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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Vorhangbestellung gewesen, um mit ihm zu essen. Und hatte ihn gebeten, einen Kreditantrag bei der Bank für sie einzuwerfen, dabei wusste sie doch, dass er in Uniform private Botengänge hasste. Immer lief einem jemand über den Weg, der einen Spruch darüber losließ, wofür der Groschen des Steuerzahlers verwendet wurde.
    Auf Russ’ hässlichem grauen Metallschreibtisch stapelte sich ein Berg von Papieren, deren Aufarbeitung inzwischen einen ganzen Tag kosten würde, so lange schob er das schon vor sich her. Als er sich darüber einmal bei Harlene beschwerte, hatte sie ihm gesagt, er müsste eben immer ein bisschen was wegarbeiten, dann stünde ihm das Zeug jetzt nicht bis zum Hals, und weil er das selbst wusste, verschlechterte sich seine Laune noch mehr.
    Das hier hatte gerade noch gefehlt: eine Stelle im Post-Star , von Officer Pollack, der ihm die Zeitung bei Schichtantritt immer mitbrachte, freundlicherweise rot eingekreist. Natürlich hatte Russ den Artikel bereits erwartet. Er hatte der Polizeireporterin ein Interview gegeben, in dem er erläuterte, was man tue, um die Mutter des Babys zu ermitteln. Dabei hatte er zwar gesagt, das Kind sei »außerhalb einer örtlichen Kirche« gefunden worden, verschwieg aber geflissentlich den Brief, der in dem Karton steckte. Die Reporterin hatte den Krankenhausarzt herumgekriegt, den guten Allgemeinzustand des Jungen zu beschreiben, und vom Jugendamt die Bestätigung erhalten, das Baby werde bei einer erfahrenen Pflegemutter untergebracht.
    Das Übliche eben. Was Russ jedoch seine Kaffeetasse festhalten ließ, um sie nicht quer durchs Zimmer zu schleudern, das war der Abschnitt über die Burns. Wie, zum Teufel, hatte die Reporterin das herausgefunden? Jedenfalls stand da alles, dick und fett: St. Alban’s, der Brief, Burns’ Beschwerden über das Jugendamt und eine Bitte an die Mutter, sich direkt mit ihm und seiner Frau in Verbindung zu setzen. »Wir wollen nur helfen«, wurde Karen Burns zitiert. »Nach unserer Überzeugung ist das, was die Mutter getan hat, mutig, nicht kriminell.«
    Russ sah aus seinem Fenster, das zwischen Fahndungsplakaten und Anschlagzettel fast unterging, und beobachtete den harten, durch die Luft wirbelnden Schnee. Temperaturrückgang, kalte Nacht heute. Er dachte an den nachnamenlosen Cody, dachte an das, was hätte passieren können, wenn Reverend Fergusson an diesem Abend nicht joggen gegangen wäre. Vielleicht war die Person, die das Baby ausgesetzt hatte, ja ganz in der Nähe gewesen, hatte abgewartet und aufgepasst, ob jemand den Karton entdeckte. Oder nicht. Mutig. Ja.
    Das Telefon klingelte. Durch die Milchglasscheibe seiner Tür konnte Russ Harlenes Silhouette sehen, als sie abhob. Einen Moment später summte der Anschluss in seinem Büro. »Hey, Harlene, könnten Sie mir inzwischen noch ’n bisschen Kaffee bringen?«, rief er. Ihre Antwort war nicht genau zu verstehen, aber ihm schien, als habe es etwas mit »bin Polizeiangestellte und keine Geisha« zu tun. Er nahm den Hörer ab.
    »Chief Van Alstyne? Hier Clare Fergusson. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Nein, nein«, sagte er. »Überhaupt nicht. Ich starre hier auf zirka tausend Berichtsformulare, die ich irgendwann im November hätte ausfüllen sollen, und mache mir Gedanken, ob ich Geoff Burns wegen Behinderung von laufenden Ermittlungen ins Kittchen stecken kann.«
    »Gedanken, ob Sie was?«
    » Sie haben wohl die heutige Zeitung noch nicht gelesen? Den Artikel über das ausgesetzte Baby.«
    »Nein. Sie muss hier irgendwo sein …« Man hörte ein Rascheln und einen dumpfen Schlag. »Hab sie. Und wo steht’s?«
    »Gleich auf Seite drei. Lesen Sie mal die Stelle, wo Geoff Burns der Mutter seinen Schutz und kostenlose juristische Hilfe anbietet!«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Dann: »Heiliger Strohsack!«
    »Ja. Und das, obwohl ich den Brief und den Ort, wo Cody gefunden wurde, bewusst verschwiegen habe. Geschieht der kleinen Ratte ganz recht, wenn jetzt die Hälfte aller Teenager anruft und behauptet, sie wären die Mutter.«
    »Meinten Sie das mit ›Behinderung von laufenden Ermittlungen‹? Sehen Sie, wenn die Reporterin zu mir gekommen wäre, dann hätte ich nicht gewusst, dass ich die Sache mit dem Brief verheimlichen soll.«
    »Das ist ja nicht alles, Reverend … Clare. ›Die Mutter vor übereifrigen Beamten schützen‹ und solcher Mist. Da könnte er auch gleich sagen: ›Komm zu uns, und du wirst sehen, die Polizei krümmt dir kein Haar.‹ Was

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