anfang recht schwierig. Mit genug Übung wirst du das Hüpfen unter Kontrolle bringen. Es braucht manchmal eine Weile, bis es gelingt, dem Gegenstand eine Flugrichtung zu geben. Also gut, heb den Ball auf, und dann wollen wir mal sehen, ob sich einer der anderen besser schlägt. Gibt es Freiwillige?«
    Calvyn sah sich zögernd um. Er konnte sich nicht entschließen, sich zu melden. Wenn er nach Sevendrals Vorführung seine Fortschritte zeigte, würde das aussehen, als wolle er vor den anderen angeben. Er hielt sich also lieber zurück und verfolgte, wie sich zwei weitere Studenten nacheinander an der Aufgabe versuchten. Der eine war kaum besser als Sevendral, aber der andere, ein älterer Student, der nach Calvyns Wissen bereits einige Jahre an der Akademie war, führte die magische Formel beinahe fehlerlos aus. Wenn sein Ball auch manchmal ein wenig holperte, während er im Kreis
durch das Klassenzimmer flog, so war dies kaum zu merken. Die anderen Studenten sahen gebannt zu, und in ihren Gesichtern spiegelte sich Bewunderung, wie gekonnt ihr Mitschüler die magische Formel beherrschte.
    Calvyn war derart hin und her gerissen, dass er gar nicht mitbekam, wie Meister Chevery ihn als Nächstes aufrief.
    »Calvyn? Bist du geistig anwesend?«, fragte er verärgert.
    »Entschuldigt, Meister Chevery. Ja, das bin ich«, antwortete Calvyn und ignorierte das Gekicher der weniger taktvollen Schüler.
    »Schön. Würdest du uns dann zeigen, wie du zurechtgekommen bist? Oder konntest du deine Hausaufgaben nicht machen, weil Zauberei nicht zum Bewegen von Gegenständen geeignet ist?«
    Der direkte Angriff reichte aus, dass Calvyn einen Entschluss fasste. Er würde nicht zulassen, dass Chevery ihn zum Prügelknaben der Klasse machte. Offenbar hatte der Großmagier es darauf abgesehen, ihn bloßzustellen, und Calvyn beschloss, den Spieß umzudrehen. Im Grunde wusste er, dass es wahrscheinlich unklug war, aber seine Wut über Cheverys Ungerechtigkeit feuerte ihn an.
    »Im Gegenteil, Meister Chevery. Ich fand unsere Hausaufgabe äußerst anregend, und dort, wo es sich anbot, habe ich sie noch erweitert. Ich nehme doch an, dass die Kreisbewegung nur der Anfang sein sollte.«
    Noch während er Meister Chevery antwortete, sprach Calvyn im Geiste die magische Formel. Er musste nicht zu dem Ball hinsehen, um zu wissen,

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