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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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davon, eine Schar Reiter dicht auf seinen Fersen.
    Als er sich, so hoch er nur konnte, im Sattel aufrichtete, wäre Tabor beinahe gestürzt, doch er fing sich wieder und wandte sich an Levon: »Der Auberei hat es geschafft. Ich sehe Fackeln vom Lager her kommen!«
    »Gut«, bemerkte Levon grimmig. »Wir werden jeden Mann brauchen.«
    Tabor warf sein Pferd herum, um dem Blick seines Bruders zu folgen, wurde ihrer ebenfalls ansichtig und spürte, dass sein Herz sich zusammenballte wie eine Faust.
    Aus südlicher Richtung näherten sich Urgachs.
    Die abscheulichen Kreaturen saßen auf Reittieren, wie Tabor sie noch nie gesehen hatte – riesigen, sechsbeinigen Rössern, so missgestaltet wie ihre Reiter, mit einem tückisch gekrümmten Horn, das aus ihren Köpfen hervortrat.
    »Wir scheinen wohl einen Kampf vor uns zu haben«, meinte Levon wie zu sich selbst. Und dann sagte er, an Tabor gewandt, mit einem Lächeln: »Komm, mein Bruder, nun sind wir an der Reihe.«
    Und die beiden Söhne Ivors, der eine hochgewachsen und blond, der andere noch jung, tiefgebräunt und drahtig, trieben ihre Pferde an, der näher kommenden Schlachtenreihe der Urgachs entgegen.
    So sehr er es auch versuchte, Tabor konnte nicht Schritt halten, und bald hatte Levon ihn weit hinter sich gelassen. Doch er ritt nicht allein, denn da kam schon im spitzen Winkel, um seinen Weg zu kreuzen, flach auf seinem dahinstürmenden Pferd ein Reiter herbei, in schwarzen Reithosen und einem Eltorwams.
    Gemeinsam rasten Levon und Torc direkt auf die weit auseinandergezogene Reihe der Urgachs zu. Es sind zu viele, dachte Tabor, und versuchte verbissen, die beiden einzuholen. Er war näher heran als alle anderen, daher sah er von allen am besten, was geschah. Zwanzig Schritte vor den herandonnernden Urgachs warfen Levon und Torc ohne ein Wort der Verständigung plötzlich ihre Pferde im rechten Winkel herum und schossen, während sie in entgegengesetzter Richtung die Front der riesenhaften, sechsbeinigen Rösser entlangsausten, mit atemberaubender Geschwindigkeit je drei Pfeile ab.
    Sechs Urgachs stürzten zu Boden.
    Tabor jedoch hatte keine Gelegenheit zum Jubel. Bei seinem ungestümen Vordringen auf Torcs und Levons Spuren musste er plötzlich feststellen, dass er, mit nichts als einer brennenden Fackel in der Hand, geradewegs auf die Phalanx der Ungeheuer zugaloppierte.
    Er hörte Levon seinen Namen brüllen, nicht sonderlich hilfreich. Indem er sich den Angstschrei seiner fünfzehn Jahre verkniff, trieb Tabor sein Pferd schräg auf eine Bresche in der vorwärtsstürmenden Reihe zu. Ein Urgach, stark behaart und riesenhaft, wechselte die Richtung, um ihn abzufangen.
    »Cernan!« schrie Tabor und schleuderte die Fackel, während er selbst sich unter den Bauch seines Pferdes gleiten ließ. Er hörte das Singen eines Schwerts, wo eben noch sein Kopf gewesen war, und dann einen kehligen Schmerzensschrei, als die geworfene Fackel auf Haar und Fleisch traf. Dann hatte er die Reihe durchbrochen und entfernte sich aus dem Getümmel, indem er die flache Schönheit der weißverschneiten Ebene unter dem Halbmond und allen Sternen überquerte.
    Doch nicht lange. Er zügelte sein Pferd, veranlasste es zu einer Kehrtwendung und griff nach dem kleinen Schwert, das er am Sattel befestigt hatte. Doch das war unnötig – keiner der Urgachs war ihm gefolgt. Statt dessen stürzten sie sich mit bösartiger Heftigkeit auf die verschreckten Eltors, und nachdem sie auf die schreienden Tiere eingehauen und sie niedergemetzelt hatten wie Schlachtvieh, schwenkten sie in ihrer Gesamtheit herum und fielen mit brutaler Macht über den Trupp der Dalrei her, der die linke Flanke schützte. Verstärkung war im Anmarsch – Tabor konnte in der Ferne die Fackeln erkennen, die aus den Lagern auf sie zugeströmt kamen –, doch ihre Zahl würde nicht ausreichen, dachte er verzweifelt, nicht, wenn es gegen die Urgachs ging.
    Levon und Torc eilten bereits wieder zum Angriff, sah er, aber die Urgachs waren tief in den dichten Haufen der Reiter eingedrungen, und ihre Schwerter richteten Verheerung an unter den Jägern, während die Wölfe ungehindert zwischen den Eltors ihr Zerstörungswerk fortsetzten.
    Hufschlag erklang hinter ihm. Mit erhobenem Schwert riss er ungestüm sein Pferd herum. Und ein Freudenschrei entrang sich seiner Kehle.
    »Komm, kleiner Bruder!« hörte er, und dann donnerte Dave Martyniuk an ihm vorbei, eine Brenninaxt in der ausgestreckten Hand, einen goldenen Prinzen an der

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