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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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vorbeiging, erlaubte, war, unten bei meiner eigenen Klingel eine vereinbarte Melodie zu läuten, damit meine Frau wusste, dass ich das Verhör heil überstanden hatte und vorderhand alles in Ordnung war.
    An dieser Stelle muss ich allerdings gestehen, dass mir dieses Stasi-Spiel, so sehr es mir auch das Leben verleidete, eigentlich trotzdem fast sympathisch war. Na, übertreiben möchte ich wieder nicht. Was ich sagen will, ich beklagte mich nicht darüber, weil es Leutnant Láska im Grunde genommen für mich eigentlich vermenschlichte.
Ludo, ergo sum
, wenn dieser Bastard die Fähigkeit hat zu spielen, kann er gar nicht so ein Unmensch sein, redete ich mir ein, und so muss ich mich höchstens fürchten, dass er mich noch ein paarmal zum Narren halten und sich auf meine Kosten vielleicht schweinisch amüsieren wird. Aber es sei ihm gegönnt, diesem Kotzbrocken von der Stasi, Hauptsache, es entwickelt sich nichts Schlimmeres daraus. So war ich mit dem Ganzen sogar einverstanden, nur dass in Wirklichkeit alles viel schlimmer war. Ich hatte keine Vorstellung davon, was da auf mich zukam.

DER STRASSENBAHNTRAUM
    Daniel Kočí war Verkäufer in einer Konsum-Fleischerei in der Josefská ulice. Eine unqualifizierte Kraft, zumal ihm diese Arbeit überhaupt keinen Spaß machte und er nicht vorhatte, ihr mehr Mühe als unbedingt nötig zu widmen. Eigentlich wäre er lieber Verkäufer von Knöpfen, Stecknadeln und Fäden oder Kacheln, Fliesen und Dachdeckmaterial gewesen, wenn er denn schon Verkäufer sein musste. Aber er hatte nichts Besseres aufgetrieben, und nirgendwo außer in der Konsum-Fleischerei hatte es eine freie Stelle gegeben. Im Grunde machte diese Arbeit ihn unglücklich, die ausgenommenen und in Portionen zerlegten Eingeweide, die brutal verdrehten Tierkörper und die Fleischerhaken mit dem, was von diesen fröhlichen und meist so wohlgesinnten Geschöpfen übrig war, vertrug er gar nicht gut. Und dabei hätte es in Wirklichkeit kein Problem für ihn sein sollen, schließlich hatte er in seinem ursprünglichen Beruf oft genug tote Körper von Menschen zu sehen bekommen und manchmal auch solche, die von all den Brünner Jack the Rippers abscheulich aufgeschlitzt worden waren. Allzu begeistert von der Untersuchung blutrünstiger Verbrechen war Dan nie gewesen, doch wenn es nötig war, kam er ganz gut damit zurecht, und erschaute im Unterschied zu den zum Verzehr bestimmten Tierleichen in die von mörderischen Leidenschaften gezeichneten menschlichen Rümpfe mit einem professionellen Interesse hinein, das von einem zufälligen Betrachter versehentlich auch mit professionellem Vergnügen hätte verwechselt werden können. Dem war aber ganz gewiss nicht so. Dans ureigenstes Spezialgebiet, und in gewisser Weise vielleicht sogar auch professionelles Gaudium, waren Seitensprünge, das Bespitzeln untreuer Frauen, aber auch fremdgehender Ehemänner, sowie der Clou seiner Tätigkeit: wenn es ihm, mit einer Leica bewaffnet, gelang, die Ehebrecher in flagranti zu ertappen und kompromittierende Aufnahmen von ihnen zu machen.
    Aber jetzt war den Privatschnüfflern offiziell das Handwerk gelegt worden. Das kommunistische Regime hatte nicht nur Banken, Bergwerke, Fabriken verstaatlicht, sondern blitzartig auch sämtliche private Gewerbe einschließlich Dans. Damit konnte er sich wie jeder, der mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit ausgestattet war, mit einem einzigartigen Talent, das er jetzt verwildern lassen sollte, jedoch nicht abfinden. Jedes Mal, wenn er auf der Straße eine Frau sah, die irgendwohin eilte, konnte er augenblicklich und ziemlich zuverlässig eine, die zu einem heimlichen Liebhaber tigerte, von einer, die nur rasch ihre Schuhe von der Reparatur abholte oder in die Konditorei zur gewohnten Damenrunde mit Wiener Kaffee und Heidelbeerkuchen unterwegs war, unterscheiden. Er verspürte dabei immer ein äußerst angenehmes Kribbeln irgendwo in der Bauchhöhle. Welches allerdings, wenn er sich dann mit aller Gewalt von der zu ehebrecherischer Kurzweilhastenden Frau abwandte, wohl oder übel abwenden musste, schnell in Bauchgrimmen, in noch lange anhaltende Schmerzen in den Eingeweiden überging. Solche Schmerzen, dass ihm bereits der Gedanke gekommen war, sich eventuell untersuchen zu lassen, weil es sich vielleicht doch um irgendeine bösartige Krankheit handelte. Aber sicher, es war ja auch eine Krankheit, dieses hartnäckige, ihn beherrschende Talent, das sich, wird es negiert, sogleich bösartig gegen seinen

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