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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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fünf Metern verwirklicht. Im letzten Jahr haben eifrige Studenten im Rahmen von Masterarbeiten sogar eine noch bessere Auflösung für die Erfassung der Bodenparameter und die Zielkarte realisiert. Gleichzeitig haben sie mit Wachstumsregulatoren experimentiert. Das hat mir nicht so gut gefallen. Aber das ist halt Forschung hier.“
    „Was hat man unter Wachstumsregulatoren zu verstehen?“, fragte Jan.
    „Das sind chemische Substanzen, die die Halme verkürzen und verdicken und damit die Standfestigkeit erhöhen, das Wurzelwachstum und die Wasseraufnahme fördern.“
    „Wurden auch diese Substanzen automatisch ausgestreut?“
    „Selbstverständlich, aber wir werden zukünftig keine Wachstumsregulatoren mehr verwenden. Soweit feststellbar, haben sie keine positiven Auswirkungen auf den Ertrag gehabt. Außerdem muss wohl irgendetwas dabei schiefgegangen sein. Es gibt offenbar Bereiche, in denen die Regulatoren gar nicht gewirkt haben, und andere, in denen sie zu stark gewirkt haben. Es sind merkwürdige Stufen in den Feldern entstanden. Aber was soll es. Wie gesagt, es ist eben Forschung. Am Ende der Forschungsarbeiten werden wir für die ökonomische und ökologische Optimierung unserer Arbeitsprozesse ein sinnvolles Konzept erhalten.“
    Jan wusste jetzt genug, um sich ein Bild zu machen. Er war nun überzeugt, dass er das Geheimnis um die Kornkreise gelöst hatte. Ketelsen hatte die meiste Zeit geschwiegen, aber interessiert zugehört. Natürlich ahnte Jan, dass er die Zusammenhänge nicht verstand und darauf hoffte, dass Jan sie ihm später erklären würde.
     
    „Vielen Dank, Herr Clausen, das war sehr interessant für mich. Es wird mir bei meiner Studienarbeit sehr weiterhelfen“, betonte Jan und erhob sich.
    „Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich ganz einfach an“, sagte Clausen und überreichte Jan seine Visitenkarte.
    Die beiden Besucher verabschiedeten sich und verließen das Haus. Ein rotbuntes Schwein grunzte zum Abschied. Ketelsen, der Jan voranging, grunzte so gekonnt zurück, dass Jan für einen Moment nicht wusste, wer Mensch und wer Tier war.
    „Schöne Tiere“, meinte Ketelsen noch, bevor er in den Käfer stieg.
    Nachdem Jan auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, lenkte Ketelsen den Wagen auf die Landstraße. Er sah Jan erwartungsvoll an. Noch bevor Jan etwas sagen konnte, äußerte sich der Pilot:
    „Ein Streich von Studenten, ich habe es geahnt!“
    Ketelsens Schlussfolgerungen überraschten Jan zunächst. Dann war er froh über Ketelsens Theorie. Er lag damit nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. In jedem Fall hatte er eine gute Erklärung gefunden, die es Jan ersparte, Ketelsen etwas über Christine und seine Ereignisse erzählen zu müssen.
    „Es sieht so aus“, antwortete Jan.
    Natürlich wusste Jan, was hier tatsächlich abgelaufen war: das Experiment im Experiment. Christine hatte die Studenten und den betreuenden Professor mit irgendwelchen Informationen versorgt, die sie auf die Idee einer noch detaillierteren Bodenanalyse und den Einsatz der Wachstumsregulatoren gebracht hatten. Was für Informationen das genau waren, spielte keine große Rolle. Durch einen Eingriff auf die offenbar über das Internet zugänglichen Daten hatte sie die Düngungskartierung verändert, wahrscheinlich sogar so, dass die Grafiken die Manipulationen nicht erkennen ließen. Jan war überzeugt, dass keiner der am Forschungsprojekt Beteiligten etwas von Christines Einflussnahme bemerkt hatte. Natürlich waren die Berechnungen für die Dosierungen der Streumittel außerordentlich komplex. Niemandem hätte Jan das zugetraut, außer – Christine.
    „Der Landwirt hat wohl Besuch erwartet und sich trotzdem Zeit für uns genommen, sehr nett von ihm“, sagte Ketelsen.
    „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Jan.
    „Eine schwarze Limousine ist gerade in die Einfahrt gebogen“, antwortete Ketelsen. Jan drehte sich um, konnte den Wagen aber nicht entdecken.
    „E-Klasse“, ergänzte Ketelsen. „Was meinen Sie, wie lange werden die Kornkreise erhalten bleiben?“
    „Das Getreide wird bald geerntet werden. Wahrscheinlich werden die Strukturen aber im nächsten Jahr wiederkommen, wenn auch nicht so ausgeprägt.“
    „Ich stelle es mir gar nicht so einfach vor, solche komplizierten Strukturen zu entwerfen und umzusetzen, was meinen Sie?“
    „Ganz gewiss nicht“, antwortete Jan, „das ist ein Meisterwerk.“
    „Das spricht für unsere Studenten“, bemerkte Ketelsen

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