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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nichts?«
    »Was nichts?«
    »Bußgeld oder Anzeige oder so was.« »Bestehen Sie auf sowas?« »Ehh... nein.«
    »Fahren Sie in Zukunft vorsichtig«, sagte Morelius und kehrte zum Streifenwagen zurück. Bartram war schon zurückgegangen und saß im Wagen. Morelius hörte den Mann im Volvo starten und wegfahren.
    »Er hat Glück, dass er keine Verkehrspolizisten getroffen hat«, sagte Bartram.
    »Die müssen ja an ihre Statistik denken.« Sie selbst mussten an alles denken, dachte Morelius. Die Polizisten waren die Hansdampfs in allen Gassen vom Korps: Rauschgift, Verkehr, Diebstahl, Gewaltverbrechen. Sehr vielseitig. Doppelmord.
    »Man geht durch die Stadt und plötzlich sieht man den Kerl frei rumlaufen, der nach dem Bankraub einer Frau das Kinn eingeschlagen hat, sodass sie drei Jahre arbeitsunfähig war, und er hat einen Monat dafür gekriegt. Sollen wir da einem jungen Kerl, der auf dem Weg in den Kindergarten ist, zwölfhundert Kronen Bußgeld aufbrummen?«
    »Heute jedenfalls nicht«, antwortete Morelius. »Ich hab mal einen Ladendieb laufen lassen.«
    »Wie?«
    »Ich hab mir die Freiheit genommen, einen Ladendieb ohne Bericht laufen zu lassen«, sagte Bartram. »Erst kürzlich.«
    »Aha.«
    »Man kann nicht immer so verdammt groß sein und muss nicht immer seine Macht zeigen.«
    Es kratzte im Empfänger. »Elf zehn, bitte Standort?« »Wir sind im Kreisel nördlich vom Hauptbahnhof«, antwortete Bartram.
    »Da hat jemand über Handy vom Kungsportsplatsen angerufen. Sie halten jemanden fest, der einen in der Straßenbahn niedergerstochen hat, jedenfalls versuchen sie ihn festzuhalten. Kommen.«
    »Verstanden«, antwortete Bartram, Morelius stellte das Blaulicht an und bog im Kreisel nach Süden ab.
    »Sie sind beim Wartehäuschen für den nordwärts gehenden Verkehr. Hast du das mitgekriegt? Kommen.«
    »Ja, verstanden«, antwortete Bartram. Sie fuhren an der Abfahrt Brunnsparken vorbei und bogen nach links ab.
    Winter schrieb das Wort vor sich hin: WALL. Zog einen Kreis um den ersten Buchstaben. Wie sinnvoll war es, darüber zu brüten? Rätsel wie diese stahlen anderen Rätseln die Zeit. Aber er fühlte sich von der Botschaft angezogen, gab ihr mehr Priorität, als sie vielleicht wert war. Hier gibt es keine Antworten, dachte er, während er über Antworten, Lösungen nachdachte. Ein Wort? Mehrere? Oder wollte der Mörder nur mitteilen, dass es eine Wand gab? War »Wand« ein Symbol? Bildete sie eine Einheit mit der Musik? War »Wand« ein Symbol in satanischer Musik? Setter hatte gesagt, es könnte Musik sein, die von Satanisten gespielt wurde. Er hatte das Genre noch enger eingegrenzt: Es war Black Metal. Nicht Death Metal. Black Metal. Noch schlimmer.
    Die Musikgruppe musste nicht unbedingt aus Satanisten bestehen. Aber die, die sie hörten, benutzten sie für solche Zwecke. Manche jedenfalls. Natürlich mit einer gewissen Unterstützung der Gruppe, hatte Johan gesagt.
    Das stimmte nicht. Winter wollte nicht in diese Richtung denken, noch nicht. Das Paar Valker in satanische Rituale verwickelt? Sie würden ja sehen, wenn sie erst einmal den eventuellen Bekanntenkreis verhört hatten.
    Er sah wieder auf das Wort, schrieb es wieder hin, zog einen neuen Kreis darum. Alle? Hatte er alle getötet? Sollten alle sterben? Darüber hatte er schon nachgegrübelt. Warum war der Kreis um das W gezogen? Soll ich an das W denken? Was fing mit W an?
    Er stand auf und ging zum Spiegel an der Wand überm Waschbecken. Die dünne Schicht Sonnenbräune, die er von der Costa del Sol mitgebracht hatte, war verschwunden und durch die normale bläulich gefärbte Haut des Winters ersetzt worden. Der Winter. Winter. Winter fing mit W an. Er drückte mit der rechten Hand leicht gegen die eine Wange. Winter. Noch ein bisschen zu früh für paranoide Gedanken.
    Die Untersuchungen hatten gerade erst begonnen, aber er hatte das Gefühl, als hätten sie schon angefangen, als er sich in das Flugzeug nach Malaga setzte. Da hatte die Geschichte ihren Anfang genommen W wie zweimal V. Doppelmord.
    Das Telefon klingelte, aber er blieb vorm Spiegel stehen und dachte an die mysteriösen Anrufe zu Hause. Gestern Nacht war er drangegangen, als sie noch bei dem Pariser Butterbrot saßen. Aber am anderen Ende war wieder niemand gewesen. Diesmal nicht einmal Atmen, nur der ausdauernde Ton einer freien Leitung. Vielleicht sollte er sich eine Geheimnummer zulegen. Er ging zum Schreibtisch und hob ab.
    »Hallo, hier ist Lotta. Wahrscheinlich störe

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