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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aus der Sicht des jungen Mannes zu Boden schweben. Er erhaschte jedoch nicht nur einen Blick auf sich selbst, sondern auch auf die Erscheinung von jemandem oder etwas, das ihn überlagerte, als ob er seinen Körper mit einem anderen Wesen teilte. Er vermeinte, weiße Schwingen zu erkennen, die an den Seiten angelegt waren. Unter seinem eigenen Gesicht erschien das eines Fremden – das Antlitz eines Kriegers, wenn es jemals einen gegeben hatte, aber es erschreckte ihn nicht.
    Vielleicht halluzinierte Jeremy zu dem Zeitpunkt, und was Hatch von ihm empfing, war nicht so sehr das, was er wirklich wahrnahm, als vielmehr das, was er vermeinte zu sehen.
    Vielleicht.
    Dann sah Hatch wieder mit seinen eigenen Augen, während er immer noch sanft hinabschwebte, und glaubte, nun etwas zu erkennen, das Jeremy Nyebern überlagerte, eine Gestalt und einen Kopf nämlich, die halb Reptil, halb Insekt schienen.
    Es mochte auch alles nur eine optische Täuschung sein, eine Konfusion aus Schatten und sich überschneidenden Lichtkegeln.
    Ihren letzten Schlagabtausch konnte Hatch sich jedoch überhaupt nicht erklären und grübelte in den darauffolgenden Tagen noch lange darüber nach:
    »Wer bist du?« fragte Nyebern, als Hatch nach seinem freien Fall aus rund 10 Meter Höhe sicher wie eine Katze auf dem Boden landete.
    »Uriel«, antwortete Hatch, obwohl er diesen Namen noch nie gehört hatte.
    »Ich bin Vassago«, stellte Nyebern sich vor.
    »Ich weiß«, sagte Hatch, obwohl er diesen Namen ebenfalls zum erstenmal hörte.
    »Nur du kannst mich zurückschicken.«
    »Und wenn einer wie ich dich zurückschickt«, erwiderte Hatch und fragte sich, woher diese Worte kamen, »kehrst du nicht als Fürst zurück. Du wirst als Sklave dienen, wie dieser verängstigte dumme Junge, mit dem du zusammen Geisterbahn gefahren bist.«
    Nyebern hatte Angst. Es war das erste Mal, daß er Angstgefühle zeigte. »Und ich dachte, ich sei die Spinne.«
    Mit ungeahnter Kraft, einem Minimum an Bewegung und einer Wendigkeit, die ihn selbst überraschte, packte Hatch Regina an ihrem Gürtel, entriß sie Jeremys Griff, setzte sie in sicherer Entfernung ab und ließ das Kruzifix wie eine Keule auf den Schädel des Wahnsinnigen niedersausen. Das Glas der festgebundenen Taschenlampe zerbarst in tausend Stücke, das Plastikgehäuse brach entzwei und verstreute überall Batterien. Er hieb ein zweites Mal auf den Schädel des Killers ein, und mit dem dritten Schlag schickte er Nyebern in ein Grab, das er sich doppelt verdient hatte.
    Hatch empfand eine gerechte heilige Wut. Als er das Kruzifix fallen ließ und alles vorüber war, überkam ihn weder Scham noch Reue. Er glich seinem Vater in keiner Weise.
    Ein merkwürdiges Gefühl durchlief ihn, als ob eine Kraft ihn verließ, eine Präsenz, von der er nichts gemerkt hatte. Er ahnte, daß eine Mission erledigt, ein Gleichgewicht wiederhergestellt war. Alles hatte jetzt wieder seinen rechtmäßigen Platz, seine Ordnung.
    Regina zeigte keine Reaktion, als er sie ansprach. Physisch schien sie unversehrt zu sein. Hatch machte sich keine Sorgen um sie, weil er aus irgendeinem Grunde fest daran glaubte, daß keiner von ihnen übermäßig darunter leiden würde, daß sie in … was immer es gewesen sein mochte … verwickelt waren.
    Lindsey war ohne Bewußtsein und blutete aus einer Wunde. Hatch untersuchte sie und stellte zu seiner Erleichterung fest, daß es sich nur um eine leichte Schußwunde handelte.
    Er hörte Stimmen über sich. Sie riefen seinen Namen. Die Gesetzeshüter waren eingetroffen. Spät wie immer. Nun ja, nicht immer. Manchmal … ja, manchmal war einer von ihnen auch gerade zur Stelle, wenn man ihn brauchte.
3
    Die unbelegte Geschichte von den drei Blinden, die den Elefanten untersuchen, ist hinlänglich bekannt. Der erste Blinde tastet nur über den Rüssel des Elefanten und beschreibt darauf guten Gewissens das Tier als eine schlangenähnliche Kreatur, vergleichbar mit einer Python. Der zweite Blinde fühlt nur die Ohren des Elefanten und verkündet, daß es sich um einen Vogel handelt, der in großer Höhe zu fliegen vermag. Der dritte Blinde ertastet lediglich den pinseligen Quastenschwanz des Elefanten und »sieht« ein Tier, das kurioserweise einer Flaschenbürste ähnelt.
    Und so geht es mit den Erfahrungen, die Menschen teilen. Jeder macht sie auf seine Weise und zieht daraus eine andere Lehre als seine Mitstreiter.
     
    In den Jahren, die auf die Geschehnisse in dem verlassenen Vergnügungspark

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