Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay

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verwandelt, und als er aus der Höhle trat, blickte er sich nach allen Seiten um und sah den schmelzenden Schnee. Später, im Licht des Morgens, beobachtete er, wie seine Mutter fortging, wie sie mit dem Lios und dem Menschen davonritt.
    Er versuchte sich wieder in einen Vogel zu verwandeln, schaffte es jedoch nicht. Er war nicht kräftig genug, um es so bald erneut zu versuchen.
    Darien stieg den Abhang hinunter zur Hütte. Er ging hinein. Sie hatte Finns Kleider zurückgelassen, und die seinen. Er betrachtetetete die kleinen Sachen, die er getragen hatte, dann zog er einige von Finns Kleidungsstücken über und entfernte sich wieder.

Kapitel 13

    »Und so kam es, dass er mitten während des Banketts hinausgelaufen ist. Liane hat ihn auf der Straße gesehen, und sie sagte –« Dave mühte sich, die Fassung zu bewahren. »– sie sagte, dass er seiner Sache sehr sicher war, und dass er ausgesehen hat … . ausgesehen hat …«
    Paul drehte allen den Rücken zu und ging zum Fenster. Sie befanden sich im Tempel. In Jennifers Gemächern. Er war gekommen, ihr von Darien zu berichten. Sie hatte zugehört, verschlossen und würdevoll, beinahe gänzlich unberührt. Er war darüber beinahe wütend geworden. Doch dann hatten sie draußen Geräusche vernommen und Leute vor ihrer Tür, und Dave Martyniuk und Jaelle waren hereingekommen und hatten ihnen erzählt, was geschehen war, um dem Winter ein Ende zu bereiten.
    Es dämmerte. Draußen war der Schnee beinahe völlig verschwunden. Keine Flut, kein gefährliches Anschwellen der Flüsse oder Seen. Wenn die Göttin dies zuwege bringen konnte, war sie auch in der Lage, dafür zu sorgen, dass niemand Schaden nahm. Und sie war aufgrund des Opfers dazu fähig gewesen. Liadon, der geliebte Sohn, der … . der, natürlich, Kevin gewesen war.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt, und seine Augen brannten.
    Er wollte sich nicht umdrehen und die anderen ansehen. Zu sich selbst und zu der Dämmerung draußen sprach er:

    »Sie sollen nicht altem, wie es uns bestimmt ist:
    Das Alter soll sie nicht ermüden, die Jahre sollen
    Ihnen nichts anhaben. Wenn die Sonne versinkt und am Morgen
    Werden wir ihrer gedenken.«

    Es passierte soviel, und viel zu schnell, und er war sich nicht sicher, ob er damit fertigwerden konnte. Er war sich ganz und gar nicht sicher. Sein Herz konnte dieses Tempo nicht mithalten . Ein Morgen wird kommen, da du weinst um mich sehr, hatte Kevin vor einem Jahr gesungen. Damals hatte er um Rachels willen gesungen, um die Paul zu weinen versäumt hatte. Für Rachel hatte er es getan, nicht für sich selbst. Und wenn schon.
    Hinter ihm war es sehr still geworden, und er fragte sich, ob sie wohl gegangen sein mochten. Aber dann hörte er Jaelles Stimme. Die kalte, kalte Priesterin. Aber im Augenblick war sie nicht kalt, wie es schien. Sie sagte: »Er hätte das nicht vollbringen können, nicht für wert befunden werden können, wäre er nicht sein ganzes Leben lang der Göttin immer näher gekommen. Ich weiß nicht, ob euch das ein Trost ist, doch ich biete es euch an als die Wahrheit.«
    Er wischte sich übers Gesicht und drehte sich wieder um. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Jennifer, die gefasst gewesen war, als sie von Darien hörte, und geschwiegen hatte, als Dave erzählte, wie sie sich nun bei Jaelles Worten erhob, totenblass im Gesicht vor unendlicher Trauer. Einen Augenblick lang stand sie still, mit offenem Mund, mit Augen, aus denen der nackte Schmerz sprach, und Paul wurde klar, dass sie sich, wenn sie sich jetzt hierfür öffnete, allem anderen ebenfalls auftun würde. Bitter bereute er seine momentane Wut. Er trat einen Schritt auf sie zu, aber noch während er das tat, gab sie einen erstickten Laut von sich und floh aus dem Zimmer.
    Dave stand auf, um ihr zu folgen, und linkische Besorgnis stand auf seinen kantigen Gesichtszügen. Draußen im Gang stellte sich ihm jemand in den Weg.
    »Lass sie gehen«, sagte Leila. »Das war nötig.«
    »Ach, halt den Mund!« schimpfte Paul. Das dringende Bedürfnis, dieses allgegenwärtige, ständig gelassene Kind zu ohrfeigen, stieg unaufhaltsam in ihm hoch. Doch er machte keine Anstalten, es zu tun, und Dave auch nicht.
    »Leila«, gebot Jaelle müde, »mach die Tür zu und gehe weg.«
    Das Mädchen gehorchte.
    Paul sank auf einen Stuhl, auf einmal gar nicht mehr bedacht, Jaelle nicht sehen zu lassen, dass er nicht so stark war. Kam es denn darauf überhaupt noch an? Sie sollen nicht altern, wie es