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Das Weihnachtshaus

Das Weihnachtshaus

Titel: Das Weihnachtshaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jones Gunn
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mich viele Jahre lang genauso verhalten hatte. Ich verstand, warum er zögerte. Warum er sich zurückgesetzt fühlte. Warum er kein Vertrauen hatte. Aber für mich hatte noch nie jemand eine Feier vorbereitet und mich hereingebeten.
    Tränen, die ich seit langem zurückgehalten hatte, begannen zu fließen. Anstatt mir hinten im Theater einen Platz zu suchen, wo ich mir das Stück unbemerkt bis zum Ende hätte ansehen können, schlüpfte ich durch die Samtvorhänge und ging zurück ins Foyer.
    Ich suchte in meiner großen Schultertasche nach einem Taschentuch und bemerkte nicht, dass die Frau in Rosa näher kam.
    «Hier», flüsterte sie. Sie hielt mir ein Taschentuch hin, in das eine rosa Rosenknospe eingestickt war. Als ich meine Tränen getrocknet und meine Beherrschung wiedergewonnen hatte, starrte ich auf das zerknüllte Taschentuch in meiner Hand, während mir die Frau über den Arm strich.
    Ich murmelte etwas von einem langen Tag und hoffte, dass dies meinen Zusammenbruch erklären würde. Ich wusste selbst nicht, warum die Szene mit dem Weihnachtsfest und den vielen Geschenken und der herzlichen Einladung für Scrooge eine solche Sehnsucht in mir ausgelöst hatte. Ich hatte gespürt, dass dem jungen Scrooge all das angeboten worden war, wonach ich mich sehnte, aber ich wusste nicht, wie ich es finden sollte.
    Ich atmete tief ein, sammelte mich und flüsterte, es gehe mir gut. Wirklich.
    Sie nickte verständnisvoll und strich weiter über meinen Arm. Dabei versuchte sie, mir in die Augen zu sehen. Sogar in dem gedämpften Licht des Foyers war mir sicherlich anzusehen, wie müde ich wegen des Jetlags war. Zweifelsohne wollte sie prüfen, ob ich immer noch weinte. Ich hatte die Tränen erfolgreich zurückgedrängt, aber meine Lider schwollen an. Ich tupfte an meiner Nase herum und vermied es, sie anzusehen. Sie versuchte weiter, mir in die Augen zu sehen.
    «Also, ich danke Ihnen.» Ungeschickt hielt ich ihr das benutzte Taschentuch hin. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr anbieten sollte, es zu waschen. Ich hatte nie zuvor eins bekommen.
    «Behalten Sie es», sagte sie sanft.
    Ich wusste noch nicht, ob ich bereit war, mir das Stück weiter anzusehen. Doch sie hatte für mich entschieden, denn sie schob mich wieder durch den Samtvorhang und wies auf einen freien Stuhl in der zweiten Reihe. Ich hatte gerade noch genug Zeit, mich zu setzen und zu sammeln, bevor Scrooge mit dem Geist dieser Weihnacht über sein Unbehagen zu sprechen begann, das er während seines Wachtraumes empfunden hatte.
    Scrooge, der sein dünnes Ärmchen dramatisch über seine Augen gelegt hatte, rief laut: «Geist, führe mich, wohin du willst. Gestern wurde mir eine Lehre gegeben, die jetzt Wirkung zeigt. Heute bin ich bereit zu folgen, und wenn du mich etwas zu lehren hast, will ich gern hören.»
    «So soll es sein.» Der Geist drehte sich um, wobei die Falten seines Kilts herumwirbelten. Scrooge blieb allein auf der Bühne. Das Licht wurde gedämpft, als Scrooge beide Fäuste vor den Mund hielt. Er war so verängstigt wie eine kleine Maus.
    «Bitte! Ich bitte Euch! Lasst mich doch nicht so zurück!»
    Das Licht ging aus, und es herrschte Stille. Dann raschelten Füße und Theatersessel knackten und quietschten, als der Vorhang geschlossen wurde und das Licht langsam anging.
    Während die Zuschauer aufstanden und zur Pause ins Foyer gingen, blieb ich in meinem Sessel sitzen und betrachtete meine Umgebung. Der Saal war kleiner und schmaler, als es im Dunkeln den Anschein hatte. Große Adventskränze aus frischen Tannenzweigen hingen an viktorianischen Wandleuchtern. Stuckfresken schmückten die Decke mit Ornamenten in reinem und vergoldetem Weiß. Die gepolsterten Sessel waren mit tiefblauem Samt bezogen und passten zum Bühnenvorhang, der oben mit goldenen Troddeln verziert war.
    Das tiefe Blau erinnerte mich an die Augen meiner Mutter. Sie hätte das Theater gemocht. Sie mochte kleine, intime Bühnen, wo sie das Publikum buchstäblich umarmen konnte.
    Ich machte es mir in dem Sitz bequem und betrachtete das Gesamtbild, die Größe und die Proportionen des Theaters und die tiefblauen Bühnenvorhänge mit den goldenen Troddeln. Auf seltsame Weise hatte ich das Gefühl, in einer größeren Ausgabe der geheimen blauen Samttasche meiner Mutter zu sitzen. Mit einem Mal war ich selbst zu einem der sonderbaren Hinweise in der mit Troddeln besetzten Tasche geworden.

SIEBTES KAPITEL
    Nach dem Tod meiner Mutter war mir die blaue Samttasche

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