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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wobei mir das linke Bein kurz einknickte, weil es mir teilweise eingeschlafen war. Als ich leicht hinkend hinter dem Busch hervortrat, flog Lichners Kopf zu mir herum. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zeigte sich Überraschung auf seinem Gesicht.
    »Ich schätze, ich muss mich jetzt nicht mehr verstecken«, sagte ich zu Menkhoff und wandte mich dann Lichner zu. »Ich habe alles gehört, was Sie gesagt haben, und kann’s kaum erwarten, das vor Gericht zu wiederholen.«
    Die Geschehnisse der folgenden Sekunden kenne ich zu großen Teilen nur aus der Erzählung, denn in meiner Erinnerung existiert für die kurze Zeitspanne nur ein heilloses Durcheinander.
    Ich bemerkte aus den Augenwinkeln einen Schatten und sah mich um. Es war Luisa, die hinter dem Auto hervorgekommen war und zaghaft auf Menkhoff zuging, wobei sie Nicole mit ängstlichem Blick anstarrte. Vielleicht hatte sie mein Auftauchen als Signal gesehen, die schützende Deckung verlassen zu können.
    Als sie die vordere Ecke der Hütte erreicht hatte, kam sie ins Blickfeld ihres Vaters, der zu ihr herübersah und ihr zurief: »Luisa, geh sofort zurück.« Instinktiv drehte ich mich nach Lichner um und sah gerade noch, dass er mit einem schnellen Griff plötzlich eine Waffe in der Hand hatte und sie in Luisas Richtung schwenkte.
    Ein Adrenalinschub schoss durch meinen Körper. Menkhoff war durch Luisa abgelenkt, er würde nicht rechtzeitig reagieren können. Mit aller Kraft stieß ich mich ab und sprang nach vorne. Gleichzeitig mit einem Knall spürte ich einen heißen Schlag gegen die Schulter, der mich halb herumriss. Es gab kein Oben und kein Unten mehr, alles um mich herum schien sich in einer irrwitzig schnellen Drehbewegung zu befinden. Ich registrierte noch einen weiteren, unglaublich lauten Knall, dann wurde es dunkel.

65
    25. Juli 2009, 10.10 h
    Menkhoff saß auf dem Fußteil meines Bettes und sah mich ernst an. »Glatter Durchschuss. Du hattest Glück, Alex.«
    Ich nickte und sah auf den Verband um meine rechte Schulter und den Oberarm. »Ja, das kann man so sagen. Der Scheißkerl kann Gott sei Dank nicht sonderlich gut schießen. Wie geht es Luisa?«
    »Soweit ganz gut. Sie ist mit Frau Christ ein Stockwerk tiefer, eine Psychologin spielt mit ihr. Die haben tolle Spiele da unten.« Er lächelte ein wenig gequält. »Es … es wird dauern, bis sie wieder unbeschwert lachen kann. Aber mit der Zeit … na ja.«
    Wir schwiegen einen Moment, dann sah er mich an. »Danke übrigens. Wenn du nicht so schnell reagiert hättest …« Er schluckte. »Du hast dein Leben riskiert, um Luisa zu schützen. Werde ich dir nicht vergessen.«
    Ich winkte ab.
    »Reiner Reflex. Und du hast mit deinem Schuss
mein
Leben gerettet. Was ist jetzt mit Lichner?«
    Menkhoff hob die Schultern. »Ich hab ihn wohl an der Milz erwischt. Er liegt auf der Intensivstation, aber er wird es überleben und für lange Zeit wieder in den Knast wandern.«
    »Dass die olle Finte mit dem Aufzeichnungsgerät funktioniert hat, wundert mich ja schon.«
    Menkhoff zog eine Braue hoch. »Finte? Wie kommst du denn darauf? Ich hatte tatsächlich mein neues digitales Diktiergerät in der Hosentasche. Die Aufnahme klingt zwar teilweise, als hätte Lichner beim Reden ein Handtuch im Mund gehabt, aber das meiste kann man verstehen.«
    Ich sah auf meine rechte Hand, die auf der Bettdecke lag. Über den Handrücken zog sich ein orangefarbener Streifen. Offenbar war man sehr großzügig mit dem Desinfektionsmittel gewesen.
    »Und was ist mit Nicole?«
    Er atmete tief durch. »Sie ist sehr verstört. An manche Dinge kann sie sich ganz schwach erinnern, an vieles aber überhaupt nicht. Lichner hat sie über einen sehr langen Zeitraum fast täglich unter Hypnose gesetzt und ihr seine kranken Ideen einsuggeriert.«
    »Hypnose?«
    »Er hat ihr dabei offensichtlich irgendwelche Medikamente gegeben, um ihre Beeinflussbarkeit zu erhöhen. Eine Gehirnwäsche der perversen Art. Sie kann Luisa unmöglich selbst entführt haben, und da Lichner zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht in der Tagesstätte gewesen sein kann, bleibt nur Diesch. Der leugnet zwar noch alles, aber ich werde mich nachher selbst um ihn kümmern. Lichners Aussage reicht erst einmal, um Diesch in U-Haft zu stecken.«
    Ich nickte. »Was hat sich eigentlich in dieser Hütte abgespielt?«
    »In der Hütte? Tja«, er seufzte, »Luisa saß auf einem Stuhl in der Ecke. Sie … sie war gefesselt.«
    Es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen. »Nicole

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