Das verplante Paradies
gereinigt und wieder ins Meer geleitet. Das Ergebnis? Ein warmer, klebriger Ozean … Und dann … Simeon bemerkte nur noch sei ne bewegte Umgebung – nicht weil er das wollte, sondern weil sich die Zugänge zu seinem Erinnerungsvermögen plötzlich geschlossen hatten. Peng!
Er schüttelte den Kopf, öffnete seine Augen und ließ sich den leichten Wind, der beim Schaukeln entstand, über die Pupillen streichen. Es nutzte nichts.
Er stellte sich eine Frage: Wie setzt man einen Atomreaktor außer Betrieb?
Er wartete lange auf eine Antwort, bis die Schaukel lässig von einer Seite auf die andere schwankte und seine Füße unbemerkt über den Rasen schleiften.
Wie?
Er trieb die Schaukel zu stärkerer Bewegung an. Fieberhaft durchwühlte er die Erinnerungsschnipsel in seinem Gehirn. Er suchte vergeblich.
Tatsache ist, sagte er sich, während sich Enttäuschung wie ein Eispanzer um seinen Magen zusammenzog, ich habe es nie gewußt. Ich weiß es nicht. Diese vertrackte Schaukel …
Er verfluchte sie, wie man eine Geliebte prügelt, die untreu geworden ist. Aber es fiel ihm gar nicht auf, daß er sie beschimpfte.
Was solls? dachte er schließlich und machte eine Pause.
„Was macht es schon aus?“ fragte er laut. „Was macht es schon aus, was ich ihnen sage, solange ich sie dahin bringe, wo ich sie hinhaben will?“ Zärtlich strich er mit der Hand über das Gerüst und streifte die abgeblätterte Farbe sacht von seinen Fingern.
„Geschrieben auf den Treppen des puertorikani schen Viertels von Harlem“, sagte seine Stimme ungebeten. „Geschrieben auf dem Horace Greeley Square. ‚Etwas, in dem Miß Brody nach hause lief, um es auszuziehen?’
Und Sie, Mr. Greeley, was sagen Sie mit all Ihren bronzenen Aufträgen? … Gregory Corso …“
„Oh ich werde nicht früher aus Horses Pelzfenstern schauen und Landschaften ausspeien! Lawrence Ferlinghetti. Die Beatpoeten. Die Leute aus Greenwich Village, die Vorhut der Gemeinheit …“
Mit schnellen Schritten entfernte er sich von dem Spielplatz, in Richtung auf den Weg über das Kliff. Er warf noch einen kurzen Blick über die Schulter zurück. Vielen Dank, dachte er. Vielen Dank, du hast mir den Ausweg gezeigt.
Er hatte einen Plan, und Julie sollte über seine Mo tive denken, was sie wollte.
Nachdem er etwa drei Meilen gegangen war, zog er ein Stück zerknitterten Papiers aus der Tasche und zeichnete einen groben Umriß des buckligen, häßlichen Gebäudes, das sich unbeholfen aus der Mitte von Point Concepcion erhob. Er konzentrierte sich auf den Zugang vom Meer her und verschwendete keine Zeit mit den hohen Toren und der ordentlichen Parklandschaft, die den Bau von der Straße trennte.
Auf dem Rückweg zum Scootel kaufte er ein Kochgeschirr und einen altmodischen Wecker. Einen seiner restlichen Dollars verwendete er für einen kleinen, wasserdichten Beutel mit Kaliumnitrat.
Simeon malte lange Zeit mit dem Finger in der dünnen Schicht verwehten Sandes auf dem Steinboden der Bar. Als er fertig war, trat er zurück.
„Es ist nicht besonders gut“, sagte er. Er zog einen wellenförmigen Umriß um seine Skizze.
„Ein einfacher Zaun“, sagte er. „Noch nicht einmal elektrisch geladen. Keine Fotozellen, die man umgehen müßte. Die ganze Anlage steht sperrangelweit offen. Wer würde schon ein Kraftwerk angreifen?“
Gogan zuckte mit den Schultern. „Nur wir kleinen Seehunde, Daddy“, sagte er, um ein Lachen zu ernten.
Simeon machte ein „X“ an den breiteren der beiden Verbindungswege, die er zwischen der Fabrik und dem Meer gezeichnet hatte. „Der Einlaß. Das andere ist die Röhre, mit der das aufgeheizte Kühlwasser und die Salz lösung ins Meer zurückgespült werden. Eine Explo sion beim Einlaß würde die Anlage für beträchtliche Zeit lahmlegen. Jedenfalls lange genug, damit die Bonzen merken, daß es hier Leute gibt, die dieses System nicht leiden können.“
Vangoj hustete. „Aber wenn DIESE Röhre hier den Schaden anrichtet“ – er machte einen heftigen Strich durch das Abwasserrohr – „warum hauen wir die nicht kaputt?“
„Und was glaubt ihr, wie lange eure Gezeiten und Stürme dann dauern würden?“ entgegnete Simeon. „Höchstens ein paar Tage. Dann haben sie eine neue Röhre und fangen von vorne an. Also kommen wir zum Wesentlichen.“
„Der Mann hat recht“, sagte Gogan. „Wir müssen die Sache richtig anpacken, Leute.“
Julie saß zwischen Gogan und Simeon eingeklemmt. Sie starrte auf die Zeichnung.
„Sieht so
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