Das Versprechen deiner Lippen
Handy.
„Abigail“, verkündete sie nach einem Blick aufs Display und nahm das Gespräch an. „Hallo, Abby.“
Caleb konnte nicht fassen, dass sie so gefasst klang. Das würde ihm nicht gelingen, denn das Begehren pulsierte noch immer heftig durch seinen Körper. Er bräuchte noch eine ganze Weile, bis sich sein Atem wieder beruhigt hätte.
„Wann?“, fragte Mandy entsetzt ins Handy.
Ihr Blick traf sich mit Calebs, ihre Pupillen weiteten sich vor Schreck, und sie schwankte. „Ich komme gleich …“
Er sprang auf und stützte sie.
„Wo?“, fragte sie heiser und griff nach seinem Arm. „Ja. Natürlich.“ Sie nickte zustimmend. „Ja, klar.“
Sie hörte wieder zu und packte dabei seinen Arm fester. „Ja, ich komme. Bis gleich“, schloss sie flüsternd und ließ den Arm mit dem Handy sinken.
„Was ist?“, fragte Caleb, und sein Magen krampfte sich zusammen. Irgendetwas Schreckliches war passiert.
„Mein Dad“, stammelte sie mit Tränen in den Augen. „Es war wohl ein Schlaganfall.“
„Ist er …“ Caleb konnte den Satz nicht beenden.
„Der Rettungshubschrauber ist auf dem Weg.“
„Wie schlimm ist es?“
„Lähmungen, Probleme beim Sprechen, Verwirrtheit.“ Sie löste sich von Caleb. „Ich muss nach Hause.“
„Ich fahr dich.“
„Nein, ich kann selber …“
„Ich fahre dich.“ Auf keinen Fall würde er sie jetzt allein in der Dunkelheit nach Hause rasen lassen.
4. KAPITEL
Alle Lichter brannten, als Mandy und Caleb vor der Jacobs-Ranch vorfuhren. Calebs gemieteter SUV war kaum zum Stehen gekommen, da riss Mandy schon die Tür auf und rannte zum Haus.
Im Wohnzimmer sah sie Seth, der mit tief besorgtem Gesicht auf dem Sofa saß und ihrer Mutter die Hand hielt. Ihre Schwester Abby tippte wie wild auf dem Computer, und Travis ging im Zimmer auf und ab, sichtlich unzufrieden, dass er nichts Hilfreiches tun konnte.
„Mom.“ Mandy eilte zu Maureen und schlang ihr die Arme um die Schultern. Maureens Gesicht war blass mit rot geränderten Augen und eingefallenen Wangen.
„Der Helikopter ist vor etwa fünf Minuten abgeflogen“, sagte Seth.
„Sie sagten, es sei nicht genug Platz darin für Mom.“ Travis klang wütend.
Mandy hörte Caleb ins Haus kommen und hinter sich ins Wohnzimmer treten, aber sie drehte sich nicht um. Sie fühlte sich schuldig, dass sie ihn attraktiv fand, schuldig, dass sie ihn geküsst hatte, und zutiefst schuldig, dass sie ihn leidenschaftlich umarmt hatte, während das mit ihrem Vater passiert war.
„Ich versuche, ihr ein Flugticket für morgen früh zu buchen“, warf Abigail ein.
„Sie fliegen ihn direkt nach Denver“, erklärte Travis. „Dort gibt es Spezialisten und die beste Intensivstation für Schlaganfallpatienten.“
„Das klingt gut“, sagte Mandy zu ihrer Mutter und strich ihr beruhigend über die Schulter.
„Verdammt. Die Verbindung ist wieder abgebrochen“, schimpfte Abigail.
„Mein Firmenflugzeug steht auf dem Rollfeld in Lyndon“, schlug Caleb vor.
Alle wandten sich verblüfft zu ihm um.
Seth stand vom Sofa auf. „Wie viele von uns kannst du mitnehmen?“
„So viele, wie mitkommen müssen.“ Er suchte Mandys Blick.
„Ich bleibe hier“, verkündete Travis, und alle sahen ihn an. „Ich kann dort wahrscheinlich von allen am wenigsten tun, aber hier am meisten.“
Seth nickte zustimmend.
Caleb zog sein Handy heraus. „Ich rufe den Piloten an. Mandy, warum packst du nicht eine Tasche mit ein paar Sachen für deine Mutter?“
Abby wandte sich wieder dem Computer zu. „Und ich buche für uns ein Hotel in Denver.“
„Schau mal nach, ob es ein Emerald Chateau in der Nähe des Krankenhauses gibt“, bat Caleb, während er eine Nummer in sein Handy eintippte. „Wir haben dort Firmenrabatt. Ruf einfach an und nenne meinen Namen.“ Er hielt sich das Handy ans Ohr und trat hinaus in den Flur.
Mandy drückte die kühle Hand ihrer Mutter. „Hast du das gehört, Mom?“
Maureen nickte schwach.
„Gut.“ Mandy bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Wenn sie jetzt in Tränen ausbrach, würde das niemandem helfen, am allerwenigsten ihrer Mutter.
„Er konnte nicht sprechen“, berichtete Maureen stockend und drückte Mandys Hand. „Er hat es versucht, aber die Worte waren ganz undeutlich. Manchmal einzelne Silben, dann wieder ganz Unverständliches.“
Mandy schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Ich glaube, bei einem Schlaganfall ist das ganz normal. Und es klingt so, als hätten sie
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