Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]
herausfordernd blickte, und von der zu seiner Tochter, die ihn abwartend, eher noch ängstlich ansah.
»Nein, ich denke, das hätte ich nicht getan«, gab er zerknirscht zu. »Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass wir unser neues Königspaar noch einmal lebend wiedersehen.«
Canon nickte. »Aus diesem Grund werden Derea und ich uns mit den Flammenreitern auf den Weg zum Wolkenberg machen. Dort werden wir uns unseren König zurückholen.«
Er grinste leicht. »Für uns alle wird es eine neue Erfahrung, mit Flugechsen durch die Lüfte zu reisen, aber so benötigen wir nur sieben oder acht Tage.«
»Wo steuert diese Welt nur hin?«, seufzte Morwena. »Wenn das die neue Art der Fortbewegung werden soll, ziehe ich mich aus dem Kriegsgeschäft zurück.«
Ihr Sohn nahm sie liebevoll in den Arm. »Das wirst du ohnehin bald können, Mutter. Gestern ist ein neues Zeitalter für uns alle angebrochen. Jetzt bleibt uns nur noch eins zu tun: Wir müssen den Nebelpriesterinnen Einhalt gebieten, und das wird uns auch irgendwie gelingen. Mutter, Caitlin und Hylia werden hoffentlich irgendwann hier eintreffen. Kümmere dich bitte um sie und lass sie auf keinen Fall zum Wolkenberg kommen. Wenn Rhonan überhaupt etwas dazu bringen könnte, Ayala den Weg zur Quelle und zu ihrer erhofften Macht zu öffnen, dann könnte das nur die Sorge um seine Frau sein. Sie darf der Nebelfrau also auf keinen Fall erneut in die Hände fallen. Das ist wirklich wichtig.«
Sie nickte sofort. »Sieh mich nicht so besorgt an, Canon! Ich bin für gewöhnlich recht verständig und werde die Frauen wie meinen Augapfel hüten. Trage du besser dafür Sorge, dass ihr wohlbehalten zurückkehrt. Priesterinnen sind keine gewöhnlichen Gegner. Außerdem ist Ayala eure Mutter.«
»Solange sie nicht unsterblich sind, werden wir schon mit ihnen fertig. Derea wird sich ganz sicher etwas Nettes einfallen lassen. Ich hab auch mit ihm darüber gesprochen, was Ayala betrifft. Er ist der gleichen Ansicht wie ich, hat es nur besser auf den Punkt gebracht. Er sagt, sie sei für uns lediglich wie eine Gebärmutter – nach der Geburt zumindest für die Kinder schlichtweg unwichtig. Sie ist lediglich Anführerin der Nebelhexen für uns. Leb wohl, Mutter! Ich muss jetzt zu den Flugechsen, um sie um Hilfe zu bitten, und dann die Truppe zusammenstellen.«
Sie zog ihn an sich und küsste ihn zärtlich. »Ich liebe dich, Canon. Mögen die Götter dir beistehen, mein Sohn.«
Darius legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich würde anbieten, euch zu begleiten, aber ich bin sicher, dass Derea und du meine Hilfe nicht benötigt. Meine Zeit ist vorüber. Jungen, einfallsreichen Heerführern wie euch bin ich nicht mehr gewachsen.« Ein verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er zerknirscht fortfuhr: »Außerdem graut mir beim Gedanken, feste Erde verlassen zu müssen. Viel Glück, mein Junge!«
Canon nickte dankend.
»Mutter und Ihr dürftet hier genug zu regeln haben. Die Hordenkrieger sind verständlicherweise verunsichert, was ihre Zukunft betrifft. Rhonan bat mich, Euch zu sagen, dass Ihr freie Hand bei Euren Entscheidungen habt.«
Er war sich zumindest sicher, dass der neue König dies oder etwas Ähnliches gesagt hätte, wenn der auch nur einen einzigen Gedanken an die Neuordnung der Reiche verschwendet hätte, und lächelte Darius an. »Junge Heerführer können vielleicht Schlachten gewinnen, aber die Ordnung der neuen Reiche sollte in fähigeren Händen liegen. Hier sind nicht Mut und Witz gefragt, sondern Erfahrung und Weisheit. Ihr werdet viel zu tun haben. Ich danke Euch für Eure Wünsche. Lebt wohl!«
Sein letzter Blick galt Marga. »Ich verlasse mich auf dich.«
Sie nickte und drückte ihm warm die Hand zum Abschied.
Kaum war er aus dem Zelt, erklärte Darius: »Eins muss man dem Jungen lassen: Er findet immer die richtigen Worte. Schlachten gewinnen jetzt andere für uns, aber wir beide, Morwena, wir sind dadurch trotzdem nicht überflüssig geworden. Wir haben noch wichtige Aufgaben. Das ist ein gutes Gefühl.«
Die Königin strahlte ihn an. »Ja, Canon war schon immer ein Schmeichler. Nett, nicht wahr? Aber ich muss jetzt Derea suchen.«
Kurze Zeit später war Juna mehr als erstaunt, als Marga ihr Zelt betrat.
Sie war gerade mit dem Frühstück fertig und schob den Teller von sich. »Oh, die tapfere Kriegerin stattet der bösen Verbrecherin einen Besuch ab. So viel Ehre für mich? Muss ich mich erheben?«
Marga drehte sich noch einmal zu den
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