Das wandernde Feuer
setzten ihre Verfolgung fort, töteten, bis ihr Horn klebrig war von geronnenem Blut und keines der abscheulichen Ungeheuer der Finsternis mehr übrig war, um es niedermachen zu können.
Und schließlich kamen sie, zitternd vor Erschöpfung und dem verspätet einsetzenden Schock, an einer Stelle herab, wo alles weiß war und das Blut in weiter Ferne, und Tabor reinigte ihr Horn mit Schnee. Hinterher standen sie dicht beisammen in der ungeheuren Stille der Nacht.
Wir haben nur einander , gab sie ihm zu verstehen.
Nur einander, wenn das Ende naht, erwiderte er. Dann flog sie davon, schimmernd, und als die Morgenröte hinter den Bergen hervorkam, machte er sich auf den langen Marsch zurück in die Lager der Menschen.
Kapitel 5
»Die erste Schlacht ist immer die schlimmste«, sagte Carde und beugte sich dabei zu ihm herüber, damit kein anderer es hörte.
Die Worte waren als Trost gedacht, und Kevin schaffte es, eine anerkennende Handbewegung zu machen, aber er war nicht geneigt, sich selber zu belügen, daher war ihm klar, dass das Entsetzen der Schlacht, so real es auch sein mochte, nicht sein größtes Problem war.
Auch nicht der Neid auf Dave Martyniuk, obwohl er ehrlich zugeben musste, dass er ebenfalls zu seiner gegenwärtigen Gemütslage beitrug, direkt nachdem alles mit dem hinreißenden Erscheinen des geflügelten, schimmernden Wesens am Himmel geendet hatte. Dave hatte sich außerordentlich hervorgetan, beinahe furchteinflößend war er gewesen. Die von Matt Sören für ihn in der Waffenkammer Paras Dervals ausgesuchte riesige Axt schwingend, hatte er sich in die Schlacht gestürzt, dabei selbst Diarmuid hinter sich lassend, und hatte fürchterlich unter den Wölfen gehaust, während er zugleich aus vollem Hals brüllte. Der hünenhafte Mann hatte sich sogar auf einen Zweikampf mit einem der enormen, mit Reißzähnen bewehrten Ungeheuer eingelassen, die sie Urgach nannten. Und er hatte es erschlagen; nachdem er einen tückischen Schwerthieb hatte abfangen können, hatte er selber mit der Axt zu einem weit ausholenden Schlag angesetzt, welcher der Kreatur fast den Kopf vom Hals trennte und sie vom Rücken ihres gigantischen Reittiers purzeln ließ. Dann hatte Dave auch noch das sechsbeinige Tier erlegt.
Und Kevin? Flink und gewitzt, wie er nun einmal war, hatte Kevin Laine ihm dabei als Fackelträger gedient. Oh, sie hatten ihm wohl ein Schwert überlassen, um damit zu kämpfen, aber was wusste er schon vom Kampf gegen Wölfe, noch dazu im Reiten und mit einem Schwert? Auf dem Rücken des dahinstürmenden Pferdes sitzen zu bleiben war ihm inmitten des schrillen Infernos dieser Schlacht Herausforderung genug. Und als er weit genug gekommen war, zu merken, wie gänzlich nutzlos er hierbei war, hatte Kevin seinen Stolz hinuntergeschluckt, sein Schwert in die Scheide gesteckt und sich einer brennenden Fackel bemächtigt, um Dave zu genügend Licht zu verhelfen, damit er dabei töten konnte. Auch dieser Aufgabe war er nicht recht gewachsen gewesen, und zweimal wäre er beinahe selber von Daves wirbelndem Arm gefällt worden.
Doch sie hatten sie gewonnen, diese erste Schlacht des Krieges, und etwas Wunderbares war am Himmel erschienen. Kevin klammerte sich fest an der Herrlichkeit des Anblicks jenes geflügelten Einhorns und versuchte, seine Stimmung soweit zu heben, dass er am Triumph des Augenblicks Anteil nehmen konnte.
Doch es gab offensichtlich noch jemanden, der nicht glücklich war, und obendrein schien eine Auseinandersetzung stattzufinden. Er und Carde trieben ihre Pferde näher an das Menschenknäuel heran, das einen stämmigen, braunhaarigen Reiter und Torc umringte, Daves Freund, an den er sich von ihren letzten in Paras Derval verbrachten Tagen her erinnerte.
»Und wenn du das noch einmal tust«, drohte der dunkelhaarige Mann soeben mit erhobener Stimme, »dann mache ich dich zum Krüppel und binde dich draußen auf der Ebene an einen Pfahl, mit Honig in den Augen, um die Aigen anzulocken!«
Torc, der unbeweglich auf dem Pferd saß, gab keine Antwort, und die großsprecherische Drohung des anderen Mannes klang in der Stille ausgesprochen einfältig. Dave grinste. Er saß zwischen Tore und Levon zu Pferde, dem anderen Reiter, den Kevin von ihrem letzten Aufenthalt her kannte.
Und es war Levon, der ruhig, aber mit ungeheurer Autorität das Wort ergriff. »Doraid, halt ein. Und höre mir zu: Du hast während der Schlacht einen eindeutigen Befehl erhalten, und du hast dir ausgerechnet den
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