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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Schrift zu verstellen. »Das hier ist unser Baby Cody«, lautete der Brief. »Bitte geben Sie es Mr. und Mrs. Burns aus dieser Pfarrei. Wir sind uns einig, dass sie unseren Jungen haben sollen. Dann gibt es später vielleicht keine Schwierigkeiten bei der Adoption. Sagen Sie ihm, dass wir ihn lieben.«
    Russ ließ den Brief sinken und sah direkt in die braunen Augen der Pastorin. »Minderjährige«, sagte er.
    »Ja, das denke ich auch«, antwortete sie.
    »Wer ist das, Mr. und Mrs. Burns?«
    »Geoffrey und Karen.«
    »Die Rechtsanwälte«, stellte Russ verblüfft fest.
    »Sie sind Pfarreimitglieder von St. Alban’s. Soviel ich weiß, bemühen sie sich schon mehr als zwei Jahre um eine Adoption und wurden in den letzten zwei Wochen in die Fürbitten eingeschlossen. Unsere Sekretärin sagte mir noch, das sei regelmäßig der Fall.«
    »Ist das irgendwas Öffentliches? Was Gedrucktes oder so?«
    »Ein Gebet der versammelten Gemeinde, jeden Sonntag während der heiligen Messe.«
    Russ sah sie scharf an. »Klingt, als würde mindestens ein Elternteil des Babys zur Kirche gehen.«
    Sie wirkte unbehaglich. »Ja. Obwohl ich sicher bin, dass wer die Burns kennt, auch von ihrem Wunsch nach einem Baby weiß.«
    »Warum wurde es dann vor St. Alban’s ausgesetzt? Warum nicht bei den Burns?«
    Reverend Fergusson breitete ratlos die Arme aus.
    Russ gab den Brief wieder an Mark. »Um wie viel Uhr fanden Sie das Baby?«, fragte er die Pastorin.
    »So um … halb, drei viertel zehn«, antwortete sie. »Der Pfarrgemeinderat gab für mich heute einen Begrüßungsempfang, der etwa gegen neun zu Ende war. Ich ging in mein Büro, zog mich um, sah die für mich hinterlassenen Nachrichten durch und bin dann los, zum Joggen. Ich habe Officer Durkee schon die Namen der Anwesenden genannt.«
    Russ kniff die Augen zusammen, um sich das Gebiet zu vergegenwärtigen, wo die Elm von der Church Street abbog. Gegenüber lag einer der Parkplätze von Tick Soley, an der Ecke stand eine Straßenlaterne, aber weiter oben, wo die Häuser anfingen, da war nichts. »Was, sagten Sie, liegt hinter dem kleinen Parkplatz, der zur Kirche gehört?«
    »Das Pfarrhaus, in dem ich wohne. Es hat eine hohe Hecke und nebenan einen Hof. Meine Einfahrt ist auf der gegenüberliegenden Seite.«
    Russ seufzte. »Die Eltern – diese Minderjährigen – könnten überall dort geparkt und sich dann mit dem Baby zur Treppe geschlichen haben. Irgendwie bezweifle ich, dass wir einen Zeugen für das Autokennzeichen und die Person hinter dem Steuer finden.«
    Die Pastorin klopfte mit einem Finger auf die Klarsichthülle. »Chief Van Alstyne, wie genau, bitte, müssen Sie nach den Eltern des Babys forschen?« Zum ersten Mal genehmigte sich Russ einen langen, tiefen Blick auf den tragbaren Brutkasten. Das schlafende Baby sah aus wie jedes andere Neugeborene, das ihm je untergekommen war: glänzende Pausbacken und mandelförmige Augen. Keine weiteren Besonderheiten. Er fragte sich, wie groß die Bedrängnis eines Mädchens, wie kaputt oder wie gefühllos es sein musste, um ein so makelloses kleines Geschöpf in die Welt zu setzen und es dann in einem Pappkarton zu deponieren. In einer Nacht, in der die Luft unter minus zehn Grad war.
    Er sah wieder zu der Pastorin. Sie hatte sich leicht nach vorne gebeugt und fasste ihn ins Auge, als wäre er allein im Krankenhaus. »Ich muss Ihnen nicht erst erklären, dass ein Baby auszusetzen, zumal unter diesen Umständen, eine Gefährdung von Leib und Leben darstellt«, sagte er, und sie nickte. »Falls wir also die Eltern nicht identifizieren können, werden natürlich auch die Behörden das Kind nicht so schnell zu Adoptiveltern geben. Der springende Punkt ist aber, herauszufinden, inwieweit diese Sache – das Baby auszusetzen – überhaupt vorsätzlich geschah.«
    Die Pastorin machte den Mund auf und schloss ihn abrupt wieder. Russ fuhr fort. »Wenn eine Mutter ihr Kind wirklich zur Adoption freigeben will, dann kontaktiert sie meist schon lange vor der Geburt eine Behörde, einen Anwalt oder sonst jemanden. Fälle, in denen ein Kind einfach so weggeworfen wird …«
    »Sie hat Cody nicht weggeworfen. Auch wenn ich sie nicht kenne.«
    »Gut, hat sie nicht. Deshalb glaube ich in diesem Fall auch nicht, dass die Mutter ein Junkie, eine Alkoholikerin oder eine Psychopathin ist. Aber ich frage mich, ob ihr Freund oder ihr Vater sie zu dieser Tat gezwungen hat. Und ob sie es nicht schon bereut, aber zu viel Angst vor uns oder vor jemand anderem

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