Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
erforderlich, dass ihr deswegen gleich herkommt. Wir werden euch morgen jedenfalls nicht mit zum Wolkenberg nehmen. Das behagt mir nämlich gar nicht.«
    »Wir sind auch nicht zu deinem persönlichen Wohlbefinden gekommen«, gab seine Mutter ungerührt zurück. »Ohne den Schutz der Priesterinnen werdet ihr abgeschlachtet. Behagt dir das eher?«
    Canon erwiderte nichts, aber ihren Blicken nach zu urteilen, schienen die jungen Männer nach wie vor an ihrer ablehnenden Haltung festzuhalten.
    Caitlin sah sich im Raum um. »Das gehört jetzt alles mir, oder?«, wollte sie wissen.
    Auf ein Nicken Morwenas hin wählte sie einen unansehnlichen, aber großen Kerzenhalter aus Krom, und vor den Augen der Anwesenden legte sich eine dicke Eisschicht darüber. Ein Fingerschnippen, und der Leuchter zersprang in abertausend Teile.
    »Menschliche Körper sind nicht so massiv«, erklärte die Prinzessin mit freundlichem Lächeln. »Da ist es noch einfacher.«
    »Blitz und Donner!«, entfuhr es Derea. »Canon, was ist … stell dir vor … also das ist … Ja, wie heißt das noch? Es ist …«
    »Beeindruckend«, ergänzte sein Bruder trocken.
    Remo betrat in diesem Augenblick den Raum, salutierte, rutschte auf einem Eisbröckchen aus und erklärte darüber sichtbar verblüfft: »Wir wurden vom Hofmeister gefragt, ob Zeit für ein gebratenes Rind wäre. Die Echsen und auch die Reiter … Flieger sind ziemlich erschöpft und würden gern eine Stärkung zu sich nehmen. Spricht etwas gegen eine Rast? Wir sind schnell unterwegs gewesen und weit unter unserem Zeitplan geblieben.«
    Die Brüder sahen sich kurz an, dann erwiderte Derea. »Wir bleiben über Nacht hier. Morgen geht’s zum Wolkenberg. Sieh also zu, dass alle halbwegs nüchtern bleiben.«
    Remo nickte erfreut, salutierte erneut, warf noch einen letzten verwunderten Blick auf die Eisstückchen und verschwand. Kurze Zeit später hörten sie von draußen den Jubel der Krieger und ein hohes, schrilles Pfeifen der Echsen.
    Caitlin und Hylia hielten sich wie auf Kommando mit verzerrten Gesichtern die Ohren zu.
    »Was ist mit euch?«, fragte Morwena sofort besorgt.
    Die Gesichter der Frauen entspannten sich wieder, sobald Stille eingekehrt war.
    »Magie schärft unsere Sinne. Dafür sind wir sehr empfindlich gegen grelles Licht und hohe Töne. Eine Schwäche aller Priesterinnen«, erklärte Caitlin mit einem entschuldigenden Lächeln und sah dann Canon an. »Hat Euch mein kleiner Beweis unserer Fähigkeiten genügt, um Eure Vorbehalte gegen unsere Begleitung zu zerstreuen?«
    »So könnte man sagen«, gab der mit wenig Begeisterung in der Stimme zu. »Und ungefähr zwanzig werden es also sein.«
    »Und die können alle solche Sachen?«, fragte Derea. »Blitz und Donner!«
    »Donner ist nicht besonders wirksam, nur laut«, bemerkte Juna, und selbst Marga musste gegen ihren Willen grinsen.
    Der Hauptmann schenkte der Hexentochter nur ein warmes Lächeln.
    »Kennt denn überhaupt jemand das Gebiet um den Wolkenberg herum?«, wollte Hylia wissen.
    Canon sah sie ein wenig herablassend an. »Nein, aber bevor wir losgezogen sind, haben wir uns selbstverständlich über die Örtlichkeiten erkundigt. Wir planen unsere Vorgehensweise und stürzen nicht einfach gutgemeint los.«
    Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass sie errötete und verlegen die Augen senkte, und fuhr fort: »Eine Schlucht von vielleicht fünf Pferdelängen in der Breite und fünfzehn in der Länge führt bis zum Wolkenpfad. Die Berge dort sind zerklüftet und voller Nischen und Höhlen, bieten den Nebelfrauen also die besten Voraussetzungen, um sich zu verstecken.«
    »Nur mit Schutzzaubern werden wir dann kaum weiterkommen«, gab Marga zu bedenken. »Damit allein könnten wir sie ja wohl nicht besiegen.«
    »Wartet mal!« Derea sah angestrengt vor sich hin.
    Alle schwiegen eine ganze Weile, dann fragte Canon: »Noch länger, Bruder?«
    Der nickte völlig gedankenverloren, und Canon griff sich ein paar Beeren.
    Endlich strahlte Derea übers ganze Gesicht und erklärte: »Ganz einfach!« Er beugte sich nach vorn und erläuterte, was er damit meinte.
    Ihnen rauchten bald die Köpfe, aber schließlich entwickelte sich ein gefährlicher, aber zumindest durchführbarer Schlachtplan, der weniger auf der Verteidigung als vielmehr auf Angriff beruhte. Alle waren der Ansicht, dass sie so zumindest die Überraschung und dadurch einen kleinen Vorteil auf ihrer Seite hätten.
    Mittendrin hob Canon plötzlich die Hand. »Halt, halt, halt!

Weitere Kostenlose Bücher