Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
Vom Netzwerk:
Kopf.
    »Sir Hopkins war ein Professor in Cambridge und hat viele Jahre nach der Zusammenarbeit mit Bernhardt den Nobelpreis in Physiologie und Medizin erhalten. Weißt du, Bernhardt ist es einfach wert, dass man sich seiner erinnert, und deswegen will ich, dass du die Monographie über ihn schreibst.«
    Karen nickte bedächtig. »Also gut. Ich werde nach Paris reisen und sehen, was ich über ihn herausfinden kann. Vielleicht reicht es ja für ein Buch.« Sie erhob sich aus dem Sessel. »Wann geht’s los?«
    »Übermorgen, wenn du willst.«
    »Gut. Das wird gehen. So wie immer?«
    »So wie immer.« Er würde den Flug und das Hotel buchen.
    »Na, dann man los«, murmelte sie und verabschiedete sich von ihm.
    Julius sah ihr mit einem langen, nachdenklichen Blick nach und ergriff mechanisch eine Zeitung, die scheinbar zufällig vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Mit einer Handbewegung hatte er die Seite wieder aufgeschlagen, auf der er gestern den Artikel über den Diebstahl im Louvre gefunden hatte. Die kleinen Fotos zeigten ein Djed-Amulett und einen goldenen Dolch, die aus der ägyptischen Abteilung gestohlen worden waren, wobei der Einbruch so hervorragend organisiert und ausgeführt war, dass die Diebe trotz aller Sicherheitsmaßnahmen unerkannt entkommen konnten. Die Polizei tappte mit ihren bisherigen Ermittlungen im Dunkeln und vermutete einen privaten Interessenten als Auftraggeber.
    Julius lachte bitter. Einen privaten Interessenten! Sie haben keine Ahnung. Er nickte gedankenverloren und warf die Zeitung in den Papierkorb.
    Es hat wieder angefangen.

2
    Paris
    Ich werde wohl die meiste Zeit in den Archiven der Sorbonne und der Nationalbibliothek verbringen, dachte Karen, während sie im Flugzeug einen Pariser Stadtplan betrachtete und nach den Gebäuden suchte.
    Sie hatte nur einen schmalen Hartschalenkoffer mitgenommen, der eine Stunde später in den Hallen des Charles-de-Gaulle-Flughafens mit quietschenden Rollen auf dem Boden herumschlingerte, während Karen sich mit einem Lederrucksack auf dem Rücken und einer Laptoptasche durch die Menschenmassen des Abfertigungsschalters zwängte.
    Die Gänge im Flughafen waren überfüllt mit Menschen, die nach Paris zurückströmten. In einigen Tagen würden die Sommerferien vorbei sein und die aufs Land geflüchteten Pariser drängten in die Stadt zurück. Karen wurde von diesen Menschenmassen mitgerissen und ließ sich im Schritttempo zu den Passkontrollen führen. Ab und zu bekam sie einen Stoß in die Seite. Einmal hatte sie das Gefühl, jemand lehne sich schwer auf ihren Rucksack, aber als sie sich umdrehte, stand nur ein junges Pärchen hinter ihr. Trotzdem griff sie instinktiv nach der ledernen Brusttasche, die sie unter ihrer weißen Bluse trug, und war froh, alle wichtigen Papiere und das Geld dort versteckt zu haben. Im Rucksack wären sie bei diesem Gedränge nicht sicher gewesen.
    Ein Taxi brachte sie durch den berüchtigten Stadtverkehr zu ihrem Hotel im Quartier Latin, wo Karen nach einem kurzen Gespräch mit der Dame des Hauses und der Aushändigung des Schlüssels ein gemütliches Mansardenzimmer betrat. Die blau geblümte Tapete traf zwar nicht ganz ihren Geschmack, aber dafür war das Zimmer sauber und ordentlich. Ein einfacher Komfort, den Karen nicht immer während Julius’ Aufträgen bekommen hatte. In so manchem Land waren Kakerlaken und Spinnen ihre Bett-genossen gewesen, aber in diesem Hotel hatte Ungeziefer keine Chance. Auch das kleine weiß gekachelte Badezimmer mit Dusche und Badewanne machte einen sauberen Eindruck.
    Mit einem leisen Seufzer legte Karen ihr Gepäck ab und ging zum Mansardenfenster, auf dessen schmaler Fensterbank ein kleiner Apollon aus Porzellan stand und sie freundlich anlächelte. Vorsichtig stellte sie ihn auf einen dunklen Nebentisch, öffnete das Fenster und blickte auf einen mit Steinen gepflasterten Innenhof, wo einige amerikanische und niederländische Gäste plaudernd an Bistrotischen saßen.
    Julius hatte Recht gehabt, es war ein ruhiges, gemütliches Hotel mitten im alten Universitätsviertel von Paris.
    Über den gegenüberliegenden Dächern hing ein gelblicher Dunst, der einen langen Sommernachmittag versprach. Tief atmete sie die warme Luft ein und entschloss sich, heute noch nicht mit den Recherchen zu beginnen. Sie würde das schöne Wetter nutzen und Sacré-Cœur besuchen.
    Karen schloss das Fenster, nahm ihren Rucksack und wollte gerade den Paris-Baedeker herausholen, als sie einen kleinen Riss in dem

Weitere Kostenlose Bücher