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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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verantwortlich. Charlie tat jedenfalls alles, was er unternahm, aus Hunger und Notwendigkeit. Simeon handelte aus Eitelkeit.
    „Ich dachte, du hättest ihm Hoffnung machen wollen“, sagte Simeon. „Ich habe ihm gesagt, was er hören wollte – daß es eine Lösung gäbe. Damit habe ich ihm die Triebfeder des Optimismus gegeben – für einige Zeit jedenfalls.“
    „Schöne Worte“, schnappte Julie. „Ich glaube nichts davon. Du schickst ihn lieber mit einem sinnlosen Plan wieder weg, anstatt zuzugeben, daß das Problem deine Fähigkeiten übersteigt.“
    „Du kannst annehmen, was du willst. Das tust du ja sowieso. Ganz egal, was ich dir erzähle – wenn es nicht mit deinen Vorstellungen über die Situation übereinstimmt, dann kann es ja gar nicht die Wahrheit sein.“
    Joe räusperte sich hinter der Theke. Sie hatten die Stimmen erhoben, ohne es zu merken.
    „O. K. Wenn du es ihm nicht sagst, dann sag ich es ihm“, sagte Julie. Sie stieß ihren Stuhl zurück und verschwand, ohne ihr Glas auch nur angerührt zu haben.
    „Es ist zu spät“, rief Simeon ihr nach. „Du wirst schon sehen.“ Aber sie ging mit schnellen Schritten weiter.
    Charlie Haldanes offener Sportwagen raste auf dem Autoshelf an ihr vorbei, ohne seine Fahrt zu verlangsamen. Während Charlie in Richtung San Francisco aus Playa 9 hinausfuhr, kamen die ersten Studenten, steif auf ihren lederüberzogenen Bus-Bänken sitzend, gerade an.
     
    Zuerst wartete Simeon täglich auf den Postboten, aber es kamen keine weiteren Briefe mehr. Dann ging er noch einmal zum Postamt und erklärte dem Schalterbeamten, der Brief sei ihm irrtümlich zugestellt worden und er wolle ihn zurückgeben.
    „Sie sind also nicht der Mann auf der Schaukel?“
    „Doch. Aber der Brief war trotzdem nicht für mich. Coordinated Interests hat einen Fehler gemacht. Der Brief war für jemand anderen. Ich will ihn zurückschicken.“
    „Lassen Sie ihn einfach da“, sagte der ältliche Postbeamte. „Wir schicken ihn dann schon zurück.“
    „Nein. Ich möchte es lieber selbst machen. Dann weiß ich, daß er wirklich ankommt.“
    Er fing den beleidigten Blick des Mannes auf und erwiderte ihn lange genug, um dem Mann Gelegenheit zu geben, seinen Ärger zu artikulieren. Dann sagte er: „Nicht daß ich glaube, Sie würden ihn nicht abschic ken. Aber ganz offensichtlich wollen die mir irgend etwas schicken, und … und … na ja, da ist es doch verdammt verständlich, daß ich ihre Adresse wissen will, oder? Warum will mir denn kein Mensch diese Adresse verraten?“
    Der Postbeamte beobachtete seine Aufregung. „Wenn sie es geheim halten wollen, dann haben sie sicher ihre Gründe dafür. Vielleicht wollen sie auf die se Weise verhindern, daß sie ständig von Neurotikern belästigt werden.“
    Simeon entschloß sich, die Spitze zu überhören. „Na schön, gut, dann sagen Sie bitte: Wenn Ihnen jemand plötzlich Geld schickt, und Sie wissen nicht wofür, würden Sie sich nicht auch erkundigen wollen?“
    „Doch“, sagte der Beamte. „Das klingt vernünftig.“
    „Warum stoße ich dann bei meinen Nachforschungen immer wieder an eine Ziegelmauer?“
    „Hören Sie, junger Mann! Warum nehmen Sie es nicht einfach als anonymen Beitrag zu Ihrem Wohlbefinden? Irgend jemand sorgt für Sie. Er schätzt Sie so, daß er Ihnen fünfhundert Dollar schickt.“
    „Wer hat Ihnen die Summe genannt?“
    „He, he! Bleiben Sie nur, wo Sie sind, alter Junge. Es nutzt Ihnen gar nichts, wenn Sie hier auf mich losgehen. Wenn hier ein Umschlag mit Geld durchläuft, dann ist es meine Pflicht, darüber Bescheid zu wissen … Das liegt in Ihrem Interesse und auch im Interesse des Absenders, denn dann kann ich bestätigen, daß Sie die Sache bekommen haben.“
    „Wann sagen Sie es ihnen?“
    „Wenn sie sich an mich wenden “, sagte der Beamte. „Wenn sie mich fragen .“
    Simeon wandte sich ärgerlich vom Schalter ab. Er machte zwei Schritte und kehrte zurück. „Wenn man Sie fragt; dann sagen Sie ihnen bitte, ich würde ihnen den Brief zurückgeben, wenn ich ihre Adresse kenne. Wenn ich sie herausfinde, können sie Zinsen von mir erwarten.“
    Er stopfte den Scheck in die Tasche und ging. Oben auf dem Kliff setzte er sich auf die Schaukel und schaukelte, bis ihm übel wurde.
     
    Seit einer Woche gewöhnten sich die Studenten an die Seebäder – oder genauer gesagt, die Orte gewöhnten sich an sie. Außerhalb des eigenen Kreises sagten sie wenig, sie waren dermaßen redefaul, daß die Ge

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