Das wandernde Feuer
Seite, und dahinter dreißig Mann.
So kamen die Krieger von Brennin den Dalrei zu Hilfe, angeführt von Prinz Diarmuid und dem, den sie Davor nannten, hünenhaft und grimmig, umgeben von einer Aura an Kampfgeist wie von einem Heiligenschein unter dem zunehmenden Mond.
Tabor sah sie nun ihrerseits, diese geübten Soldaten aus Diarmuids Schar, auf das nächstbeste Wolfsrudel treffen, und er wurde gewähr, wie ihre Schwerter mit silbrigem Schimmer niedersausten und wieder emporgerissen wurden, dunkel vom Blut. Dann begegneten sie, mit Torc und Levon und dem beherzten Cechtar an ihrer Seite, der dichten Front der Urgachs, und über die schrillen Schreie der sterbenden Eltors, über das Knurren der Wölfe hinweg hörte er, immer lauter vor dem Hintergrund des von Fackeln beleuchteten Massakers, die Stimme Davors rufen: »Revor!« Ein ums andere Mal, und er fühlte sich jung in seiner Erleichterung und dem Stolz, die in ihm aufbrandeten wie eine Woge.
Dann plötzlich war er nicht mehr jung, nicht mehr nur ein fünfzehnjähriger, eben erst dazu benannter Reiter der Dalrei.
Von seinem Beobachtungspunkt hinter der Schlachtenszene und über ihr an einem Hang sah Tabor aus östlicher Richtung eine dunkle Masse näher kommen, mit hoher Geschwindigkeit, und er erkannte, dass die Dalrei nicht die einzigen waren, die Verstärkung erhalten sollten. Und wenn er die Urgachs auf diese Entfernung noch erkennen konnte, dann mussten es viele sein, zu viele, und darum … .
Darum wurde es Zeit.
Geliebte . Er bildete den Gedanken in seinem Kopf.
Ich bin da, hörte er. Ich bin immer da. Möchtest du reiten?
Es muss wohl sein, sandte Tabor seine Antwort aus. Es ist Zeit für unser Erscheinen, du schönes Wesen.
Wir sind schon früher zusammen geritten.
Er erinnerte sich, würde sich immer daran erinnern. Aber nicht in die Schlacht. Wir werden töten müssen.
Ein neuer Klang in der Gedankenstimme: Zum Krieg bin ich geboren. Und zum Fliegen. Rufe mich herbei.
Zum Krieg geboren. Das entsprach der Wahrheit, und es war ein Jammer, aber die Urgachs waren inzwischen noch näher heran, und darum.
Darum sprach Tabor in Gedanken ihren Namen aus. Imraith-Nimphais, rief er, überschäumend vor Liebe, und er stieg von seinem Pferd, denn auf sein Wort hin erschien sie über ihm am Himmel, herrlicher als alles auf der Welt, das Geschöpf seiner Träume.
Sie setzte am Boden auf. Ihr Horn schimmerte, silbern wie das Silber des Mondes, doch ihr Fell war tiefrot wie jener andere Mond, der ihr Leben eingehaucht hatte. Und wohin sie ihre Hufe auch setzte, hinterließ sie keine Abdrücke im Schnee, so leichtfüßig bewegte sie sich.
Es war lange her. Das Herz erfüllt wie von Licht, hob er die Hand, und sie senkte den Kopf und strich mit ihrem Horn zärtlich über seinen Körper, während er Gelegenheit erhielt, ihren Kopf zu streicheln.
Wir haben nur einander, hörte er und antwortete mit seiner Bestätigung und Billigung. Dann die Frage: Sollen wir fliegen? – und er konnte spüren, wie heftiges Verlangen zunächst sie und dann auch ihn durchrieselte, und er sagte laut: Lass uns fliegen und töten, meine Liebste.
Und Tabor dan Ivor schwang sich auf den Rücken des fliegenden Geschöpfes aus seiner nächtlichen Wache, jenes zweischneidigen Geschenks der Dana, auf dass es ihn trage, so jung sie beide noch ‚waren, zum Himmel empor und fort von der Welt der Menschen. Und Imraith-Nimphais tat es. Sie ließ den Erdboden unter sich zurück, stieg auf in den eisigen, weiten Himmel, einen Reiter tragend, der allein unter allen Kreaturen ihren Namen kannte, und für die Männer unten schienen sie ein entfesselter Komet zwischen den Sternen und der Ebene zu sein.
Dann sagte Tabor in Gedanken: Siehst du?
Und sie antwortete ihm: Ich sehe .
Er lenkte sie dorthin, wo die Urgachs dem Schlachtfeld entgegenritten, und sie stürzten sich auf sie herab wie ein todbringendes Licht. Während sie herniedersausten, ging eine Veränderung in ihr vor, und mit Hilfe des schimmernden Horns tötete sie einmal, und ein zweites Mal und dann noch viele, viele Male, immer unter der Führung seiner Hand. Und die Urgachs ergriffen vor ihnen die Flucht, und sie machten sich an die Verfolgung, erschlugen sie, und die Wölfe brachen aus und flohen ebenfalls, in südlicher Richtung, und die Dalrei und die Männer Brennins jubelten, erstaunt und begeistert vom Anblick dieses schimmernden Wesens vom Himmel, das ihnen zu Hilfe eilte.
Sie hörte sie nicht, er auch nicht. Sie
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