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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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angeschnitten hatte, fort: Weißt du, ich hab’ eine Steinmetzwerkstatt am Friedhof, gleich in der Nähe des Tors. Gestern Abend kehrte ich auf dem Weg aus der Werkstatt in der Kneipe Zur Leiche ein, versackte dort ein wenig und schlief dann in der Straßenbahn ein. Es war ein Sekundenschlaf, kurz wie ein zweimaliges Rumpeln der Straßenbahn in den Gleisen, aber ich hatte, wie es ja oft so ist, bei diesem winzigen Schläfchen einen langen Traum. Gemerkt davon hab’ ich mir nur, dass ich dich zu erreichen versuchte, ich rief dich an.
    Wie?, fragte Dan. Sag das, bitte, noch einmal.
    Ich hatte gestern Abend einen Traum und in dem Traum hab’ ich dich angerufen.
    Das ist ja ein Ding. Kannst du mir sagen, um wie viel Uhr du mich angerufen hast?
    Radek erschrak fast. Ist etwas? Ist was passiert?
    Blödsinn, nichts ist passiert. Entschuldige. Natürlich ist es egal, wann du den Traum gehabt hast. Apropos, ich hab’ gar kein Telefon.
    Genau erinnern kann ich mich klarerweise nicht, aber es könnte, plus / minus zehn Minuten, so um halb acht gewesen sein. Kann ich fortfahren?
    Wer hindert dich dran? Fahr fort! Dan Kočí schaute, was der Kellner ihnen da gebracht hatte, streckte dann den Finger aus und bohrte ihn, sehr zum Befremden vonRadek Stolař, geradewegs in die Sahne seines Wiener Kaffees und führte ihn gedankenverloren zum Mund. Dann besann er sich, leckte den Finger sauber und wischte ihn an der Serviette ab. Und Radek begriff, dass Dan jetzt für einen Augenblick irgendwo weit weg gewesen war. Und nachdem er von dort zurückgekommen war, zerknüllte er die Serviette, deponierte sie im Aschenbecher, schnaufte und sagte: Du hast mich angerufen. Also, warum hast du mich in diesem Straßenbahntraum angerufen?
    Du hast nicht abgehoben.
    Ich konnte nicht, ich sag’ doch, ich hab’ kein Telefon.
    Klar. Und ich wiederum hab’ dich nur im Traum angerufen. Aber aus einem sehr konkreten Grund. Ich wollte dich fragen, ob du immer noch deine Tätigkeit ausübst.
    Ja?
    Womit ich dich jetzt auch in wachem Zustand frage: Übst du immer noch deine Tätigkeit aus?
    Ach, du siehst ja selber, welche Tätigkeit ich jetzt ausübe. Falls du was fürs Beuschel fürs Sonntagsessen brauchst oder Knochen für den Hund … Verdammt noch mal, du weißt doch, wer jetzt das Monopol auf die Untersuchung großer und kleiner Morde hat. Oder nicht? Da müsste ich zur Polizei gehen, und da komm’ ich, wie ich hoffe, nicht so schnell hin.
    Jetzt haben wir uns aber missverstanden. Es geht nicht um Mord. Du warst doch auf etwas anderes spezialisiert.
    Bei Dan hatte es natürlich gefunkt. Er schwieg und schaute Radek an. Dann schüttelte er den Kopf. Auch damit hab’ ich klarerweise aufgehört. Alle Gewerbe sind jetzt sozusagen in der Hand des Gesetzes.
    Er nahm einen Schluck Kaffee, verbrannte sich die Zunge und grinste: Gut, ich mach’s. Aber es wird dich was kosten, weil es mit Ausgaben verbunden ist und ich mir zu dem Zweck unbezahlten Urlaub nehmen muss.
    Um die Sache dann aber gründlich zu besprechen, reichte das Zusammensein in der Konditorei nicht mehr aus. Genauer gesagt, beide hielten sie das Milieu hier für deplatziert, zumal das Holzpferd auf Rädern sie ständig gleichsam mit den Augen von Radeks jüngstem Sohn ansah.
    Sie trafen sich am Nachmittag des nächsten Tages beim Spielberg. Achtmal stiegen sie bis zur Zitadelle hinauf, um achtmal wieder hinabzuwandern, und dabei analysierten, zerlegten sie alles und setzten es von Neuem wieder zusammen, die ganze Causa von Radeks Frau, Radeks ganzen bösen Verdacht, und Dan erfuhr auf diese Weise alles, was er brauchte, und vor allem das Faktum, dass Radek sich nicht scheiden lassen, sondern lediglich herausfinden wollte, ob seine Frau ihn betrog, und wenn ja, mit wem. Also musste er die Sache absolut diskret und ohne Fotoapparat angehen und durchführen. Radek brauchte kein Corpus Delicti zur weiteren Verwendung, nur eine glaubwürdige Information über den Stand der Dinge.
    Zum ungeschriebenen Kodex, quasi nachgerade zur Ethik jenes Spezialgebiets, gehörte, dass Dan den Klienten warnen sollte, damit dieser von seinem Bedürfnis, die Wahrheit zu erfahren, Abstand nehmen und alles beim Alten belassen würde, weil das, was sich dann im Lichtaller eruierbaren Fakten als etwas Katastrophales darbieten kann, aus einem anderen Blickwinkel möglicherweise nur eine unerhebliche Nichtigkeit, ein Staubkörnchen im Auge, ist, weswegen man nicht gleich das Auge ausstechen muss. Und obwohl Radek

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