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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kichern nicht unterdrücken. »Auf die übliche harmlose Weise. Und ich hatte mich schon gefürchtet, es könne erneut etwas sein, das eine Bedrohung für mich darstellt, wie beim letzten Mal.«
    Rigmundis’ seherische Fähigkeiten waren sehr wohl verlässlich, doch wenn sie auch meistens äußerst Angst erregende Bilder heraufbeschwor, so waren die Ereignisse, die dann eintraten, fast regelmäßig Banalitäten. Allerdings war das vor einiger Zeit anders gewesen. Da hatte ihre Vorhersage Almut betroffen und sich in erschreckender Form erfüllt. Sie hatte eine echte Gefahr gesehen, weshalb Almut diesmal mit einer gewissen Beklommenheit auf ihre Worte reagiert hatte.
    »Was ist geschehen – ist uns ein Lamm zugelaufen oder eine rot berockte Hure?«
    »Nein, ein schwarzes Untier, das eine Henne zerfleischt hat. Mettel nannte sie eine Teufelin, aber Gertrud will die Katze als Mäusejägerin in der Küche halten. Ich glaube, das ist eine gute Idee. Ich habe neulich nämlich eine große Ratte über den Hof spazieren sehen.«
    »Gut. Dann soll sie sich um das Tier kümmern.«
    »Wie geht es Rigmundis heute, Magda?«
    »Der Fuß tut ihr noch weh, aber es scheint, als ob das Fieber gesunken wäre. Aufstehen kann sie trotzdem noch nicht. Thea hilft ihr, und ich werde mich selbst um die Fürbitten kümmern, die sie halten sollte. Du könntest darauf achten, dass die fertigen Stoffe richtig abgeliefert werden.«
    Der Beginen-Konvent war ursprünglich eine Stiftung eines reichen Patriziers gewesen, doch die Frauen, die sich in ihm zusammenfanden, hatten neben Keuschheit, Dienst am Nächsten und persönlicher Bescheidenheit auch die Aufgabe übernommen, zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Gemeinschaft beizutragen. Eine ihrer ertragreichsten Einnahmequellen war die Seidweberei, eine andere das Anfertigen feiner Handarbeiten. Daneben erhielten sie Spenden für ihre Tätigkeit als Krankenpflegerinnen, Klagefrauen und Fürbitterinnen. Dank Magdas ausgezeichnetem Geschäftssinn war der Konvent zwar nicht luxuriös, aber behaglich ausgestattet.
    Die Meisterin und Almut besprachen die einzelnen Aufgaben, die anstanden, dann verließ Almut das Haupthaus, um eben diese zu erledigen. Mit einem wehmütigen Blick streifte sie den Haufen Steine und das Bauholz, das neben dem Häuschen der Apothekerin lagerte. Es war die Spende eines dankbaren Weinhändlers, der den Beginen eine Kapelle gestiftet hatte, und die Almut zu bauen beauftragt war. Aber diese erfreuliche Tätigkeit würde zunächst einmal warten müssen. Dennoch machte sie sich beschwingt an die ihr aufgetragene Arbeit, denn so oft ihr Gedanke zu der schlummernden Katze schweifte, packte sie die erleichterte Heiterkeit darüber, in welcher Art sich Rigmundis’ apokalyptische Vision erfüllt hatte.
    Das änderte sich abrupt, als sie das Lamm fand.
    Sie war gerade dabei, Clara zu helfen, die Spuren des morgendlichen Unterrichts zu beseitigen, den diese einem knappen Dutzend Mädchen erteilte, als Trine sie energisch am Ärmel zupfte. Die Miene der Taubstummen wirkte aufgeregt, und sie zerrte Almut beinahe in Richtung Stall. Das fette Schwein, das ihn normalerweise bewohnte, lag träge in der Sonne davor, und die beiden mäkeligen Ziegen waren auf dem Stückchen Wiese so angepflockt, damit sie nicht von den Pflanzen des Kräutergartens naschen konnten. Die Hühner pickten müßig im Hof nach Brotkrumen, also hätte der Stall leer sein müssen. Doch hinten in dem Verschlag fand sich etwas Ungewöhnliches. Auf den ersten Blick war Almut entsetzt und befürchtete das Allerschlimmste. Aus dem trockenen Stroh ragte ein nacktes Bein hervor, blass und mager, die Fußballen waren voller Blasen und mit getrocknetem Blut verschmiert. Es kostete sie eine ganze Menge Überwindung, sich zu bücken und die Halme beiseite zu räumen. Das Bein war nicht alleine; ein zweites fand sich, und als sie es berührte, fühlte es sich warm und lebendig an. Erleichtert seufzte sie auf und wischte mit energischem Schwung das restliche Stroh beiseite. So entdeckte sie das zweite Findelkind des Tages. Die Ähnlichkeit mit einem Lämmchen sprang ins Auge. Ein Mädchen, oder eher eine junge Frau, lag tief schlummernd auf der Erde, kurze, verwuschelte blonde Löckchen umrahmten ein sanft gerundetes Gesicht, das ein wenig schmutzig war. Ein an vielen Stellen zerrissenes, ehemals weißes Hemd verhüllte kaum die zarte, fast noch kindliche Figur.
    Almut kniete an der Seite des Mädchens nieder und berührte es

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