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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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die Katholiken? Er müsste seine Mutter fragen, die würde es wissen.
    Als Reverend Fergusson sich von den Burns trennte und geradewegs auf Russ zukam, dachte er einen schuldbewussten Moment lang, sie hätte seine Gedanken gelesen und komme, um ihn sich vorzuknöpfen.
    »Chief Van Alstyne, haben Sie vor, zu gehen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er, innerlich auf der Hut. Wollte sie auch mit ihm ein Gebet sprechen?
    »Aha. Nun, Karen und Geoff bleiben noch hier, bis jemand vom Jugendamt da ist, und ich, äh …« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Wissen Sie, ich habe einen Krankenwagen gerufen, weil ich dachte, Cody solle so schnell wie möglich untersucht werden, und jetzt, jetzt bin ich ohne …«
    Russ ging ein Licht auf. »Sie brauchen jemanden, der Sie heimfährt, Reverend?«
    »Ich möchte mich nicht aufdrängen …«
    »Aber mit Vergnügen, falls ich einen Zwischenstopp machen darf, um das hier auf dem Revier abzugeben. Ich möchte sichergehen, dass unser Labortyp sich das hier gleich morgen früh vornimmt.« Er hievte den Karton hoch. »Von wegen der Fingerabdrücke.«
    »Ich bin nicht in Eile«, antwortete sie. »Ich würde nur gerne noch heute Nacht ins Pfarrhaus zurück, und wie ich höre, reagieren die Taxis in Millers Kill nicht unbedingt schnell …«
    Russ schnaubte. »Wenn Sie ein In-Town-Taxi meinen, dann haben Sie Recht. Ein einziger Wagen, das ist die ganze Flotte, und falls der Fahrer beschließt, Feierabend zu machen – Pech für Sie.« Er winkte Mark zum Abschied und bedeutete der Pastorin, ihm durch die Tür voranzugehen.
    »Nacht, Chief«, rief die Empfangsschwester.
    »Nacht, Alta«, antwortete er.
    Nach dem überheizten Krankenhaus war die trockene, kalte Luft draußen wie ein guter Drink nach einem anstrengenden Tag. Russ atmete tief durch. Er merkte, dass die Pastorin keinen Mantel anhatte. »Hey, Reverend, Sie können um diese Jahreszeit doch nicht bloß im Trainingsanzug raus. Überhaupt, wo kommen Sie eigentlich her?«
    Sie schaute an ihrem zu leichten Outfit hinab. »Sieht man mir wohl an, hm? Süd-Virginia. Und bei der Army habe ich es geschafft, nie irgendwo stationiert zu werden, wo das Quecksilber unter den Gefrierpunkt fiel.«
    »Gewusst, wie«, bemerkte er. Bei der Army? Ein weiblicher Priester bei der Army. Und was kam als Nächstes? Dass sie mit dem Fallschirm gesprungen war und Bibeln abgeworfen hatte?
    »Ich war Hubschrauberpilotin«, sagte sie. »Zuletzt beim achtzehnten Luftlandekorps. Wenn Sie wüssten, wie oft wir Leute und Ausrüstung in Hitzezonen absetzen mussten!«
    »Das glaub ich gern«, antwortete er. »Ich war Berufssoldat. Erst bei der Infanterie, dann als MP. Bin vor vier Jahren ausgeschieden.«
    »Wirklich?« Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Dann müssen wir mal die Standorte, wo wir stationiert waren, vergleichen.« Sie sah forschend zu ihm auf. »Weil Sie jeden hier kennen, dachte ich, Sie hätten Ihr ganzes Leben in Millers Kill verbracht.«
    Russ öffnete die Beifahrertür seines Funkstreifenwagens, Reverend Fergusson glitt auf den Sitz, hielt die Luft an und stieß einen leichten Schrei aus, als sie das eisige Vinyl spürte. Er selbst ging auf die andere Seite, ließ den Karton auf die Rückbank fallen und setzte sich hinters Steuer. »Ich bin hier geboren, hab auch die ersten achtzehn Lebensjahre hier verbracht.« Er startete den Motor, schaltete das Funkgerät ein und ergriff das Mikro. »Zehn-siebenundfünfzig an Zehn-fünfzig. Bin unterwegs vom Krankenhaus zum Revier.« Das Funksprechgerät knisterte, und Harlene meldete sich. »Zehn-fünfzig an Zehn-siebenundfünfzig. Verstanden. Sie sind vom Krankenhaus zum Revier unterwegs. Bis gleich dann.«
    Russ’ Beifahrerin zitterte. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, die Beine angezogen. »Tut mir leid«, sagte er. »Die Heizung in dieser alten Scheißkarre braucht lang.« Eine Sekunde zu spät fiel ihm ein, dass er ja mit einer Pastorin redete. »O mein Gott«, sagte er, unterbrach sich abermals, und noch ehe er etwas dagegen tun konnte, fluchte er: »Verdammt noch mal!« Während er über seine eigene Dummheit zugleich lachte und stöhnte, ließ er den Kopf sinken.
    »Sie! Fluchen vor einer Geistlichen!« Sie zeigte mit dem Finger auf seine Brust. »Auf die Knie und zwanzig Dollar Buße!« Nicht sicher, ob er richtig verstanden hatte, starrte er sie an.
    Ein langsames Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und sie schloss halb die Augen. »Erwischt.«
    Russ schüttelte lachend den Kopf. »Okay,

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