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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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Strukturen waren einfach bildhaft schön und wir haben einige Fotos geschossen.“
    Jan wusste nicht, ob Ketelsen das Wort „Strukturen“ absichtlich gebraucht hatte, aber Clausens Reaktion darauf konnte durchaus aufschlussreich sein.
    „Ich verstehe. Es ist wirklich eine schöne Landschaft hier. Also, was wollen Sie wissen? Ich freue mich, wenn sich junge Leute für unsere Arbeit interessieren. Unsere Bewirtschaftung erfolgt tatsächlich nach den neuesten Forschungsergebnissen. Ertragssteigerungen bei gleichzeitigem minimalen Einsatz von Ressourcen ist unser Ziel. Wir sind kein Biobetrieb. Tatsächlich werden hier sogar Forschungen in Zusammenarbeit mit einer Hochschule durchgeführt“, erläuterte der Landwirt.
    „Führen Sie hier auch Genversuche durch?“, fragte Jan.
    „Oh, nein, um Gottes willen“, antwortete Clausen lachend, „nur konventionelle Landwirtschaft, allerdings mit modernsten Technologien.“
    „Wären Sie so freundlich, mir die Verfahren kurz zu schildern“, bat Jan.
    „Sie verstehen, dass ich nicht so viel Zeit habe. Ich werde versuchen, es kurz zu umreißen. Aber wir können gerne einen zusätzlichen Termin ausmachen, an dem ich mehr Zeit habe. Ich habe Agrarwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin studiert. Als ich den Betrieb hier von meinem Vater übernahm, war die wirtschaftliche Lage des Hofs nicht besonders gut. Durch Spezialisierung und moderne Techniken haben wir versucht, aus der Krise zu kommen. Ein vom BMBF, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, gefördertes Forschungsprojekt erleichterte uns die Modernisierung. Das Projekt befasst sich mit „Precision Farming“, einer ortsdifferenzierten, zielgerichteten Bewirtschaftung. Man kann das mit Präzisionsackerbau übersetzen. Zunächst werden die Bodeneigenschaften der Teilflächen analysiert. Dies geschieht durch Probeentnahmen in einem möglichst feinen Rasterabstand. Aus den Proben wird im Labor der Nährstoffgehalt bestimmt. Die Probennahmen erfolgen maschinell. Währenddessen werden die Koordinaten mithilfe eines GPS-Empfängers registriert. Man erhält also eine genaue örtliche Zuordnung des Nährstoffgehaltes des Bodens. Zusätzlich wird mit einem sogenannten Bodenscanner die elektrische Leitfähigkeit gemessen, die Aufschluss über die Zusammensetzung des Bodens, das Bodenwasser und den Ionengehalt gibt. All diese Ergebnisse kann man grafisch in einem GIS-System darstellen. Ich kann Ihnen einmal solche farbigen Bilder zeigen.“
    Clausen drehte den LCD-Bildschirm seines Computers in Richtung der beiden Zuhörer. GIS-Systeme, Geografische Informationssysteme, waren Jan sehr vertraut. Auch die flächenbezogenen Daten, die aus den Berechnungen seiner Programme entstanden, wurden mit solchen Werkzeugen visualisiert. Sie erlaubten z. B. die Überlagerung der farbigen Ergebnisraster mit einem Lageplan sowie die Auswertung und Kombination mit anderen ortsbezogenen Daten. Clausen rief begeistert verschiedene Farbkarten auf, die die unterschiedlichsten Bodeneigenschaften und den Nährstoffgehalt zeigten.
    „Nach Auswertung aller Daten erhält man unter anderem eine Düngungskarte, die eine punktgenaue Planung der Düngung erlaubt. Dadurch lässt sich der Einsatz von Düngemitteln und Kalk erheblich reduzieren, was der Umwelt und dem Geldbeutel zugutekommt. Wir haben eine Kostenreduzierung von ca. 200 € pro Hektar und Jahr ermittelt.“
    „Auf welche Weise erfolgt die Düngung?“ fragte Jan.
    „Das geschieht vollautomatisch. Der Düngerstreuer wird über einen Computer und einen GPS-Empfänger gesteuert und arbeitet so die Düngungskarte automatisch ab.“
    „Spielt das Internet irgendeine Rolle bei Ihren Arbeiten?“ wollte Jan wissen.
    „Ja, natürlich, der gesamte Datenaustausch mit den am Forschungsprojekt beteiligten Institutionen, aber auch nichtbeteiligten Behörden und dem Handel erfolgt über das Internet. Für den Austausch und die Auswertung der Daten wurde sogar eine spezielle Programmiersprache, das AgroXML, entwickelt.“
    „Eine abschließende Frage habe ich noch, Herr Clausen. Wie genau ist das Precision Farming, so wie Sie das beschrieben haben. Mit welcher örtlichen Auflösung, also in welchem Abstand, werden die Daten erfasst und mit welcher Auflösung wird die Düngung umgesetzt?“
    „Die Versuche haben gezeigt, dass eine Erhöhung der Auflösung nicht unbedingt eine stetige Verbesserung der Erträge zur Folge hat. Es wurden in den vergangenen Jahren Auflösungen bis runter zu

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