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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Tanu-Oberherren keinen Zwang mehr ausübten. Die unteren Dienstgrade der menschlichen Soldaten wurden demoralisiert, als sie Tanu-Ritter unter dem Eisen fallen sahen. Firvulag wie Geringe nutzten ihren Vorteil und dezimierten die Reihen der von Entsetzen ergriffenen Truppen.
    Drei Stunden lang schwebte Velteyn über dem Schlachtfeld unsichtbar, außer für seine eigenen Streiter, und leitete die letzte Verteidigung seiner Stadt der Lichter. Wenn sie nur bis Sonnenaufgang aushielten bis zum Beginn des Waffenstillstands! Aber als der Himmel hinter dem Schwarzwald-
    Massiv heller wurde, drängten zwei starke feindliche Truppenkörper, an ihrer Spitze Bles Vierzahn und Nukalavee, vorwärts und erreichten das Palasttor.
    »Zurück!« rief Velteyn. »Verteidigt das Tor!«
    Die Ritter in ihren Juwelenrüstungen taten ihr Äußerstes und erhoben einen schrecklichen Blutzoll an Zwergen und Menschen, als sie mit ihren glühenden, zweihändigen Schwertern um sich hieben. Doch früher oder später fand ein Eisenpfeil eine verwundbare Stelle an Lenden oder Achselhöhle oder Kniekehle und ein weiterer tapferer Krieger ging in Tanas Frieden ein.
    Velteyn stöhnte laut, überwältigt von Kummer und Zorn. Die Türen seines Palastes gaben nach. Er konnte nur noch die Nichtkombattanten mit Hilfe des traurigblickenden kleinen menschlichen PK-Meisters Sullivan-Tonn vom Dach aus evakuieren. Mit Tanas Gnade mochte es ihnen beiden gelingen, die meisten der 700 gefangenen Tanu-Zivilisten zu retten, während die Ritter die eindringende Horde in den Fluren der Festung beschäftigte.
    Könnte er nur mit ihnen sterben! Aber dieser Ausweg war dem gedemütigten Lord von Finiah verwehrt. Er mußte weiterleben, und er mußte dies alles dem König erklären.
    Peopeo Moxmox Burke sank an der Dach-Brustwehr von Haus Velteyn nieder und ließ Erschöpfung und Reaktion über sich zusammenschlagen. Gert und Hansi und ein paar andere Geringe schlugen auf die Büsche des Dachgartens und suchten das luxuriöse Penthouse nach versteckten Tanu ab. Aber sie fanden nur Gepäck, das die Flüchtlinge hatten zurücklassen müssen weggeworfene Beutel mit Schmuck, reich bestickte Mäntel und phantastischen Kopfputz, zerbrochene Parfumflakons und einen einzelnen Panzerhandschuh aus rubinrotem Glas.
    »Keine Spur von ihnen, Häuptling«, meldete Hansi. »Alle ausgeflogen. Der Käfig ist leer.«
    »Dann geht nach unten!« ordnete Burke an. »Sorgt dafür, daß alle Zimmer überprüft werden und auch die Verliese! Wenn ihr Uwe oder Black Denny seht, schickt sie zu mir! Wir müssen das Plündern koordinieren.«
    »In Ordnung, Häuptling.« Die Männer klapperten die breite Marmortreppe hinunter. Burke zog ein Bein seiner Wildlederhose hoch und knetete das runzlige Fleisch um die heilende Narbe. Jetzt, wo die Betäubung durch die Kampfwut nachgelassen hatte, tat es teuflisch weh, und auf seinem bloßen Rücken war eine lange Schnittwunde, und ungefähr siebenundvierzig blaue Flecken und Hautabschürfungen taten ihre Anwesenheit ebenfalls kund. Aber er war immer noch in ziemlich guter Verfassung. Der Rest der Armee von Geringen sollte ebensoviel Glück haben!
    Einer der Flüchtlinge hatte einen Korb mit Wein und Brötchen zurückgelassen. Seufzend begann der Häuptling zu essen und zu trinken. unten auf den Straßen sammelten die Firvulag ihre Verwundeten und Toten ein und zogen in langen Prozessionen zu den Rhein-Wassertoren. Hüpfende Laternen draußen auf dem Fluß zeigten die Position kleiner Boote an, die schon jetzt, vor Sonnenaufgang, mit dem Rückzug begannen. Hie und da zwischen den brennenden Ruinen leisteten verbohrte menschliche Loyalisten immer noch sinnlosen Widerstand. Madame Guderian hatte Burke gewarnt, die in Finiah lebenden Menschen könnten sich alles andere als dankbar für ihre Befreiung erweisen. Sie hatte recht gehabt, wie üblich. Es stand eine interessante Zeit bevor, verdammt nochmal!
    Burke seufzte noch einmal, trank den Wein aus, streckte seine steifwerdenden Muskeln und griff dann zu einem herumliegenden Tanu-Schal, um seine Kriegsbemalung abzuwischen.
    Moe Marshak schlurfte ein paar Schritte in der Reihe nach vorn.
    »Hör auf zu drängeln, Kerl!« fauchte die schöne dunkelhäutige Frau aus dem Freudendom. Die beiden anderen Insassinen hatten keine grauen Halsreifen getragen und waren längst fort. Man hatte sie zu den Seglern geführt, die zwischen Finiah und dem Vogesen-Ufer Fährdienste versahen. Das Versprechen auf Amnestie wurde von den

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