Das Versprechen deiner Lippen
Schwarze getroffen. Er versteckt sich irgendwo und suhlt sich in dem selbstgerechten Zorn, dass ich ihn um sein Erbe bringen will. Toll!“
„Reed vertraut kaum jemandem. Und du bist ja auch schon lange fort.“
„Als ich gegangen bin, hab ich ihn angefleht , mit mir zu kommen“, stellte Caleb klar.
„Nun, das hat er nicht getan. Aber du hast jetzt die Wahl. Du kannst die Dinge zum Guten oder zum Schlechten wenden.“
„Auch Reed hatte neulich die Wahl.“ Calebs Stimme klang unversöhnlich. „Er hätte dableiben können.“
„Er wird zurückkommen.“
Caleb schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Außerdem fährt er sowieso besser damit, wenn er das Geld nimmt. Dann kann er gehen, wohin er will, und das tun, was immer er will. Er wird sich von diesem Ort hier für immer freimachen können.“
„Wenn er hätte frei sein wollen“, wandte sie ein, „dann wäre er damals mit dir fortgegangen.“
Calebs Augen verengten sich. „Warum willst du unbedingt, dass er hierher zurückkommt?“
Mandy war sich nicht sicher, wie sie die Frage beantworten sollte. Sie wollte nur, dass sich Caleb und Reed versöhnten. Sie wollte, dass die Ranch im Besitz der Terrells blieb – für Reeds Kinder und Sashas Enkel. Reed hatte zehn Jahre seines Lebens dafür geopfert, um sein Erbe zu schützen. Caleb hatte kein Recht, es hinter seinem Rücken zu verkaufen.
Caleb sah zu, wie das letzte der Dutzend Blätter im Faxgerät der Ranch verschwand. Das Piepen des Geräts zeigte an, dass die Seiten erfolgreich beim Makler in Lyndon angekommen waren.
„Du hast es also wirklich getan?“, fragte Mandy mit anklagender Stimme von der Tür aus. Draußen war es bereits dunkel. Danielle hatte sich vor einer halben Stunde ins Gästezimmer zurückgezogen, und Caleb hatte gedacht, Mandy wäre schon fort.
„Die Terrell-Ranch steht nun offiziell zum Verkauf“, erwiderte er und nahm die Seiten aus dem Faxgerät.
„Du machst einen Fehler“, sagte Mandy.
„Das ist meine Sache.“
Sie trat ins Zimmer. „Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum er das getan hat?“
„Reed oder Wilton?“
„Dein Vater.“
Caleb nickte. „Ja. Etwa sechsunddreißig Stunden am Stück, nachdem ich es von meiner Anwaltskanzlei erfahren hatte. Ich hab danach ein halbes Dutzend Mal versucht, Reed anzurufen. Dachte, er könne mir das erklären. Aber er hat nicht zurückgerufen. Irgendwann war seine Mailbox voll, und ich hab’s aufgegeben.“
„Danielles Anwaltskanzlei?“
„Nein, eine andere.“ Caleb lehnte sich gegen den Schreibtisch. „Ich dachte, vielleicht hatten Reed und mein Vater einen Streit, und Wilton wollte sich rächen, indem er die Ranch mir vermachte.“
„Die haben sich doch tausend Mal gestritten.“
Caleb lachte bitter auf. „Wilton hat auch mit mir ständig gestritten. Meinem Vater konnte man einfach nichts recht machen. Schaufelte man den Mist nach rechts, wollte er ihn links haben. Hast du das Pferd von vorn gestriegelt, hättest du von hinten anfangen sollen …“ Er brach ab. Schon beim Reden darüber drehte sich ihm der Magen um. Wie zum Teufel Reed das weitere zehn Jahre hatte aushalten können, ging Caleb nicht in den Kopf. Der Junge hatte dafür eine Medaille verdient.
„Ich vermute mal“, sagte Mandy und kam einen Schritt weiter in das spärlich beleuchtete Zimmer, „als du weg warst, hat dein Vater vergessen, dass du so ein Versager warst.“ Ihr Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe.
„Während Reed hier war und weiter in seinen Augen alles falsch machte?“
„Hast du eine bessere Erklärung?“
„Vielleicht hat er bei Google meine Firma gefunden und erkannt, dass ich doch nicht so ein Idiot bin?“ Schon während er es sagte, wusste Caleb, dass das unmöglich war. Seit er erwachsen war, hatte er sich davor gehütet, seinem Vater imponieren zu wollen. Das hätte nur bittere Enttäuschung bedeutet.
Mandy setzte sich in die Fensternische. Im Licht der Hoflampen sah man nur ihre Silhouette. „Ich finde, du bist kein Idiot.“
„Wie nett von dir.“
„Reed ist auch kein Idiot.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“
Sie stellte ihre Füße auf der Fensterbank auf, und er sah, dass sie verspielte himmelblaue und rosafarbene Ringelsöckchen trug. Das überraschte ihn. Es machte sie irgendwie jünger, verletzlicher.
„Ich verstehe nicht, warum du es so eilig hast, zu verkaufen“, sagte sie.
„Das kommt daher, dass du im Lyndon Valley und nicht in Chicago wohnst.“
„Übereilte
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