Das vielfarbene Land
Geringen gehalten. Aber wenn man ein menschlicher Ringträger war, hatte die Sache einen Haken.
Marshak wußte natürlich genau Bescheid über das Standgericht. Er stand mit allen Grauen innerhalb seiner Reichweite in telepathischer Verbindung, falls sie ihn nicht absichtlich ausgeschlossen hatten so wie die schwarze Frau. Die Tanu, Spender von Lust und Macht, waren gegangen. Als sie nach Osten davonflogen, hatten sie alle ihre Gedanken zu einem Abschiedsgruß vereinigt, Zuneigung und Mitgefühl ausgestrahlt und einen letzten warmen Strom durch das Nervensystem jener geschickt, die treu geblieben waren, so daß die Grauring-Gefangenen anstelle von Kummer und Verzweiflung die Illusion hatten, gefeiert zu werden. Noch jetzt, am Ende, konnten sie sich gegenseitig trösten. Die Verwandtschaft blieb erhalten. Keiner von ihnen war allein außer er wollte es.
Die schwarze Frau stand mit leuchtenden Augen vor den Richtern. Als die Frage kam, war ihre Antwort fast ein Schrei:
»Ja! Ja, bei Gott! Tut es! Gebt mir mein Ich zurück!«
Aus Geringen bestehende Wachen führten sie durch eine Tür rechts vom Richtertisch. Die anderen Grauen sie betrauerten die Abtrünnigkeit ihrer Schwester, respektierten jedoch ihre Entscheidung suchten zum letzten Mal telepathischen Kontakt mit ihr. Sie wies sie alle ab und legte ihren Kopf auf den Block. Der große Holzhammer trieb den eisernen Stift in den Reif. Es folgten überwältigender Schmerz und Stille.
Nun kam Marshak an die Reihe. Wie ein Träumender nannte er den Richtern seinen Namen, seinen früheren Beruf im Milieu und das Datum seiner Passage durch das Zeitportal. Der älteste Geringe trug die Formel vor.
»Moe Marshak, als Träger des grauen Rings sind Sie von einer fremden Rasse in Fesseln geschlagen und gezwungen worden, an der Versklavung der Menschheit mitzuwirken. Ihre Tanu-Herren sind von der Allianz freilebender Menschen und Firvulag geschlagen. Als Kriegsgefangener haben Sie Anspruch auf Amnestie, vorausgesetzt, daß Sie der Entfernung des Rings zustimmen. Wenn Sie nicht zustimmen, werden Sie hingerichtet. Bitte treffen Sie Ihre Wahl!«
Er traf sie.
Jeder Nerv in seinem Körper begann zu brennen. Verwandte Seelen sangen und spendeten ihm Trost. Standhaft bestätigte er die Einheit, und ein großes freudiges Aufflammen löschte alle anderen Empfindungen aus: den Anblick der hohläugigen Richter, den Druck der Hände, die ihn faßten und wegzerrten, das Eindringen der langen Klinge in sein Herz und schließlich die kalte Umarmung des Rheins.
Richard stand in der halbdunklen kleinen Blockhaus-Kapelle des Dorfes bei den Verborgenen Quellen, wo man Martha aufgebahrt hatte. Er sah sie durch einen verschwimmenden roten Nebel, obwohl Amerie ihm versichert hatte, sein rechtes Auge sei völlig unbeschädigt.
war nicht zornig. Enttäuscht, ja, weil Marty versprochen hatte zu warten. Hatten sie nicht alles gemeinsam geplant? Hatten sie sich nicht geliebt? Es sah ihr nicht ähnlich, ihn nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, im Stich zu lassen.
Nun, er würde etwas ausarbeiten.
Er nahm sie in seine Arme, und er zuckte der verbundenen Brandwunden wegen ein bißchen zusammen. So leicht, so weiß. Ganz in Weiß gekleidet. Er fiel beinahe hin, als er die Tür aufstieß. Mit nur einem Auge konnte er nicht dreidimensional sehen. »Macht nichts«, sagte er zu ihr. »Ich kann eine Augenklappe wie ein echter Pirat tragen. Halt du dich nur fest!«
Er taumelte zu der Stelle, wo der Flieger stand, bedeckt von den Tarnnetzen. Bei seiner Bruchlandung war eine Landestrebe eingeknickt und ein Flügel teilweise eingedrückt worden.
Aber ein gravo-magnetisches Schiff braucht keine Flügel zum Fliegen. Sein Zustand war immer noch gut genug, um sie beide dahin zu bringen, wohin sie wollten.
Amerie entdeckte ihn, gerade als er Martha hineinhob. Sie kam gerannt, ihr Nonnenschleier und ihr Habit flatterten. »Richard! Halt!«
O nein, du wirst mich nicht aufhalten, dachte er. Ich habe mein Versprechen erfüllt. Jetzt seid ihr mir etwas schuldig.
Da der Flieger schief stand, war es schwierig, Martha zu manövrieren. Er machte es ihr bequem und warf den Speer mitsamt dem Energie-Aggregat ins Freie. Vielleicht brachte irgendein kluger Kopf es irgendwann heraus, wie er neu aufgeladen werden konnte. Dann stand es Madame Guderian frei, sich einen anderen Flieger zu holen und alle übrigen Tanu-Städte in Schutt und Asche zu legen und die Erde des Pliozän für die Menschheit sicher zu
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