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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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komplizierte Dinge.“
    „Lass es mich wissen, wenn ich dir helfen kann.“

Antworten
     
    15. Die Stringtheorie
     
    Jan legte sich auf seine Schlafcouch. Ihn überkam ein Gefühl der Einsamkeit. Es schien ihm, als ruhe eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern, die Verantwortung für das Wohl der gesamten Menschheit. Gerne hätte er sie an jemanden abgegeben oder mindestens mit jemandem geteilt. Aber wem konnte er sich mit seiner Geschichte anvertrauen? Vermutlich würde ihm sowieso niemand Glauben schenken. Ein Computerprogramm, das die Menschheit bedrohte, war einfach zu absurd, um ernst genommen zu werden. Er konnte sich an die Regierung wenden, vielleicht an das Umweltbundesamt. Vielleicht würde man ihn tatsächlich anhören. Natürlich würde man ihn nach Beweisen für seine Geschichte fragen, doch Jan konnte keine Beweise, ja nicht einmal irgendwelche glaubhaften Hinweise liefern. Zudem bestand immer die Gefahr, dass irgendwelche Informationen im Internet landeten und der Supervirus erfahren würde, dass man ihn entdeckt hatte. Es würde sicher Gegenmaßnahmen ergreifen, deren Auswirkungen kaum zu überschauen waren. Jan konnte sich also nur Personen in seinem näheren Umkreis anvertrauen, die ihn kannten und wussten, dass er kein Spinner war. Seine Eltern, Sintja, eventuell einige seiner Freunde gehörten sicher dazu. Sie würden ihm zumindest zuhören, ob sie ihm glaubten, war eine andere Sache.
     
    Jans Gedankengänge wurden durch das Vibrieren seines Handys unterbrochen, das sich in seiner Hosentasche befand. Er nahm das Gerät in die Hand und drückte auf die grüne Taste. Sintjas Name und ein Bild ihrer Füße, das Jan zu ihrem Telefonbucheintrag abgespeichert hatte, waren auf dem Display zu sehen.
    „Hi, Sintja.“
    „Hi, Jan, schön deine Stimme zu hören.“
    „Ich hätte dich gerne ganz hier.“
    „Das wird nicht mehr lange dauern, Jan. Vorab schicke ich dir schon mal das nächste digitale Stück von mir.“
    „Wo bist du jetzt?“
    „Wir sind in Bordeaux. Mein Vater hat hier einen Besprechungstermin an der Uni. Heute Abend werden wir eine Weinkellerei besichtigen. Ich werde ein Glas auf dich trinken. Gibt es etwas Neues aus deiner Geheimdiensttätigkeit?“
    „Der BND hat mir einen Job angeboten.“
    „Du machst Witze, nicht wahr?“
    „Nein, nein, die möchten, dass ich Christine aushorche.“
    „Und, was hast du denen geantwortet?“
    „Das kannst du dir doch denken, oder?“
    „Natürlich, Jan. Das Interesse des BND an Christine scheint ja immer noch sehr groß zu sein. Weißt du denn inzwischen mehr?“
    „Ja, ich weiß mehr.“
    „Ich verstehe.“
    „Wenn du zurück bist, weiß ich vielleicht alles, alles über die Entstehung des Universums.“
    „Und du wirst es mir erklären?“
    „Ja, ich werde dir alles erklären.“
    Jan war froh, dass Sintja sofort verstanden hatte, dass sie am Telefon besser keine Fragen zu Christines Plänen stellen sollte und dass Jan ihr diese und nicht die Entstehung des Universums nach ihrer Rückkehr erklären würde.
    Nach Beendigung des Gesprächs rief Jan die MMS ab, die Sintja ihm geschickt hatte. Das Bild zeigte in frecher Pose ihre rotbraungebrannte linke Pobacke, die aus einem knappen Bikini ragte. Nur eine Stelle auf der Haut war blass geblieben. Die Konturen zeigten das Motiv einer Sonne als Sonnentattoo. Unter der Abbildung stand: Mein Beitrag zur Stringtheorie und eine „kleine Sonne“ für dich. Für Jan war es das schönste Bild, das er je gesehen hatte. Wenn Sintja zurück war, würde er sie ganz einfach fragen, ob er das Originalbild sehen durfte, bevor es wieder verschwunden war. Jan überlegte, was der Text zu bedeuten hatte. Klar, der String war der Bikini. Das Wortspiel erkannte er natürlich, aber „kleine Sonne“ in Anführungszeichen gesetzt, was sollte das bedeuten?
    Jan schlief auf der Couch ein. Die Lösung der kleinen und der großen Probleme musste warten. Stattdessen träumte er von Engeln mit goldglänzenden, lockigen Haaren in String-Bikinis. Wie alle Träume endete auch dieser und Jan war wieder alleine, aber sein Gefühl der Einsamkeit war gewichen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und tippte „kleine Sonne“ in die Suchmaschine. Es gab Hotels mit einem entsprechenden Namen, Vereine und Kindergärten. Als er die Suchworte – „kleine Sonne“, Name, Bedeutung – eingab, erlebte er eine Überraschung. „Sintja“ las er, war ein nordischer Name und bedeutete tatsächlich so viel wie „kleine

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