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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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suchten keine?«
    »Den meisten dieser Mädchen fehlte eine Orientierung für die Kombination von Kindererziehung und Arbeit. Und genau das leistete das Programm der Frauenliga. Es vermittelte den Mädchen Lehrer und Beraterinnen für alles Mögliche, von Kindererziehung bis zu Bewerbungsgesprächen. Werktags bot es ihnen einen kostenlosen Kinderhort, solange sie in der Schule waren, und ein ruhiges Plätzchen für ihre Hausaufgaben. Die Absolventinnen dieses Programms hatten nicht nur eine neunzigprozentige Abschlussquote; die meisten davon gingen danach entweder aufs Gemeindecollege oder fanden eine Arbeit.«
    Fowler schlug mehrmals mit seinem Ring auf den Tisch. »Finanzierung?«
    Clare unterdrückte ein »Zu Befehl, Sir!«. Colonel Fowler war das Ebenbild sämtlicher Offiziere, unter denen sie je gedient hatte – samt grau meliertem Bürstenhaarschnitt und einem Körper, der sich dem Alter widersetzte. Er erwartete von Clare, dass sie ein Problem erkannte, abschätzte, Lösungswege suchte und dann handelte. Das hatte er ihr zumindest während der Bewerbungsgespräche für die Pfarramtsstelle erklärt.
    Sie schlug die letzte Seite auf. »Ursprünglich wurde das Projekt von der Frauenliga finanziert. Sie bezahlte die Kinderbetreuung und den Bedarf der Babys sowie eine Teilzeitkraft als Geschäftsführerin, die auch Geldgeber von außerhalb finden sollte. Die Räumlichkeiten wurden von Kirchen der Umgebung zur Verfügung gestellt. Mädchen, die diese Möglichkeiten noch nach Antritt der Berufstätigkeit nutzten, zahlten eine Gebühr, abhängig vom Einkommen.« Clare sah jeden am Tisch in die Augen, um die einzelnen Gemeinderatsmitglieder einzubeziehen. »Mein Vorschlag ist, dass St. Alban’s hier ein ähnliches Projekt auf die Beine stellt. Finanziert durch den Allgemeinfonds und mit dem Gemeindezentrum oder der alten Kinderstube als Tagesstätte für die Babys dieser Mütter. Wir könnten auf das Leben junger Frauen und Kinder, die sonst kaum eine Zukunft hätten, nachhaltigen Einfluss nehmen.«
    Einen Moment herrschte Stillschweigen. »Sie wollen, dass wir ein Zuhause für ledige Mütter werden?« Sterling Sumner zog ungläubig seine buschigen Augenbrauen hoch. »Das ist die Höhe.« Er zwirbelte aufgeregt die Enden eines seiner englischen Schulschals, die er so gern trug.
    »Wie viel würde uns das kosten?«, fragte Terry McKellan, während er sich am Rand der Seite ein paar Notizen machte.
    »Wie steht’s mit Versicherungskosten? Mit den Auflagen für die Zulassung einer Kindertagesstätte? Dem Transport von und zur Schule beziehungsweise zu den jeweiligen Wohnungen?« Fowler schlug bei jedem Punkt mit seinem Ring auf den Tisch. »Das ist nicht dasselbe, wie wenn wir unsere Kinderstube während der Sonntagsmesse für unsere Pfarreimitglieder öffnen.«
    »Nein, Si-. Nein, das ist es nicht. All diesen Fragen wird man einzeln nachgehen müssen. Ich kann Ihnen momentan keinen ausgearbeiteten, lückenlosen Vorschlag bieten. Aber ich hätte gern die Zustimmung des Pfarrgemeinderats, bevor ich eine Arbeitsgruppe auf die Beine stelle oder anfange, mir wegen der behördlichen Auflagen die Füße wund zu laufen. Ich würde gerne wissen, dass dieses Projekt Ihre Unterstützung findet, sofern die Gemeindekasse nicht über Gebühr stapaziert wird.« Nervöse Energie zwang Clare aus ihrem Sessel, und sie schritt neben dem Tisch auf und ab. »Dieses Projekt ist innovativ, es deckt einen Bedarf der Gemeinde, und es wird die Türen von St. Alban’s für neue, junge Gesichter öffnen. Es gibt ein Beispiel für Christi Auftrag an uns, ihm zu dienen, indem wir anderen dienen.« Clare gelangte wieder zu ihrem Stuhl und stützte sich auf die Rückenlehne, die mit abgewetztem grünen Samt bezogen war. »Ich glaube, das gehört zu den Dingen, die Sie nach eigener Aussage von mir als Pastorin erwarten.«
    Vaughn Fowlers hellblaue Augen schienen sie auf ihr Führungspotenzial abzuschätzen. »Eines der wichtigsten Ziele, das wir Ihnen vorgegeben haben, war die Vergrößerung der Pfarrgemeinde. Um neue Familien, und Kinder.«
    »Mehr Fußvolk«, brummelte Corlew.
    Fowler warf ihm einen stechenden Blick zu. »Dieses … Ledige-Mütter-Projekt klingt ja sehr lobenswert. Aber wird es uns mehr Neuzugänge von der Art bringen, die wir wollen? Oder wird es die Familien eher abschrecken?«
    Clare erstarrte. »Was?«
    »Anders gesagt«, erklärte Sterling Sumner, »werden die Qualitätsfamilien, die wir gewinnen wollen, wegbleiben, weil wir

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