Das Versprechen deiner Lippen
exzellente Spezialisten in Denver. Dort wird sicher alles für ihn getan.“
Sie ging hinaus, um zu packen. Auf dem Flur kam sie an Caleb vorbei, der am Handy mit seinem Piloten sprach. „Zwei Stunden, sehr gut“, sagte er. „Alles klar, wir sind gleich da.“
Sie blieb stehen, legte ihm die Hand an die Brust und formte mit den Lippen ein „Danke“.
Er legte seine Hand auf ihre, drückte sie und wies mit dem Kopf zur Treppe.
Mandy war noch nie mit einem Privatflugzeug geflogen. Der Firmenjet von Active Equipment bot Platz für acht Passagiere, und Caleb hatte einen Wagen bestellt, der sie direkt vom Flughafen zum Krankhaus brachte. Dort durfte Mandys Mutter als Einzige zu ihrem Mann, und auch das nur für ein paar Minuten.
Die Ärzte überwachten ihn engmaschig, um weitere Schlaganfälle zu verhindern. Die Anfangsprognose lautete auf eine langsame, eventuell nicht vollständige Genesung. Man konnte noch nicht sagen, wie viel seines Sprech- und Bewegungsvermögens er wiedererlangen konnte. Die ersten Tage seien entscheidend dafür.
Abby hatte zwar normale Zimmer im Emerald Chateau in Denver gebucht, aber nachdem Caleb kurz mit dem Portier gesprochen hatte, bekamen Mandy, Abby und ihre Mutter eine luxuriöse Suite mit zwei Schlafzimmern im zwanzigsten Stock und Caleb und Seth eine identische am anderen Ende des Korridors.
Erst um drei Uhr früh kam Mandys Mutter schließlich ins Bett. Glücklicherweise schlief sie fast augenblicklich ein, und Mandy setzte sich zu Abby, Seth und Caleb ins Wohnzimmer der Suite.
Abigail reichte Seth ihr Handy. „Dein Bruder will mit dir sprechen.“
„Um diese Uhrzeit?“, brummte Seth, als er das Handy nahm.
Mandy setzte sich auf den einzigen freien Platz auf einem kleinen Sofa neben Caleb. Sie spürte, dass er sie ansah. Sie hätte schwören können, dass sie seine Ausstrahlung körperlich spürte, aber sie wandte sich ihm nicht zu.
„Müssen wir das jetzt besprechen?“, fragte Seth ins Telefon.
Mandy sah ihre Schwester fragend an.
„Seth hat gesagt, er überlegt sich, ob er aus dem Wahlkampf fürs Bürgermeisteramt aussteigen soll“, erklärte Abby. „Travis will ihm das ausreden.“
Auch Mandy fand das übertrieben. Ihr ältester Bruder hatte seine Kandidatur seit über zwei Jahren geplant. „Es dauert doch noch Wochen, bevor der Wahlkampf richtig losgeht“, sagte sie entgeistert.
Abigail verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust. „Das hab ich ihm auch gesagt. Auch Travis versucht ihm einen Verzicht auszureden.“
Mandy schüttelte den Kopf. „Dad würde das auch nicht wollen.“
Ihr Vater hatte Seths Entscheidung, sich um das Bürgermeisteramt zu bewerben, voll und ganz unterstützt. Die Rancher wurden immer mehr aus den wirtschaftlichen Planungen des Bezirks herausgedrängt, denn Tourismus und Kleinindustrie waren auf dem Vormarsch.
„Wer wird dann die Ranch betreiben?“, fragte Seth ins Handy. „Du?“
Er hörte einen Augenblick zu, dann lachte er spöttisch. „Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst.“
Caleb beugte sich zu Mandy hinüber. „Das ist ein schrecklicher Zeitpunkt für eine solche Auseinandersetzung. Die Dinge stehen in keinem Verhältnis zueinander.“
Mandy gab ihm innerlich recht und nickte. Sie waren alle erschöpft, und ihre Nerven lagen blank.
Caleb gab Seth ein Zeichen, ihm das Handy zu geben. Seth sah ihn wütend an, aber Caleb ließ nicht locker. Schließlich gab Seth nach und reichte ihm das Gerät.
„Travis? Hier ist Caleb. Du musst jetzt wirklich ins Bett. Und Seth und deine Schwestern auch.“
Während Travis antwortete, hörte Caleb ruhig zu.
„Morgen früh. Nein. Jetzt hör mal zu. Mir ist egal, wer damit angefangen hat. Ich bin der Einzige hier, der nicht von Sorge und Angst gequält ist, und ich sage dir, das Thema jetzt mal ruhen zu lassen.“
Caleb hörte wieder zu. „Ja, mach ich.“ Sein Blick huschte einen Augenblick zu Mandy. „Natürlich nicht.“
Abigail stand von ihrem Sessel auf und umarmte Mandy. „Ich bin erledigt“, flüsterte sie ihr ins Ohr. „Macht es dir was aus, wenn ich zuerst ins Bad gehe?“
„Nein, geh nur.“ Mandy drückte ihre Schwester an sich und war froh, ihre Geschwister an diesem Abend um sich zu haben.
„Morgen müssen wir Katrina anrufen“, sagte Abigail. Katrina war ihre jüngste Schwester, die in New York lebte.
„Dort ist es jetzt schon fast morgen“, sagte Mandy.
„Wenn wir aufstehen, ist es noch früh genug.“
„Stimmt.“
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