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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Unerwartetes hatte sich in ihm bewegt. Es hatte als Bedürfnis begonnen und wurde zur Gier … es hatte ihn zu dieser Reise an die Küste gebracht, mit Julie auf dem Soziussitz, die immer noch nicht wußte, was eigentlich los war.
    Seither war keine Zeit gewesen, ihr von diesen Dingen zu erzählen. Julie hatte sich mangels einer Erklärung ihre eigene Meinung über ihre Romanze gebildet, fühlte sich aber immer noch durch jene chemischen Reaktionen an ihn gebunden, die sie dorthin geführt hatten. Für Außenstehende mußte es so aussehen, als ob sie verbittert sei, und nur darauf warte, von dieser Liebe befreit und in eine neue hineingestürzt zu werden. Sich selbst gegenüber war sie ehrlich – sie wußte, daß sie für nichts anderes Augen hatte, solange Simeon noch existierte … leiblich, und in ihrem Bewußtsein.
    Simeon, dessen Kopf voller Wahrheiten steckte, die er nicht einmal anfing zu begreifen, hatte nur die Oberfläche ihrer Handlungen wahrgenommen und ohne Nachdenken ganz fundamental reagiert. Er wußte, daß er im Unrecht war, konnte seine Haltung aber auch nicht korrigieren. Anstatt verständnisvoll und sanft und klar zu sein, war er gereizt und launischer als je zuvor.
    Er zweifelte an sich selbst, und seine Zweifel schäumten über wie Gift.
    Lässig schaukelte er hin und her. Julie war ein Schattenfleck auf dem bläulichen, duftenden Gras.
    Sie schmiegte sich mit der Wange an einige Halme. Simeon schwang gestaltlos wie ein Pendel über den Abendhimmel.
    „Bist du an meinem Gras gewesen?“ fragte er plötzlich.
    Julie zuckte zusammen. „Welches Gras? Hier ist doch überall Gras.“
    „Das Gras von meinem Kissen. Ich habe es auf einen Haufen geschüttet, und irgendjemand hat es verstreut.“
    „Ich nicht.“
    „Na schön, wer war es dann?“
    Julies Lippen preßten sich zusammen. „Ich weiß nicht. Ich weiß bloß, daß ich den ganzen Tag über nicht hier gewesen bin.“
    „Irgend jemand muß es aber gewesen sein“, sagte Simeon mürrisch.
    Der Abend schritt fort. In den Bäumen hinter dem Park begann ein verspäteter Vogel zu zwitschern. Julie hörte ihm bis zum Ende zu und fragte sich, ob er sich bei seinem einsamen Konzert wohl genauso verlassen fühlte wie sie sich. Dann fiel es ihr wieder ein.
    „Ich habe heute einen Mann kennengelernt“, sagte sie.
    Simeon spürte, wie sich seine Hände fester um die Ketten der Schaukel schlossen, ohne daß er es ihnen befohlen hatte.
    „Wieder einen Gogan?“
    Die Erinnerung an Gogan schmerzte also noch. Ein weiterer Hinweis, den man wegstecken und in Zeiten der Unsicherheit hervorholen konnte. In Wahrheit war weniger als nichts zwischen ihr und Gogan gewesen. Sie hatte seine Gesellschaft aus bloßer Verzweiflung gesucht. Hier im Park hatten sie gemeinsam geschau kelt, er als Vorspiel zu seiner finsteren Tat, wie er hoff te, und sie in trotzigem Aufbegehren gegen den Mann, der Schaukeln so hoch und sie so wenig schätzte.
    Außer dieser einen Gemeinsamkeit war nichts gewesen. Als sie durch Playa 9 zu Gogans Bar zurückgegangen waren, war sie in der Menge untergetaucht und hatte sich in einem Töpferladen versteckt, als er hinter ihr herstürmte.
    Auf ein einziges Zeichen von Wärme hin hätte sie das Simeon erzählt. Aber es hatte keine Wärme gegeben. Er hatte immer noch seinen Verdacht, und sie ließ es zu. Ihre Liebe war keineswegs so selbstlos, daß sie bereit gewesen wäre, allein zu leiden. Solche Liebe gab es nicht.
    „Kein neuer Gogan“, sagte sie. „Ein Mann, der dich um Hilfe bitten möchte.“
    Wie sie es versprochen hatte, sagte sie nichts von Charlie Haldanes nutzlosem Annäherungsversuch. Charlie sollte ihr dafür dankbar sein. Seit einigen Tagen war sie froh über solche Kleinigkeiten.
    „Erzähl mir mehr darüber!“
    „Er hat eine Konzession für ein Denkspielkasino in Playa 8. Anscheinend gefallen seine Apparate den College-Studenten nicht mehr.“
    „Denkt er, ich wäre so eine Art geschäftlicher Berater?“
    „Er denkt, du könntest ihm helfen, das ist alles. Ich habe ihm versprochen, mit dir zu reden.“
    „Hör mal – ich will nicht, daß du mir alle möglichen verirrten Schafe mit nach Hause bringst, damit ich sie tröste. Ich habe genug eigene Probleme, als daß ich mich als öffentliches Hilfsbüro institutionalisieren könnte.“
    „Ich dachte nicht, daß es dich überanstrengen würde“, sagte Julie eisig. „In deinen Akten steht, du hättest mal geäußert, daß du für die Gegend hier etwas tun

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