Das Versprechen deiner Lippen
Jahren hatte sie davon geträumt, die beiden Brüder würden sich wieder versöhnen, und jetzt wäre die Gelegenheit so günstig. Was auch immer zwischen den beiden stand, sie war fest davon überzeugt, dass sie sich liebten. Sie hatten außer einander ja keine Familie mehr.
„Du kannst dich um die Kaufangebote auch von Chicago aus kümmern“, wandte Danielle ein.
„Und wer führt bis dahin die Ranch?“
„Was ist denn mit dieser Mandy?“
„Sie tut mir schon einen großen Gefallen, indem sie einfach nur da ist.“ Ein weiteres Schweigen folgte. „Mandy“, rief Caleb, „wo bist du?“
„In der Küche“, rief sie zurück und machte sich rasch an der Theke zu schaffen. „Wollt ihr beiden einen Kaffee?“
„Du musst uns keinen Kaffee kochen“, rief Caleb zurück.
„Das mach ich doch gern.“
Sie hörte seine Schritte hinter sich, drehte sich aber nicht um. „Du und deine Freundin, ihr solltet euch hinsetzen und …“
„Meine Freundin ?“
„… alles in Ruhe besprechen“, beendete Mandy ihren Satz. „Aber ich finde wirklich, du solltest noch etwas abwarten, bevor du verkaufst, Caleb. Ich kenne Reed …“
Caleb legte seine Hand auf ihren Oberarm und drehte sie zu sich herum. „Sie ist nicht meine Freundin.“
„Oh.“ Aber was tut sie dann hier, dachte Mandy. Warum machen sie Pläne für einen Urlaub in Brasilien?
„Sie ist meine Finanzanwältin.“
„Klar.“ Was auch immer. Das hieß ja nicht, dass sie nichts miteinander hatten.
Er senkte seine Stimme noch weiter. „Und warum hast du sofort daraus geschlossen, dass wir zusammen sind?“
„Weil sie eine tolle Frau ist“, bot Mandy als Antwort an und zählte dann weiter an ihren Fingern auf: „Weil sie hierhergekommen ist. Weil sie dir gerade gesagt hat, wenn du nicht nach Chicago zurückkommst, dann funktioniert es zwischen euch nicht mehr.“
Caleb flüsterte seine Antwort: „Und was meinst du, was war das dann mit dir?“
Sie überlegte kurz, weil sie sich wirklich nicht sicher war, was zum Teufel er mit ihr vorgehabt hatte. „Das war ein harmloser Flirt. Ich dachte, du meinst es nicht wirklich so …“
„Ich meinte es so.“
„Es wäre toll, wenn ich einen Kaffee bekommen könnte“, tönte Danielles missmutige Stimme vom Kücheneingang her.
„Kommt gleich.“ Mandy wandte sich hastig von Caleb ab.
„Sie glaubt, dass du und ich zusammen sind“, sagte Caleb in erklärendem Ton zu Danielle.
Danielle antwortete mit einem melodischen Lachen. „Als ob du lange genug still sitzen könntest, um mit mir zusammen zu sein.“
„Siehst du?“, sagte Caleb an Mandy gewandt.
„Ich baue für ihn eine Firma in Brasilien auf“, erklärte Danielle. „Habt ihr hier zufällig einen Internetanschluss? Und einen Scanner?“
„Im Arbeitszimmer“, antwortete Caleb. „Die Treppe hoch, erste Tür rechts.“
Als Mandy sich umdrehte, einen Becher mit Kaffee in jeder Hand, war Danielle schon gegangen.
Caleb stand vor dem Tisch in der Frühstücksecke. „Ich bin nicht mit ihr zusammen.“
„Hab ich kapiert.“ Mandy ignorierte die Untertöne ihres vertraulichen Geplänkels. „Brasilien?“
„Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt.“
Sie stellte die beiden Becher auf dem Tisch ab. „Bist du etwa so was wie ein Milliardär?“
„Das hab ich noch nie exakt nachgerechnet.“
„Aber es könnte sein?“ Kein Wunder, dachte sie, dass er dann ohne groß zu überlegen die Ranch aufgeben kann. Er ist wohl doch nicht ganz so uneigennützig, wie er vorgibt.
„Der Nettowert eines Unternehmens spielt keine Rolle. Das ganze Geld steckt im Geschäft. Selbst wenn man den Wert ermitteln wollte, müsste man sich monatelang durch Zahlungsverpflichtungen, Warenbestände, Guthaben und Verbindlichkeiten wühlen, um ein Ergebnis zu bekommen. Und kaum hat man es ermittelt, stimmt es schon nicht mehr.“
„Aber das Geld von der Ranch brauchst du nicht“, stellte Mandy fest.
Caleb seufzte tief. „Ich werde Reed das Geld geben, denn er hat es sich verdient.“ Calebs Hände verkrampften sich um die Stuhllehne. „Weiß Gott, er hat es sich wirklich schwer verdient.“
„Dann verkauf die Ranch nicht.“
„Ich kann nicht hierbleiben und sie bewirtschaften.“
Mandy versuchte, gelassen zu bleiben, aber ihr drängender Unterton verriet ihr Engagement. „Reed will nicht das Geld. Er will die Ranch.“
„Aber warum zum Teufel ist er dann nicht hier?“
„Er schmollt.“
Caleb lachte bitter auf. „Zumindest damit hast du ins
Weitere Kostenlose Bücher