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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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fülligen Leibesmitte zuknöpfte. »Meine Tochter hat die ganze Elektrik in ihrem Taurus abgemurkst und als Ersatz den Mazda meiner Frau gekriegt, die dafür über Thanksgiving daheim blieb. Jetzt will sie den Wagen behalten. Können Sie sich vorstellen, was uns die Versicherung kostet, während das Fräulein Tochter in Boston herumkurvt?« Er sah Fowler an. »Was für einen haben Sie Ihrem Wes gekauft?«
    »Einen Jeep Wrangler. Gut im Schnee und nach den Vorstellungen eines Achtzehnjährigen ziemlich ›cool‹. Leider hat nicht all sein Zeug reingepasst. Morgen fahre ich noch mal mit einer Ladung nach West Point. Wir hätten die Umzugsexpedition auf die Feiertage verlegen sollen.« Clare versuchte, sich an den Männern vorbeizuschieben, während sie den Gang entlangschlenderten. »Apropos Autos, Reverend Clare: Der Wagen, den Sie da haben, ist absolut unpraktisch.«
    Clare hatte bereits mehrere Meinungen zu ihrem hellroten 92er MG gehört. Sie lächelte strahlend. »Ihr Sohn zieht nach West Point? Sie waren doch auch auf der Militärakademie. Sie müssen sehr stolz sein.«
    Terry McKellan brüllte vor Lachen. »Für die beiden war’s eine Enttäuschung, als er’s nicht auf die Hotelfachschule geschafft hat …«
    Vaughn Fowler überhörte die Witzelei. »Er ist die fünfte Generation von Fowlers, die auf die Akademie gehen. Edie und ich sind sehr stolz, ja.«
    Clare berührte ihn am Arm. »Wunderbar.« Sie sah auf ihre Uhr. »Oh, schon so spät! Ich muss los, meine Herren.« Sie winkte dem Rest der Pfarrgemeinderatsmitglieder zu und marschierte davon, bevor ihr Auto noch einmal zur Sprache kommen konnte.
    Rasch suchte sie Unterschlupf im Pfarrbüro und erwischte ihre Sekretärin Lois mit dem Mund voll Magerjogurt und Kleie. Lois sah aus wie eine rotblonde Nancy Reagan und behielt, soweit Clare das sagen konnte, ihre Figur, indem sie weniger aß als jedes menschliche Wesen, dem sie jemals begegnet war.
    »Mmpf!« Lois stellte den Jogurtbecher hin und winkte mit den Händen.
    »Ich bin auf der Flucht vor Bemerkungen über mein Auto«, erklärte Clare.
    »Hm«, sagte Lois beim Hinunterschlucken. »Es ist zu klein. Ein Lincoln Town Car hat Komfort und Design. Und wer blond ist, der kriegt sogar die passenden Ledersitze.«
    Clare verzog das Gesicht. »Ich bin schmutzig blond. Dann bräuchte ich schmutzige Sitze. Und außerdem bin ich zu jung für ein Town Car.«
    Lois gab ein unverbindliches Geräusch von sich.
    Clare zeigte auf die Rollkartei auf dem Schreibtisch, gleich neben Lois’ weiß-rosa Buch, in das sie Nachrichten notierte. »Der Pfarrgemeinderat unterstützt mein Projekt für junge Mütter, wenn ich den Burns zu einer Adoption verhelfe.«
    Lois schniefte.
    »Jetzt muss ich mir nur noch ausdenken, wie ich das Jugendamt des Staates New York herumkriegen kann.«
    Lois zog die Augenbrauen hoch.
    »Mir scheint, dafür brauche ich selbst ein bisschen Hilfe.«
    »Das glaube ich auch«, bestätigte Lois.

    Clares Schreibtischsessel knarrte, als sie ihn nach hinten kippte, um aus dem Fenster zu schauen. Draußen wirbelten dichte Schneeflocken und machten leise Geräusche auf den Scheiben. Die einzige Hilfe, die Clare einfiel, war Chief Van Alstyne, dem sie sich schon für die Heimfahrt vom Krankenhaus aufgedrängt hatte und, noch massiver, als Begleiterin bei seiner Streife Freitagnacht. Er musste allmählich glauben, sie wolle ihn ausnutzen. Und das war eine Schande, denn sie mochte ihn wirklich. Er war, wie Oma Fergusson gesagt hätte, eine gute Haut. Er erinnerte Clare an Freunde aus der Armee, Freunde, die sie jederzeit besuchen durften, egal, welche Uniform sie trug.
    Okay. Sie konnte ihn fragen, wie die Suche nach Codys Mutter vorankam, sich erkundigen, wie es mit dem Jugendamt stand; bestimmt wäre er auf dem Laufenden. Und wenn sie ihm die Chance gab, es sich wegen Freitagnacht anders zu überlegen, dann wäre das wahrscheinlich nur richtig so. Ja, sie sollte das tun. Eventuell … Sie nahm mit einer Hand den Hörer, mit der anderen das Telefonbuch von Millers Kill.

    Russ hatte einen dieser Tage, die man als Videoband vorspulen würde, bis man zu einer guten Stelle kommt. Einer seiner Beamten hatte wegen einer verdächtig frühzeitigen Grippe angerufen, die wahrscheinlich mit etlichen Gläschen Brandy und einer langen Fahrt im Schneemobil behandelt würde. Als Russ eine Pause vom Streifendienst eingelegt hatte und unerwartet zu Hause auftauchte, war Linda zu beschäftigt mit dem Nähen einer neuen

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