Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
Vom Netzwerk:
mussten sie doch da sein. Aus der Perspektive eines Fußgängers waren sie jedoch offenbar nicht zu erkennen. Immerhin konnte man im Feld verschiedene Linien mit unterschiedlichen Kontrasten und Farbabstufungen erkennen, wie sie bei einer Seitenansicht auf räumliche Objekte zu erwarten waren. Jan betrachtete an verschiedenen Stellen die Ähren und Halme des Getreides. Von Pflanzen verstand er zwar nicht gerade viel, aber er suchte nach Unterschieden zwischen Exemplaren, die an verschiedenen Standorten wuchsen. Schließlich waren irgendwelche Unterschiede aus der Luft erkennbar gewesen. Vielleicht waren diese jedoch nicht im Nahbereich an einzelnen Pflanzen erkennbar, sondern erst durch die Beobachtung größerer Bereiche. Seine Untersuchungen blieben ergebnislos.
    Nach einigen weiteren Minuten Fahrt im Oldtimer bog Ketelsen abrupt von der Landstraße in eine Einfahrt zu einem großen reetgedeckten Gebäude ab. Ein Huhn konnte sich gerade noch mithilfe eines unbeholfenen Flugversuchs retten. Auf dem Innenhof des L-förmigen Gebäudes herrschte reger Betrieb. Mehrere Hühner, Enten und sogar Schweine liefen hier frei herum. Ein Hund, der eine Mischung aus Cockerspaniel und Pudel sein konnte, döste Kopf an Kopf mit einer jungen schwarzen Katze in der Mittagssonne.
    Jan und Ketelsen stiegen aus. Jan bewunderte die Schweine. Solche Exemplare hatte er noch nie gesehen. Sie waren rot-weiß gestreift. Ketelsen, der Jans Erstaunen bemerkte, erklärte:
    „Das sind die rotbunten Husumer Schweine, Herr Sörensen. Sie wurden ursprünglich von Dänen nach ihren Nationalfarben Rot, Weiß, Rot gezüchtet. Die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein drückte damit ihren Protest aus, dass sie unter der preußischen Herrschaft, ihre Nationalflagge, den Dannebrog, nicht mehr hissen durfte. Das Schwein wird deshalb auch Protestschwein genannt. Es gibt nur noch ganz wenige Exemplare davon, wahrscheinlich keine fünfzig mehr.“
     
    Es war keine Menschenseele auf dem Hof zu sehen. Jan und Ketelsen gingen zur Eingangstür des Gebäudes. Zwei Klingelschilder trugen die Aufschriften „Clausen“ und „Büro“. Jan drückten den Klingelknopf „Büro“ und trat ein. Gefolgt von Ketelsen durchquerte er einen langen Flur. Vom Flur aus konnte man durch eine große Scheibe, die bis auf dem Boden reichte, in den Büroraum blicken. Die Tür stand offen. Jan und Ketelsen traten ein. Der Raum war sehr groß. Jan war überrascht. Das Büro war sehr modern ausgestattet. Das Mobiliar sah aus wie neu. Bis auf den Eingangsbereich waren alle Wände mit Schreibtischen zugestellt. Fast auf jedem Schreibtisch stand ein Flachbildschirm oder ein Laptop. An einem der Bildschirme saß ein etwa 40-jähriger Mann, der sich mit irgendwelchen bunten Diagrammen beschäftigte.
    „Moin“, sagte Ketelsen.
    „Moin, Moin“, erwiderte der Mann freundlich und erhob sich von seinem Drehstuhl, „wat kann ik för Se doon?“
    „Mein Name ist Sörensen und das ist Herr Ketelsen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für uns?“
    „Clausen“, sagte der Mann und schüttelte den Ankömmlingen die Hand. „Setzen Sie sich“, fuhr er dann in Hochdeutsch fort.
    „Wir haben Ihre Schweine bewundert“, sagte Ketelsen, nachdem alle Platz genommen hatten.
    „Die Rotbunten? Das ist nur so ein Hobby von mir. Wissen Sie, wir haben eigentlich gar keine Tierhaltung mehr. Wir leben vom Getreideanbau. Mein Vater hat noch beides, Tierhaltung und Pflanzenanbau betrieben. Aber, was führt Sie zu mir?“
    Jan hatte sich auf dem Weg ein paar Gedanken gemacht, wie er das Gespräch führen wollte. Auf keinen Fall würde er etwas über Kornkreise erzählen. Er befürchtete, vom Landwirt sofort als Spinner abgetan zu werden, den man so schnell wie möglich abwimmelte.
    „Wir möchten Sie keinesfalls lange aufhalten, Herr Clausen. Ich sammle im Rahmen einer Studienarbeit Informationen über die moderne Landwirtschaft und würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Ich weiß, ich hätte Sie vorher anrufen und um einen Termin bitten sollen. Ehrlich gesagt, war die Idee eines Besuches bei Ihnen spontan entstanden, als wir beim Überfliegen Ihren Hof gesehen haben. Es gibt nicht so viele große, moderne Höfe in dieser Gegend.“
    „Sie waren das also, die hier vorhin unentwegt über mein Haus gebrettert sind?“ stellte Clausen mit einem Schmunzeln auf den Lippen fest.
    „Ich bin der Pilot, Herr Clausen. Es tut mir leid, wenn wir Sie gestört haben. Der Anblick der Felder, die Farben, die

Weitere Kostenlose Bücher