Das versteckte Experiment (German Edition)
die Worte ausgesprochen, zog er die Maschine nach oben, noch abrupter und steiler als beim ersten Mal. Dieses Mal empfand Jan das Gefühl fast als angenehm. Schnell machte er seine Kamera startklar und beugte sich nach vorne, um aus dem Frontfenster zu filmen. Der Pilot erwischte fast den gleichen Anflugwinkel wie vorher und wieder war die gleiche Bildfolge zu beobachten. Sie flogen auf eine sich drehende Spiralgalaxie zu.
Wer sich das ausgedacht hatte, musste ein Genie sein. Irgendwelche Witzbolde kamen dafür kaum infrage. Natürlich fiel Jan direkt Christine ein. War sie hier gewesen? Das widersprach allerdings ihren Aussagen. Selbst wenn sie hier gewesen sein sollte, so stellte sich die Frage, wie sie das gemacht hatte. Durch einfaches Hinuntertreten der Halme waren solche Effekte auf keinen Fall zu erzeugen. Jan hatte nicht die geringste Idee, was hier passiert war. An Übersinnliches glaubte er nicht. Er könnte Christine nach seiner Rückkehr fragen und sie würde es ihm erklären. Schließlich hatte sie ihn an diesen Ort gelotst. Sie hatte von einem Experiment gesprochen. War er schon wieder das Versuchskaninchen?
„Es ist an der Zeit, dass das Kaninchen herausfindet, was mit ihm geschieht“, dachte er.
„Wir müssen leider bald zurück“, unterbrach der Pilot Jans Gedankengang. Er flog noch ein paar Mal über das geheimnisvolle Gebiet und Jan schoss noch einige Fotos mit seiner Kamera. Auf dem Rückweg waren die beiden Entdecker zunächst schweigsam. Natürlich dachten beide über ihre Eindrücke nach.
„Woher wussten Sie von diesem Ort, Herr Sörensen?“, unterbrach Ketelsen das Schweigen.
„Jemand hat mir einen Tipp gegeben.“
Sicher war Ketelsen mit dieser Antwort nicht zufrieden und hätte gerne gewusst, wer der Jemand war.
„Haben Sie eine Erklärung für das Phänomen?“, fragte er jetzt.
„Nein, ich bin genauso überrascht wie Sie. Aber ich habe mir vorgenommen, es herauszufinden.“
„Was haben Sie vor?“
„Ich werde mich mit dem Landwirt unterhalten, dem die Felder gehören. Vielleicht weiß er mehr darüber.“
„Vielleicht. Vielleicht weiß er aber noch nicht einmal, dass es diese Kornkreise auf seinen Feldern gibt. Vielleicht hat er zwar plattgetretene Halme entdeckt, kennt aber nicht die Strukturen, die wir gesehen haben. Die sind wahrscheinlich nur aus der Luft zu beobachten.“
„Das waren keine plattgetretenen Halme“, murmelte Jan nachdenklich.
Nach der Landung führte Ketelsen Jan ins Vereinshaus. Jan musste nur eine halbe Stunde Flug bezahlen, obwohl der Ausflug über eine Stunde gedauert hatte.
„Werden Sie die Presse benachrichtigen?“, fragte Ketelsen.
„Nein, wie gesagt, ich will herausfinden, was dahinter steckt. Und Sie, werden Sie schweigen?“
„Es ist Ihre Entdeckung. Aber wissen Sie, außer meiner Fliegerei habe ich nicht mehr so viel Abwechslung in meinem Leben. Meine Frau ist vor einigen Jahren gestorben und in dem Kaff, in dem ich lebe, sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Vielleicht können wir die Ursachen des Phänomens gemeinsam erforschen. Meine Flugkünste und Ortskenntnisse könnten von Vorteil für Sie sein.“
Jan fand den alten Mann sympathisch. Die Idee der Zusammenarbeit gefiel ihm. Die meisten seiner Freunde waren in den Urlaub gefahren und auch Sintja war noch einige Tage fort.
„Gerne“, erwiderte er freundlich.
„Ich glaube, ich weiß, wo der Bauer, nein, der Landwirt, wohnt. Wir könnten ihm direkt einen Besuch abstatten, mit meinem Auto, wenn Sie wollen.“
Jan willigte ein. Sie stiegen in einen alten VW-Käfer, Baujahr 1958, wie er während der Fahrt erfuhr. Das Cabrio war liebevoll restauriert worden. Soweit Jan es beurteilen konnte, wurden dafür Originalteile verwendet. Sogar ein original Blaupunkt-Röhrenradio aus der damaligen Zeit und die obligatorische Blumenvase mit einer künstlichen roten Rose gehörten zur Ausstattung.
Schon nach kurzer Zeit ereichten sie die Felder, die sie aus der Luft gesehen hatten. Während der Vorbeifahrt waren keine Besonderheiten zu sehen.
„Könnten Sie bitte einmal irgendwo hier anhalten?“ bat Jan.
Ketelsen fuhr in einen kleinen Seitenweg. Die beiden Insassen stiegen aus, um sich das Kornfeld aus der Nähe anzusehen. Sie gingen mit vorsichtigen Schritten ein Stück in das Feld hinein. Schließlich wollten sie keinen Flurschaden anrichten, aber noch wichtiger war es ihnen natürlich, die Kornkreise nicht zu zerstören. Auch wenn sie davon nichts entdecken konnten, so
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