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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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war, empfing er seine beiden Spürhunde. Aber trotz aller Bemühungen dieser eifrigen Diener war es nicht möglich gewesen, das scheue Reh aufzustöbern. Der Domherr ging ausgesprochen unbefriedigt zu Bett und sann über weitere Maßnahmen nach.

4. Kapitel
    Als Almut am nächsten Morgen aus der Tür ihres Hauses trat, um zum Haupthaus zu gehen, in dem Magda ihre Wohnung hatte, wurde sie von einer wütenden Mettel aufgehalten.
    »Schau dir das an! Unsere beste Junghenne!«
    Ein Haufen blutiger weißer Federn lag vor dem Stall, und das, was von dem Vogel übrig geblieben war, trug deutliche Spuren eines hungrigen Wilderers. Viel war es nicht mehr.
    »Ein Fuchs? Glaubst du, das war ein Fuchs?«
    »Oder ein Marder. So ein Mist! Wenn die sich erst einmal eingeschlichen haben, dann kommen sie immer wieder. Da hilft auch dein schöner Stall nichts. Die schlängeln sich durch alle Ritzen!«
    Vor gut einem Monat hatte Almut den Anbau an ihrem Häuschen fertig gestellt. Als Tochter und Witwe von Baumeistern verstand sie sich auf das Handwerk des Mauerns. Der Stall war ein solides Gebäude aus den Bruchsteinen eines alten römischen Tempels, der sich als Trümmerhaufen auf dem Grundstück befunden hatte. Seinen Eingang schmückten sogar zwei Säulenkapitelle, was aber weder die Sau noch die Hühner, noch die mäkeligen Ziegen zu schätzen wussten.
    »Könnte uns ein Wachhund helfen?«, schlug Almut vor, aber Mettel schnaubte nur verächtlich: »Der scheucht dann das Federvieh laufend auf und macht es so verrückt, dass es keine Eier mehr legt. Eher sollten wir eine Falle mit einem Köder aufstellen. Ich werde auf dem Markt danach sehen!«
    Doch dieser Gang erübrigte sich, denn Almut stöberte kurz darauf den wahren Übeltäter auf. Er – oder besser sie – lag zusammengerollt auf zwei leeren Mehlsäcken, die die Köchin Gertrud neben dem Backofen an ihrer Hauswand liegen gelassen hatte, und schlief den tiefen, glückseligen Verdauungsschlaf einer vollkommen gesättigten Katze. Einer rabenschwarzen Katze, an der nicht das kleinste weiße Härchen zu finden war. Dafür aber vibrierten zwei weiße, verräterische Federchen an der Schnauze zart im Atemrhythmus der Schläferin. Almut fand die Räuberin trotz der eindeutigen Spuren ihres Verbrechens hübsch und strich ihr über das sonnenwarme Fell. Träge öffneten sich zwei grüne Augen, und ein wohliges Schnurren gurrte tief in der Kehle.
    »Na, so eine richtig große, ausgewachsene Katze bist du aber noch nicht!«, murmelte Almut, die sich mit den stämmigen Hofkatzen ihres Elternhauses auskannte. »Aber scheu bist du auch nicht, was? Oder bist du nur zu satt, um wegzulaufen?«
    Das Kraulen und die besänftigende Stimme brachte das Tierchen dazu, wieder die Augen zu schließen und sich genüsslich zu rekeln.
    »Was hast du denn da?«
    Gertrud war mit einem Korb Holz gekommen, um den Backofen anzuheizen, und beugte sich ebenfalls über die Mehlsäcke.
    »Den Bösewicht, der eine unserer unvorsichtigen Junghennen umgebracht hat.«
    Auch Mettel hatte sich eingefunden und starrte mit grimmigem Blick auf das schwarze Fellbündel, das sich jetzt wachsam aufrichtete und einen Buckel machte.
    »Diese kleine Teufelin war das also!«
    Sie machte Anstalten, das Tier zu packen, doch Gertrud gebot ihr Einhalt.
    »Lass sie, Mettel. Ich könnte eine Katze gut gebrauchen. Sie hält die Mäuse von den Vorräten fern!«
    »Dann halte du sie aber auch von den Hühnern fern!«
    »Wenn sie genug anderes Futter hat, wird sie die Hühner in Frieden lassen.«
    Mit einem geübten Griff hatte Gertrud die Katze aufgehoben und in den Arm genommen. Etwas erstaunt betrachtete Almut die ansonsten so mürrische und sauertöpfische Köchin, deren Gesichtsausdruck geradezu sanftmütig wurde, als das Tierchen sich vertrauensvoll an ihre Schulter schmiegte und leise Geräusche des Wohlbefindens von sich gab.
    »Damit ist das ja wohl erledigt.«
    Sie nickte Mettel zu, und plötzlich überkam sie ein Schmunzeln. Die Nachricht über dieses Findelkind würde Magda aufheitern. Noch immer lächelnd, klopfte sie an die Kammertür der Meisterin und wurde hineingerufen.
    Magda saß am Fenster und stickte eifrig an einem Altartuch. Untätigkeit erfüllte sie mit Abneigung, und selten traf man sie mit müßig in den Schoß gelegten Händen.
    »Du siehst belustigt aus, Almut!«, grüßte sie die Begine, die sich einen Hocker herbeizog.
    »Oh, Magda, Rigmundis’ Vision ist wieder einmal wahr geworden.« Sie konnte ein

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